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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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ging es nicht besser, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Sie spielte ihre Trinkerei genauso herunter wie den Zwischenfall auf der Toilette. „Ich habe mit dem Typ doch nicht geschlafen!“ sagte sie, womit sie das, was ihre Ehe hätte ruinieren können, als harmlosen kleinen Flirt abtat. Das machte mich irgendwie noch trauriger. War denn überhaupt nichts mehr heilig?
    „Du bist zu Hause.“ Justin saß auf Sofa Nummer drei und schaute zu mir hoch. Er tat so, als ob ich und nicht er in letzter Zeit kaum zu Hause gewesen wäre.
    Aber es tröstete mich, dass er mich vermisst hatte. In seinen Augen entdeckte ich eine Einsamkeit, die meine eigene widerspiegelte.
    „Heute Abend kein Smirk?“
    Ich lächelte. „Heute Abend kein Smirk.“ Ich blickte auf die Digitalkamera in seiner Hand „Und du hängst heute nicht mit den Leuten von deiner Crew ab?“
    „Nee. Der Job ist vorbei. Davon mal abgesehen, sind die mir langsam auf die Nerven gegangen. Pete redet über nichts anderes als das Feature, das er drehen will. Falls er jemals einen Investor findet.“ Er gab ein Grunzen von sich, als ob er wenig Vertrauen in Petes große Träume hätte.
    Es klang zugleich, als ob er in seine eigenen Träume genauso wenig Vertrauen hätte.
    „Was machst du?“ fragte ich, als er eine Diskette in die Kamera steckte.
    „Oh, ich wollte einen Spaziergang machen. Ein paar Aufnahmen. Willst du mitkommen?“
    Vielleicht lag es an seinem Blick – eine Mischung aus Hoffnung und etwas, das ich nicht recht definieren konnte – oder an meinem Wunsch, die Wohnung zu verlassen, weil Kirk die Nacht durcharbeitete und das Telefon bestimmt nicht klingeln würde. Jedenfalls nickte ich.
    Zwei U-Bahn-Fahrten weiter befand ich mich in der Upper West Side, nicht sicher, was Justin hierher geführt hatte, aber zufrieden damit, in kameradschaftlichem Schweigen neben ihm zur 71. Straße West zu laufen. Justin ließ immer wieder Bemerkungen fallen, beispielsweise über eine besonders kunstvolle Eingangstür, bevor er die Kamera darauf richtete. Ich lächelte jedes Mal, wenn er es tat, und dachte an die vielen gemeinsamen Spaziergänge, wenn wir ziellos durch die Nacht gestreift waren, während Justin versuchte, Risse, verschrammte Fassaden und außergewöhnliche Steinmauern auf Film zu bannen.
    Schließlich begann ich zu reden. Ich sprach alle Zweifel aus, die mich in den vielen einsamen Nächten ohne Kirk geplagt hatten. „Glaubst du, dass manche Menschen füreinander bestimmt sind?“
    Justin zuckte mit den Schultern. Er nahm die Kamera herunter und sah mich an. „Keine Ahnung.“
    „Was ist mit dir und Lauren?“ hakte ich nach. „Glaubst du, dass ihr zusammenbleiben werdet?“
    Er dachte einen Moment darüber nach. „Sicher. Wieso nicht. Ich meine, wer weiß schon, was passiert, wenn sie aus Florida zurückkommt?“
    Fall
s sie zurückkommt, dachte ich, sagte es aber nicht. Ich hatte nie verstanden, warum Justin sich nicht von ihr getrennt hatte, als sie beschloss, noch ein Jahr länger in Forida zu bleiben. Vielleicht liebte er sie wirklich. Oder vielleicht war er auch einfach beziehungsunfähig.
Wie du
, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Hör auf damit, du
liebst
Kirk. Liebe, Liebe, Liebe …
    „Grace und Drew haben sich getrennt“, sagte ich schnell, um das aufgeregte Geschwätz in meinem Kopf zu beenden und durch neue Sorgen zu ersetzen. Schließlich war es leichter, sich über andere Leute Gedanken zu machen. Und ich machte mir wirklich Sorgen um Grace. Vor allem, nachdem ich nun doch akzeptieren musste, dass es mit ihr und Drew wirklich vorbei war. Bis gestern Nacht hatte ich noch heimlich gehofft, dass sie wieder zusammenkommen würden. So sehr, dass ich Justin noch gar nichts von der Trennung erzählt hatte.
    „Wirklich?“ Dann lachte er.
Lachte
. „Nun, ich habe nichts anderes erwartet.“
    „Was soll das den heißen?“
    „Ach Gott, so, wie er geklammert hat. Keine Frau mag das. Vor allem keine Frau wie Grace.“
    Ich versuchte, mir den Ärger nicht anmerken zu lassen, dass er Grace so viel Beachtung schenkte: „Und was für eine Frau ist Grace denn genau?“
    „Eine schwierige.“ Er warf mir einen Blick zu und fügte an: „Ein bisschen wie du.“ Plötzlich richtete er die Kamera auf mich, vermutlich weil er befürchtete, dass ich eine Tirade loslassen könnte, es aber vor laufender Kamera nie wagen würde.
    „Mach sie aus, Justin.“ Ich schaute weg. „Bitte.“
    Er senkte seufzend die Kamera.
    „Ich bin

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