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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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Kirk ziemlich ähnlich – das gleiche eckige Gesicht mit den wunderschönen Augenbrauen, das gleiche dunkle Haar. Aber sie wog etwa fünfzig Pfund mehr als er. Sie war nicht gerade fett – sie trug ihr Gewicht ganz gut, vermutlich dank ihrer Größe (sie war fast so groß wir Kirk, der einsachtzig war), ihrer breiten Schultern und ihrer fraulichen Hüften. Ihre Augen hatten dieselbe silbergraue Farbe wie Kirks. Sie verzog ihren großen Mund zu einem Lächeln.
    „So, so, so, die Freundin“, sagte sie, nachdem Kirk uns einander vorgestellt hatte. „Freut mich.“ Dann, bevor ich noch recht wusste, wie mir geschah, riss sie mich in eine Umarmung, die mir beinahe die Knochen brach. „Ich dachte, ich hole euch besser selbst ab, um euch eine Fahrt mit den Eltern zu ersparen“, sagte sie. „Kirk weiß, wie Dad sich aufführt, wenn er in einen Stau gerät.“ Dann, mit tiefer Stimme, die wohl die von Mr. Stevens imitieren sollte, sagte sie: „Unerträglich!“
    „Fang nicht schon wieder damit an, Kayla“, warnte Kirk.
    „Ich soll nicht anfangen?
Sie
haben bereits angefangen. Ich bin heute Morgen angekommen und habe sofort die ganze Ladung abbekommen. Es ging ausgerechnet um die Schwierigkeiten bei interrassischen Beziehungen. Offenbar hatten sie sich wieder Dr. Laura angehört …“ Sie verdrehte die Augen, und wandte sich dann an mich: „Keine Angst. Sie werden sich bestens benehmen, solange du da bist. Sie können es gar nicht erwarten, dich kennen zu lernen. Ich glaube, Kirk hat niemanden mehr mit nach Hause gebracht, seit …
Susan
.“
    „Stimmt“, sagte Kirk mit so grimmigem Gesicht, dass ich am liebsten wieder ins Flugzeug gestiegen wäre.
    Denn mit einem Mal wollte ich lieber eine kaputte Benzinanzeige riskieren, als Kirks schreckliche Eltern kennen zu lernen.

14. KAPITEL
    I ch hätte die roten Pantoffeln einpacken sollen …
    Die Ängste, die Kirk in mir ausgelöst hatte, wurden von Kaylas ironischen Kommentaren auf der Fahrt mit ihrem VW Jetta vorübergehend beseitigt. Das Auto war offenbar ein weiterer Streitpunkt zwischen Kayla und ihren Eltern, die immer gepredigt hatten, amerikanische Produkte zu kaufen. Ich erfuhr auch, dass Kayla ihren letzten Freund verlassen hatte (Sie wissen schon, den, der die Familie bereits kennen gelernt hatte) und sich von einem Bekannten malen ließ, dieses Mal komplett nackt. „Wartet erst mal ab, bis Mom und Dad herausfinden, dass ich so viel Zeit mit Lars verbracht habe, und zwar
nackt.“
So langsam fand ich ihr Kichern ansteckend.
    Ich begann zu glauben, dass alles gut gehen würde an diesem Wochenende, allerdings nur so lange, bis wir die Autobahn verließen und in Newton einbogen. Plötzlich waren wir von weißen Lattenzäunen und dreistöckigen viktorianischen Gebäuden umgeben und von der saftigsten Landschaft, die ich je gesehen hatte. Ich kam mir vor, wie in einem Gemälde von Norman Rockwell, und das machte mich ein wenig nervös. Schließlich hatte ich noch nie jemanden wie mich in einem Norman Rockwell Gemälde gesehen.
    Und Mr. Und Mrs. Stevens auch nicht, wie ich feststellte, als wir den Wagen geparkt hatten und hinter einen dieser weißen Lattenzäune getreten waren.
    „Sie müssen Angela sein!“ rief Mrs. Stevens, nachdem sie und Mr. Stevens Kirk umarmt hatten. Sie standen da und betrachteten mich, als ob sie nicht wüssten, ob sie mich auch umarmen oder lieber gleich aus dem Haus jagen sollten. Sie wirkten jünger als Ende sechzig und waren größer, als ich sie mir vorgestellt hatte. Sie überragten mich um einiges in ihren Nylon-Trainingsanzügen, die ich zum letzten Mal etwa 1986 gesehen hatte.
    „Sie sieht irgendjemandem ähnlich, Phil.“ Mrs. Stevens wandte sich an ihren Mann. „Dieser Schauspielerin, du weißt schon, wen ich meine.“
    „Woher in Gottes Namen soll ich wissen, von wem du sprichst?“ Mr. Stevens betrachtete seine Frau fassungslos.
    „Die eine, die die misshandelte Frau gespielt hat, die diesen armen Jungen verführt …“
    „Marisa Tomei?“ fragte Kirk und betrachtete mich, als müsse er überprüfen, ob ich der misshandelten Frau und Verführerin tatsächlich ähnlich sah.
    „Das höre ich oft.“ Wobei ich nicht wusste, ob das ein gutes Zeichen war.
    „Ist Marisa Tomei nicht hispanischer Abstammung?“ fragte Mr. Stevens und musterte mich jetzt ein wenig misstrauisch. „Du hast doch gesagt, Angela sei Italienerin!“ schrie er praktisch seinen Sohn an, als ob der ihm wichtige Informationen vorenthalten

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