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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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jegliches Begehren und wurde durch schreckliche Panik ersetzt.
    Falls es Kirk auffiel, so zeigte er es jedenfalls nicht. Stattdessen lief er fröhlich ins Badezimmer. „Ich gehe jetzt duschen, es sei denn, du willst zuerst …?“
    „Nein, nein, geh du nur.“ Ich wühlte mich noch tiefer in die Bettdecken und schloss die Augen, als ob ich einfach einschlafen und in Newton wieder aufwachen könnte, ohne auch nur die Sicherheitskontrolle im Flughafen zu passieren. Doch als ich im Geiste Kirks Eltern vor mir sah, die mich irgendwie ziemlich streng anblickten, riss ich die Augen wieder auf.
    Mit einem Mal schien mir eine Notlandung nicht mehr das Schlimmste zu sein.
    „Und wenn sie mich nicht mögen?“ fragte ich, als Kirk kurz darauf aus dem Badezimmer kam, mit nassem Haar und einem um die Hüften geschlungen Handtuch.
    „Wenn wer dich nicht mag?“ Er stellte sich vor den Spiegel, der über der Kommode hing, und begann, sich zu kämmen.
    „Deine Eltern. Wer denn sonst?“
    Er gab keine Antwort, was nicht gerade sehr beruhigend war.
    „Kirk!“
    Er legte den Kamm auf die Kommode und drehte sich zu mir um. „Hör mal, meine Eltern sind nicht ganz einfach. Du solltest mal sehen, was für Auseinandersetzungen sie immer mit meiner Schwester Kayla haben.“ Er musterte mich einen Moment lang. „Am besten vermeidest du heikle Themen, vor allem Politik und Religion.“
    Okay, dachte ich, das fällt mir nicht schwer. Ich kannte mich in beidem nicht gut genug aus, um lange darüber zu diskutieren.
    „Und vielleicht solltest du auch nicht über Kunst sprechen. Einschließlich Theater. Seit diesem Fiasko mit der NEA-Stiftung (nationale Kunststiftung, Anm. d. Übers.) hat mein Vater seine ganz eigene Meinung über Kunstsubventionen.“
    „Kirk! Du machst es nicht gerade leicht für mich.“
    Er setzte sich neben mich aufs Bett und strich mir das Haar aus dem Gesicht. „Keine Angst, das klappt schon. Ich habe dir doch gesagt, dass meine Eltern … schwierig sind.“
    „Du sagtest merkwürdig, nicht schwierig.“
    „Kommt aufs Gleiche raus. Mach dir einfach nicht so viele Gedanken.“ Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Doch kurz noch sah ich Besorgnis in seinen Augen schimmern.
    O Gott. Was hatte ich mir da eingebrockt?
    Was ich mir eingebrockt hatte fand ich heraus, als wir in LaGuardia endlich die Sicherheitskontrolle passiert hatten, nachdem der gesamte Inhalt meines Handgepäcks genauestens unter die Lupe genommen worden war. Es war ein einziger Albtraum. In meinem Bauch wühlte die Panik, als das Flugzeug startete und ich aus dem Fenster schielte. Natürlich war ich schon zuvor geflogen. Aber nur, wenn es unbedingt notwendig war.
    Schon als wir ins Flugzeug einstiegen und ich meinen Platz am Gang neben Kirk einnahm, wurde mein Hals eng. Es fühlte sich an, als ob ich etwas gegessen hätte, gegen das ich allergisch war. O Gott, vielleicht
hatte
ich etwas gegessen, wogegen ich allergisch war.
    „Kirk, glaubst du, dass in meinem Frühstücks-Burrito Nüsse waren?“
    Er blickte von der Zeitschrift hoch, die er durchblätterte – eine der zwölf, die ich an mich gerissen hatte, als ich einen der wenigen Vorzüge von Shuttleflügen entdeckte, nämlich die kostenlosen Zeitschriften.
    Ganz offensichtlich hatte er die Nase voll von meinen Ängsten. Ich auch, ganz ehrlich, aber was sollte ich tun? Dann, als das Flugzeug auf die Startbahn rollte, fiel mir ein, dass ich immer noch beten konnte.
    Also, ich bin nicht sonderlich religiös, aber immer, wenn ich mich in Situationen wie dieser befand, also festgeschnallt in einem Stuhl, der zehntausend Meter in die Höhe befördert werden sollte, griff ich auf meinen Glauben zurück. Und als anständiges katholisches Mädchen, zu dem ich erzogen worden war, fiel mir dann auch gleich das Vaterunser und das Gegrüßet seist du Maria wieder ein. Wie jetzt …
    Vater unser im Himmel
, begann ich, schloss die Augen und faltete die Hände im Schoß, und zwar so, dass es irgendwie gebetsmäßig war, dem ahnungslosen Beobachter (wie Kirk) aber nicht auffiel (denn er sollte nicht wissen, dass ich in meiner Not sogar aufs Beten zurückgriff).
    Etwa in der Mitte des Gebets wurde ich von einer weiblichen Stimme, die durch den Lautsprecher klang, unterbrochen. „Ladies and Gentleman, bitte richten Sie nun Ihre Aufmerksamkeit auf die Flugbegleiter, die Ihnen die Sicherheitsvorkehrungen in diesem Flugzeug erklären werden.“
    Ach, stimmt. Sicherheitsvorkehrungen. Obwohl ich kein gutes

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