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Ein Clochard mit schlechten Karten

Ein Clochard mit schlechten Karten

Titel: Ein Clochard mit schlechten Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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gingen mit mir nach hinten. Ein dritter untersuchte
inzwischen das Wageninnere. Tatsächlich, das hintere Nummernschild konnte nicht
mit dem Schloß von Chenonceaux oder anderen
Licht-Ton-Spektakeln konkurrieren. Vor ein paar Monaten war mir dasselbe
passiert. Hatte gedacht, die Werkstatt hätte bessere Arbeit geleistet. Ich
erklärte das meinen beiden Flics , als einer in Zivil
hinzukam.
    „Und?“ fragte er.
    „Kein Algerier“, war die
Antwort.
    „Es gibt nicht nur Algerier“,
knurrte der Neue. „Ihre Papiere, bitte!“
    Der Befehl galt mir. Ich führte
ihn aus. Eine weitere Taschenlampe trat in Aktion.
    „Aha! Privatdetektiv.“
    „Ja. Wir sind sozusagen
Kollegen.“
    „Sozusagen, ja.“
    Er gab mir die Papiere zurück.
Aus dem Schatten sagte der, der meinen Wagen inspiziert hatte:
    „Nichts Verdächtiges im Wagen.“
    „Was ist denn los?“ fragte ich.
    Der Inspektor gähnte:
    „Vor ‘ner halben Stunde ist aus
einem Wagen ‘ne Salve und ‘ne Handgranate losgelassen worden. Beides in ein
arabisches Bistro, hier im Viertel.“
    „Ach! Afro-Erpresser,
Steuereintreiber, politische Rivalitäten und der ganze Scheißkram?“
    „Genau.“
    „Bedaure, ich war’s nicht.“
    „Sie bedauern das?“
    „Nur so ‘ne Redensart.“
    „Hm... Die Beleuchtung muß aber
repariert werden, ja?“
    „Sofort morgen früh.“
    Der Arm des Gesetzes beschrieb
eine großzügige, befreiende Geste. Sah aus, als würde er was Dreckiges in den
Papierkorb werfen.
    „Und wischen Sie sich den
Lippenstift ab, bevor Sie ins Bett gehen!“
    Daß die einem auch immer
Ratschläge erteilen müssen! Die können gar nicht anders.
    Nachdem nun alles geregelt war,
stiegen die Flics türenknallend wieder ein und fuhren
los. Ich wischte den Lippenstift nicht ab, ging aber ins Bett. Das wollte ich
sowieso.
    Bevor ich einschlief, kehrten
meine Gedanken noch einmal zu Paul Demessy zurück.
Einer, der ohne Pauken und Trompeten seine Frau verläßt, ist manchmal schwerer
wiederzufinden als einer, der überfallen worden ist. Das wußte ich aus Erfahrung.
Dennoch, bei Demessy witterte ich noch was anderes.
Dieses Geld... Es ließ mir einfach keine Ruhe. Wo zum Teufel hatte er’s sich
besorgt? Wenn ich die Goldgrube fand, würde sich das andere von selbst finden.
Das spürte ich. Mir kam ‘ne Idee. Demessy war
Hilfsarbeiter bei Citroën, war aber als Kfz-Mechaniker relativ begabt. Die
großen Automobilfirmen hüten ihr Fabrikationsgeheimnis mehr oder weniger
ängstlich. Sollte Demessy vielleicht... Ich verwarf
den Gedanken wieder. Wenn er bei Citroën Pläne oder so was geklaut hatte, hätte
man ihm bestimmt mehr als zwanzig Riesen gezahlt. Nun, die Summe hatte mir
Hortense genannt. Vielleicht besaß er mehr. Diese Seite mußte ich noch
beleuchten. A propos Seite: Ich drehte mich auf die
andere und schlief ein.

7
     
    Seinen Worten zufolge hieß er
so ähnlich wie Kahil Cherif. Wie bei den meisten
seiner Landsleute war seine Kleidung zusammengesucht. Wohl ‘ne ethnische
Besonderheit oder Begabung. Egal was sie anhaben, alles sieht aus wie ‘n
hängender Sack.
    Er saß vor einer Tasse Kaffee
im Bistro- tabac an der Place Fernand- Forest . Allein, müßig, unbeweglich. Wartete auf mich und
starrte vor sich hin, vielleicht auf die Freiheitsstatue, die ihre erloschene
Fackel auf dem Pont de Grenelle schwang. Dachte er
sich einen Trick aus? Angeblich hatte er Informationen zu verkaufen über Demessy .
     
    * * *
     
    Den Mann schickte der Himmel.
Allah sei Dank. Ohne diesen Zeugen hätte ich die Suche nach dem Nestflüchter
vielleicht bald aufgegeben.
    Ich hatte vergessen, vor dem
Einschlafen den Wecker aufzuziehen. Ergebnis: Gegen Mittag wachte ich auf,
einen üblen Nachgeschmack im Mund. Kam wohl von den ergebnislosen
Nachforschungen am Vorabend. Oder vom weißen Rum im Bal Nègre . Oder vom Sauerkraut in der Brasserie Alsacienne , den ich mit zuviel Traminer begossen hatte. Egal. Ich hatte Zeit genug, den Kater zu pflegen. Demessy konnte mir gestohlen bleiben. Ganz schön verwickelt
die Geschichte. Einer, der seine Frau ohne Pauken und Trompeten verläßt, ist
manchmal schwerer wiederzufinden als... Ach ja, das Thema hatten wir schon.
Wortwörtlich sogar. Gut. Ich brachte meinen Wagen in die Werkstatt. Sollte der
Mechaniker mir eine Neonröhre oder sonstwas an mein
Nummernschild montieren. Hauptsache, das Ding war nachts zu sehen. Bloß keinen
Ärger mit den Flics !
    Dann aß ich ‘ne Kleinigkeit und
ging ins Büro. Hélène hing am

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