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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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Grace, die ich am Abend zuvor angerufen hatte, nur um zu erfahren, dass sie den heutigen Abend mit ihrer neuen besten Freundin Claudia in einer heißen neuen Bar in der Upper East Side verbringen wollte.
    Ich seufzte, als ich mir vorstellte, wie sich die beiden frohgemut über die Männer lustig machten, die ihnen zwangsläufig Getränke spendieren würden, vermutlich eher wegen Graces magnetischer Schönheit als wegen Claudias glamourösem aber völlig reizlosem Auftreten. Und auch wenn ich für nichts auf der Welt wieder ein Teil dieser Szene sein wollte, so sehnte ich mir doch danach, mit Grace sprechen zu können. Denn ich spürte alle Last der Welt auf meinen Schultern, während Kirk friedlich neben mir schlief, als ob er nicht die geringsten Sorgen hätte.
    Ich schaute auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht. Ich konnte immer noch Josh anrufen. Schließlich hatte er nie Skrupel gehabt,
mich
zu jeder Tages- und Nachtzeit anzurufen, wenn er von Ängsten oder Nervosität geplagt wurde. Dann fiel mir ein, dass Josh ja mit seiner künftigen Frau zusammenlebte, und ich war sicher, dass Prinzessin Emily nicht gerade glücklich wäre, wenn ich sie in ihrem Schönheitsschlaf störte. Davon mal abgesehen, dass diese Ratte sich in letzter Zeit nun wirklich nicht wie ein Freund benommen hatte.
    Aber es gab noch jemanden, den ich immer anrufen konnte, zu jeder Uhrzeit, Tag und Nacht. Justin. Ich wusste, dass er noch wach war. Er war genauso eine Nachteule wie ich.
    Ich schlüpfte aus dem Bett, schloss die Tür vorsichtig hinter mir, damit Kirk nicht aufwachte, und schlich ins Wohnzimmer.
    Justin nahm beim zweiten Klingeln ab. „Hallo?“
    „Hallo“, sagte ich. Mit einem Mal wurde mir bewusst, wie seltsam es war, mitten in der Nacht mit Justin zu telefonieren. Ich meine, normalerweise hatte ich keinen Grund den Mann anzurufen, mit dem ich sowieso einen Großteil meiner Zeit verbrachte.
    „Hallo Angie. Was ist los? Wo bist du?“
    „Ich bin bei Kirk. Ich rufe nur an …“ Ich hielt inne, weil ich gar nicht mehr wusste,
warum
ich anrief. „Ich rufe nur an, um zu fragen, wie es dir geht …“ Das klang wie die Wahrheit, denn ich machte mir Sorgen um ihn, seit wir gemeinsam durch die ganze Upper West Side spaziert waren. Aber wegen der Aufregung um dieses Wochenende hatte ich nie wirklich die Möglichkeit gefunden, mit ihm zu sprechen.
    „Mir? Mir geht’s gut“, sagte er, als ob er nicht vor ein paar Tagen sein Innerstes vor mir entblößt hätte. „Bist du okay?“
    „Ich?“
    „Ja, denn wenn du reden willst, könnte ich dich gleich zurückrufen. Ich habe Lauren auf der andern Leitung. Ferngespräch.“
    Fragen Sie mich nicht, warum mich das überraschte. Vielleicht, weil ich den Eindruck hatte, dass Lauren seltener anrief als früher.
    „Nein, ist schon gut“, sagte ich. „Ich gehe sowieso bald ins Bett. Ich wollte dir nur … auf Wiedersehen sagen.“
    „Schön. Gute Reise.“ Er machte eine Pause. „Und keine Angst wegen dem Flug. Wird schon gut gehen.“
    Ich lächelte. Wenigstens er verstand, warum ich angerufen hatte. Doch nachdem er aufgelegt hatte und ich wieder in der stillen Dunkelheit alleine war, fühlte ich mich einsamer als jemals zuvor.
    Du bist nur müde. Es ist spät!
sagte eine innere Stimme, die verdächtig wie die meiner Mutter klang.
Geh ins Bett. Du wirst das ganze Wochenende mit einer Menge Leute verbringen
.
    Und nicht mit irgendwelchen Leuten. Nein. Mit Kirks Leuten.
    Ich brauchte eine Zigarette.
    Bevor ich noch recht wusste, was ich tat, zog ich die Flip-Flops an und trat durch die Wohnungstür, ohne einen wirklichen Plan im Kopf zu haben. Doch ich hatte dieses dringende Bedürfnis, das ich seit meiner Ein-Päckchenpro-Tag-Periode im College nicht mehr verspürt hatte. Ich war bereits im Fahrstuhl, als mir aufging, dass es nicht gerade das Klügste war, in Boxershorts und Tanktop die Third Avenue entlangzulaufen, um Zigaretten zu kaufen. Ich trage ja nicht mal einen BH, dachte ich, beugte die Knie und wackelte probehalber. Hmmmm …
    Die Fahrstuhltür öffnete sich, und wie ein Retter in silberblauer Sicherheits-Uniform saß Henry über eine Zeitung gebeugt in der Halle.
    „Hallo Henry“, sagte ich, als wäre es völlig normal, im Pyjama durch die Einganshalle zu spazieren.
    „Hallo Schönheit.“ So begrüßte er mich immer – auch ein Grund, warum ich Henry anhimmelte. „Wieso sind Sie um die Zeit noch wach?“
    „Kann nicht schlafen.“ Ich näherte mich seinem Tisch und

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