Ein Blick genuegt
lassen. Wir können es auch in eins der anderen Schlafzimmer stellen, wenn es dir nicht gefällt.”
„Es ist wunderschön”, hauchte sie. „Natürlich bleibt es hier.”
Er schien sich zu entspannen, nachdem sie das Bett akzeptiert hatte, und sie überlegte, warum er befürchtet hatte, sie würde es nicht wollen. Sie wussten so wenig voneinander.
„Erzähl mir von deiner Mutter. Wie war sie?”
Sichtlich überrascht von ihrer Frage, schaute Lucas auf und strich dann über die alte Patchworkdecke, die auf dem Bett lag. „Sie war Irin, die Nichte eines Ranchers in Dallas, für den mein Vater die Pferde zuritt. Als ich klein war, hat sie mir witzige irische Lieder vorgesungen, über die ich immer lachen musste. Katherine Ryan nannte mein Vater sie, wenn er sich über sie geärgert hatte. Was ziemlich häufig vorkam. Sie konnte nämlich reichlich störrisch sein.”
„Und du warst natürlich ein ganz lieber Junge.” Sie setzte sich auf das Bett. „Offensichtlich kommst du nach deinem Vater.”
Er bedachte sie mit einem vielsagenden Blick, doch um seine Mundwinkel zuckte ein kleines Lächeln. „Du warst damals wahr scheinlich erst sechs oder sieben, aber meine Mutter kam ab und zu hierher. Deine Großmutter hat ihr beigebracht, wie man Patchwork Arbeiten macht. Abgesehen von dem Bett und ein paar Fotos ist diese Decke das Einzige, was mir von ihr noch ge blieben ist.”
„Grüne Augen”, murmelte Julianna und war selbst überrascht, als plötzlich das Bild einer Frau vor ihr auftauchte. „Sie hatte wundervolle grüne Augen und lockiges braunes Haar. Ich erinne re mich. Deine Mutter war schön. Einmal hat sie mir einen Lolli geschenkt, als ich hier war.”
Lächelnd setzte Lucas sich auf die Bettkante und starrte dann auf das Kopfteil. Langsam verlor sich sein Lächeln. „Sie war schon lange krank, bevor mein Vater davon wusste. Als ihre Krankenversicherung auslief, nahm er eine hohe Hypothek auf die Ranch auf. Sechs Monate, nachdem sie gestorben war, übernahm dein Vater die Hypothek und wollte den Kredit zurückhaben. Als mein Vater nicht zahlen konnte, nahm dein Vater ihm das Land weg.
Ich war gerade erst zwölf.”
Sie holte tief Luft. Was sollte sie dazu sagen? Es tut mir Leid? Das klänge so hohl, so banal, und Lucas Gesichtsausdruck wirkte so finster. Es beschämte sie, dass sie Mason Hadleys Tochter war, dass sie vielleicht sogar die Chance gehabt hätte, Thomas Blackhawk zu retten und es nicht getan hatte.
Obwohl die Sonne ins Zimmer schien, war ihr plötzlich kalt, und auch wenn sie sich verzweifelt danach sehnte, die Hand nach Lucas auszustrecken, konnte sie es nicht. Was damals geschehen war, würde immer zwischen ihnen stehen. Daran würde sich nichts ändern.
Sie wollte aufstehen, um ihn allein zu lassen, doch da griff er nach ihrem Arm. „Ich erinnere mich auch an deine Mutter. Sie hatte das gleiche Haar wie du und ein nettes Lächeln.
Sie duftete nach Jasmin.”
„Das Parfüm hieß ,Jasminnächte’”, erwiderte sie versonnen. „Sie benutzte es vor ihrem Unfall immer.”
„Und danach?”
Sie dachte an die langen, schmerzlichen Stunden der Therapie, die traurigen Stimmungen ihren Mutter und schließlich den Alkohol. „Danach war nichts mehr wie vorher. Sie existierte einfach nur noch, gefangen in ihrem Rollstuhl.”
„Und du hast dich um sie gekümmert”, stellte er fest.
„Ich habe sie geliebt.” Erneut fuhr sie mit einem Finger über das geschnitzte Holz. „Sie war das Beste, was ich hatte.”
Lucas lockerte den Griff um ihren Arm. „Julianna, ich …”
Sein Handy klingelte, das er in der Jackentasche trug, und er ließ die Hand sinken, stand auf und meldete sich.
„Ja?” Er kniff die Augen zusammen und warf ihr einen scharfen Blick zu. „Ich komme sofort.”
Er war schon an der Tür, als sie ihm nachrief: „Lucas, was ist los?”
Ohne sich umzudrehen, antwortete er. „Jemand hat im Hotel Feuer gelegt.”
7. KAPITEL
„Hier ist es angezündet worden, Lucas.” Ray Peterson, ein ehe maliger Schulfreund von Lucas und heute Feuerwehrchef von Wolf River, zeigte in die ausgebrannte Abstellkammer in der hinteren Ecke der Hotelküche. „Sieht aus, als wäre ein Haufen Lappen und Zeitungen in brennbare Reinigungsflüssigkeit getaucht worden.”
Das Feuer war schon gelöscht worden, bevor Lucas das Hotel erreicht hatte, aber der Brandgeruch hing noch immer in der Luft. Zum Glück war der Brand frühzeitig entdeckt worden, und die Feuerwehr hatte schnell
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