Ein Blick genuegt
wie es ist, wenn ich wütend werde.” Er ließ sie los und wandte sich ab. „Geh ins Be tt, Julianna, oder du findest es heraus.”
Er würde ihr nicht weh tun, jedenfalls nicht körperlich, da war sie sich sicher. Aber sie sah seine angespannte Haltung, konnte seine Wut förmlich spüren. Eine kluge Frau würde jetzt wahr scheinlich gehen. Aber was sie in diesem Moment empfand, betraf ihr Herz und hatte nichts mit Klugheit zu tun.
„Ich möchte nicht ins Bett gehen, Lucas.” Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, als sie die Hand ausstreckte und seinen Rücken berührte. „Nicht allein.”
Sein Kopf fuhr herum. Für den Bruchteil einer Sekunde lag Überraschung in seinem Blick.
Dann war wieder die Wut da und noch stärker als vorher.
„Wie kommst du auf die Idee, ich könnte dich jetzt wollen?”, fragte er kühl. „Oder glaubst du, wenn du mich dazu einlädst, mit dir zu schlafen, kannst du dein Gewissen entlasten?”
Seine Worte versetzten ihr einen Stich, als hätte er sie geschla gen. Sie ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück. Heute Morgen hatte sie gedacht, dass zwischen ihr und Lucas eine Nähe bestanden hätte. Nicht, als sie im Hotel fast miteinander geschlafen hätten - das war reiner Sex gewesen. Aber hier, im Haus, als sie auf dem Bett seiner Mutter gesessen hatten.
Dann hatte sein Handy geklingelt, und er hatte sie wieder von sich gestoßen, als er durch das Feuer an die Vergangenheit erinnert wurde. Was für ein Dummkopf war sie doch gewesen, zu glauben, dass sich zwischen ihnen etwas geändert hatte.
Doch sie würde nicht weinen. Nicht hier, vor ihm. Etwas von ihrer Selbstachtung hatte sie sich noch bewahrt. Ruhig hob sie das Kinn und schaute ihm in die Augen.
„Der Klempner war heute Nachmittag hier und hat das Waschbecken im Gästebad angebracht”, sagte sie gelassen. „Er will dich morgen noch einmal anrufen, um mit dir über den Aus tausch der Rohre im Erdge schoss zu reden.”
Sie drehte sich um, erstaunt darüber, dass ihre Beine sie tatsächlich trugen. „Ich habe deine Autoschlüssel auf den Esstisch gelegt, falls du sie morgen Früh brauchst. Gute Nacht.”
Bedächtig eine Stufe nach der anderen nehmend, ging sie hinauf. Doch oben vor dem Treppenabsatz hatte Lucas sie eingeholt, schnappte nach ihrem Arm und wirbelte sie zu sich herum.
„Immer ganz die Eisprinzessin, nicht wahr? Komm mit mir ins Bett. Lucas”, äffte er sie nach und drängte sie gleichzeitig gegen die Wand. „Und übrigens der Klempner war da.”
„Was willst du von mir?”, stieß sie hervor. „Ich weiß nicht, was du willst.”
„Das hier, Julianna.” Er riss sie an sich. „Du weißt, dass ich das hier will. Du hast es immer gewusst.”
Er presste seinen Mund hart auf ihren. Sie schnappte nach Luft, und er nutzte seinen Vorteil, indem er mit der Zunge zwischen ihre Lippen drang und sie tief in ihren Mund schob.
Er schien völlig die Kontrolle über sich verloren zu haben, und Angst und Erregung bemächtigten sich ihrer.
Sein muskulöser Körper drückte sich an ihren. Wieder und wieder nahm er gierig Besitz von ihrem Mund. Sie konnte nicht atmen, nicht denken. Sie hatte es gewollt, hatte ihn gewollt, aber nicht, wenn es mit solcher Wut, solch rasendem Zorn geschah. Sie könnte protestieren und war sicher, dass er mit diesem Wahnsinn aufhören würde, aber sie hatte einfach keine Kraft mehr, sich gegen ihn zu wehren.
Also ließ sie ihn gewähren, ließ es zu, dass er sie mit seinen Küssen förmlich überwältigte.
Sie spürte, dass sie in seinen Armen zusammensackte, dass die Erregung, die sie noch vor wenigen Sekunden gefühlt hatte, sich in Kälte verwandelte. Vielleicht hatte er Recht.
Vielleicht hatten alle Recht. Vielleicht war sie aus Eis.
Nur schwach war Lucas sich bewusst, dass Juliannas Hände von seiner Brust glitten und ihre Arme jetzt schlaff nach unten hingen. Das Gefühl ihres Körpers, der sich an seinen schmiegte der Geschmack ihrer süßen Lippen, hatten ihn überwältigt und in einen Taumel der Leidenschaft gerissen. Ein nie gekanntes Verlangen hatte ihn gepackt, und die Verzweiflung, mit der er sie wollte, erschreckte ihn und machte ihn rasend.
Keine Frau hatte ihn je so aus dem Gleichgewicht gebracht. Er fühlte sich schwach, besiegt und außer Kontrolle.
Als er ihr Gesicht berührte und Tränen spürte, schämte er sich.
Er ließ die Hände sinken und trat zurück. Der Flur war nur schwach beleuchtet, aber er konnte sehen, dass ihre Haare zerzaust auf
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