Ein Boss zum Träumen
sie.
„Weil ich es wollte.“ Er sagte es, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Seine Antwort irritierte sie. Sie war ganz untypisch für ihn. „Du darfst das nicht noch mal tun.“
„Warum nicht?“
Verwirrt über ihr eigenes Verhalten, stemmte sie die Hände in die Hüften. „Weil unsere Beziehung rein geschäftsmäßig bleiben muss.“
„Aber mir hat es gefallen.“ Er beugte sich zu ihr hin. „Dir schien es auch gefallen zu haben.“
„Das hat überhaupt nichts damit zu tun.“
Er lächelte flüchtig. „Wirklich nicht? Ehrlich gesagt, es hat mich selbst ziemlich kalt erwischt – oder sollte ich sagen: heiß erwischt? Außerdem hast du aufgehört zu weinen.“
„Deshalb hast du mich wohl kaum geküsst.“
„Nicht? Weswegen dann?“
„Es ist diese Nähe. Ich wusste, dass es ein Problem sein würde.“
„Wenn du von vornherein gewusst hast, dass du mich attraktiv findest, warum hast du den Job dann überhaupt angenommen?“
„Ich habe gedacht, ich kann dich nicht leiden.“ Jetzt war sie total durcheinander.
„Mir ging es genauso. Offenbar haben wir uns beide geirrt.“
Warum blieb er bloß so verdammt gelassen und ruhig … Warum schien er so ohne Weiteres damit klarzukommen, was für sie beide ein gewaltiges Problem werden konnte?
Sie musste erst einmal in Ruhe über alles nachdenken. Abwehrend hob sie die Hände und drehte sich um. „Ich gehe zu Bett.“
„Um neun Uhr schon?“
Sie stand bereits auf der ersten Treppenstufe.
„Träum schön, Shana.“
Das war doch die Höhe! Er machte sich über sie lustig! Kurz entschlossen drehte sie sich um, ging zurück zu ihm, nahm seinen Kopf in die Hände, zog ihn zu sich hinunter und küsste ihn so leidenschaftlich, dass ihm Hören und Sehen verging. Er verlor jedoch keine Zeit, sondern legte die Hände auf ihren Po und zog sie an sich.
Sie stöhnten beide, als der Kuss drängender, heißer, fordernder wurde. Ihre Zungen spielten miteinander, und Shana stellte sich auf die Zehenspitzen, um mehr von seinem Mund zu spüren. Sie hätte ewig so weitermachen können … doch dann ließ er seine Hände emporwandern, berührte ihre Brüste, fand die harten Spitzen durch den Stoff ihrer Kleidung. Es war, als hätte jemand das Licht angeknipst.
Wach auf, du Dummkopf! Zum Teufel noch mal, wach endlich auf!
Sie löste sich von ihm und zwang sich zu einem Lächeln. Scheinbar unbeeindruckt sagte sie: „Träum du auch schön, Kincaid.“
Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und stieg die Stufen hoch, ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen – was sie einiges an Willenskraft kostete.
Der Duft von gebratenem Speck stieg Kincaid in die Nase, als er am nächsten Morgen die Tür seines Schlafzimmers öffnete. Eine Nacht voll intensiver Träume lag hinter ihm. Mehrfach war er mit rasendem Herzen aufgewacht und stellte fest, dass er die Bettdecke beiseitegetreten hatte. Nach wie vor bedauerte er nicht, sie geküsst zu haben, aber ihm war klar, dass sie so nicht weitermachen konnten.
Gegen Morgen war er zu der Überzeugung gekommen, dass so etwas früher oder später passieren musste. Ihre ständigen Kabbeleien hatten einen Grund – aber es lag nicht daran, dass sie einander nicht leiden konnten. Oberflächlich betrachtet mochte es so aussehen, doch es stimmte nicht. Da war immer eine Spannung zwischen ihnen gewesen, allerdings von anderer Art, als sie beide vermutet – oder sich eingeredet – hatten.
Von Anfang an war er sich der Tatsache bewusst gewesen, dass es nicht einfach wäre, mit ihr unter einem Dach zu wohnen. Freilich hatte er nicht damit gerechnet, dass sich die Dinge so schnell ändern würden.
Kincaid ging hinunter. Emmas Geplapper hätte ihn eigentlich beruhigen sollen, denn das hieß, dass er nicht mit Shana allein sein würde. Er musste einfach über den Vorfall vom vergangenen Abend hinweggehen und hoffen, dass sie das Spiel mitspielte. Und dann würde er so schnell wie möglich zu seiner Arbeit aufbrechen.
Dummerweise begleitete sie ihn an diesem Morgen.
„Guten Morgen.“ Shana stand am Herd und warf ihm einen kurzen Blick zu, als er in die Küche kam. „Der Kaffee ist fertig.“
„Danke.“ Er holte einen Becher aus dem Schrank und füllte ihn. Emma war still geworden. Aufmerksam und mit ernstem Gesicht beobachtete sie jede seiner Bewegungen. Ihre Augen waren vom gleichen lebhaften Grün wie die ihrer Mutter.
Wenn Kincaid daran dachte, dass er in gewisser Weise jetzt auch Verantwortung für Emma
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