Ein Blick genuegt
eine Frau ihn so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht.
Und das gefiel ihm überhaupt nicht.
Plötzlich musste er an ihren Gesichtsausdruck denken, als sie herausfand, dass sie hier in diesem Haus leben würden. Es war das erste Mal gewesen, dass ihr Lächeln auch ihre Augen erreicht hatte, das erste Mal, dass sie entspannt wirkte.
Er schloss die Tür mit einem leisen Klick. Er würde sie nicht aufwecken. Er war viel zu aufgewühlt, um ihr jetzt gegenüberzutreten. Morgen früh würde es leichter sein, dann wäre er nicht mehr so angespannt und hätte alles wieder unter Kontrolle.
Ich werde ein Bier zur Entspannung trinken, dachte er und ging in die Küche, während er gleichzeitig wünschte, es gäbe einen härteren Drink im Haus.
„Lucas?”
Vor Schreck lief er geradewegs gegen den Türrahmen der Küchentür, stieß sich den Kopf und fluchte dann laut.
Julianna schaltete das Licht im Eingangsbereich ein und kam eilig auf ihn zu. Ihr Morgenmantel war lang und geblümt. Rosen, stellte er fest, und obwohl sein Kopf höllisch schmerzte, fragte er sich, was sie wohl darunter trug.
„Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.”
„Sag das meiner Nase.” Er berührte sie vorsichtig, um zu prüfen, ob nichts gebrochen war.
„Lauerst du den Leuten immer in der Dunkelheit auf?”
„Nicht oft. Alles in Ordnung?” Sie schaute zu ihm auf, und der Schalk in ihren Augen widersprach ihrer Besorgnis. „Möchtest du etwas zum Kühlen?”
Ich möchte, dass du dich ausziehst, hätte er fast gesagt, drehte sich dann aber rasch von ihr weg. „Nein, lass nur. Geh wieder ins Bett.”
„Ich möchte mit dir reden, Lucas.”
Reden? Das war das Letzte, wonach ihm im Moment war. Die Zähne zusammenbeißend, öffnete er den Kühlschrank, suchte nach einem Bier und förderte schließlich Kakao zutage.
„Es ist spät.” Er hob den Karton zum Mund. „Und es war ein höllisch anstrengender Tag.”
„Mein Vater hat das Feuer gelegt, oder?”
Er nahm einen großen Schluck und wischte sich danach mit dem Handrücken über den Mund. „Wir wissen es nicht.”
„Aber du glaubst, dass er es gewesen ist, stimmt’s?”
Seufzend stellte er den Rest des Kakaos zurück in den Kühlschrank und schloss die Tür.
„Ich habe jemanden engagiert, der sich darum kümmert.”
Tatsächlich war der Detektiv, den er auf Hadley angesetzt hatte, heute Vormittag ins Hotel gekommen und hatte besorgt berichtet, dass Hadley ihn in der letzten Nacht für einige Stunden abgehängt hatte, bevor er dann wieder in seinem Motel aufgetaucht war.
„Ich wusste nicht, was er vorhat, Lucas. Ehrlich nicht.”
„Wer hat denn so etwas behauptet?”, fragte er vorsichtig.
„Er kam letzte Nacht ins Hotel.”
Er musste sich sehr beherrschen, um nicht die Fäuste zu ballen. „Dein Vater?”
„Irgendwie hat er herausgefunden, dass ich in der Hotelbar gearbeitet habe.”
Ihm lagen mehrere Dinge auf der Zunge, wovon Julianna jedoch sicherlich nichts hören wollte. „Ich hatte Leute beauftragt, die auf ihn aufpassen sollten. Wie konnte er ungesehen hineinkommen?”
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher. In der Bar ist es ziemlich dunkel, und wir waren mit einer Gruppe von Ranchern aus Austin beschäftigt. Er kam und ging so schnell, dass ich mich hinterher fragte, ob ich es mir nur eingebildet hätte. Du und Nick ihr kamt ungefähr dreißig Minuten später.”
Aber sie hatte ihm nichts davon erzählt. Weder letzte Nacht noch heute Morgen oder als sie mit ihm ins Hotel gefahren war. Kein Wort. Jetzt ballte er doch die Fäuste. „Veranstalten wir hier ein Quiz, oder wirst du mir erzählen, was er gesagt hat?”
„Er sagte, dass du mit dieser ganzen Sache nicht durchkommen würdest, dass seine Anwälte daran arbeiten würden und wenn er mit dir fertig sei…”
Sie brach abrupt ab, und er packte sie an den Schultern. „Wenn er mit mir fertig ist, was dann?”
Tief Luft holend, hob sie den Blick und schaute ihn an. „Dann würdest du wünschen, dass du so gut davongekommen wärst wie dein Vater.”
Bei der eiskalten Wut, die Julianna in Lucas Augen sah, überlief sie ein Frösteln. Das war genau der Grund, warum sie es ihm nicht erzählt hatte, weil sie nicht ertragen konnte, wenn er sie so anblickte.
„Ich weiß, dass ich es dir sofort hätte sagen sollen”, flüsterte sie, während Angst in ihr hochkroch. „Aber du warst gestern Abend in der Bar schon so wütend auf mich.”
„Wütend? Du hast ja keine Ahnung,
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