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Ein Cowboy für Bille und Zottel

Ein Cowboy für Bille und Zottel

Titel: Ein Cowboy für Bille und Zottel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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und sich stundenlang unterhalten. Das einzige, was Bille an Tom nicht gefiel, war, daß er nicht mehr lachte. Immer schien er bedrückt und traurig, und wenn sie von den kommenden Monaten sprach, vom Frühling, von den Fohlen, von den Turnieren im Sommer, dann winkte er nur ab. Für Pferde schien er sich nicht mehr zu interessieren.
    „Ich bin so gespannt, wie Sternchens Fohlen aussehen wird“, sagte Bille eines Tages. „Ist es nicht wundervoll, daß sie es nicht verloren hat?“
    „Ja, ich freue mich für Bettina. Ihr müßt mir dann schreiben, wie es aussieht.“
    „Schreiben?“ fragte Bille entgeistert.
    „Ja.“ Tom drehte den Kopf zur Wand. „Ich habe mich entschlossen, zurückzugehen — nach Amerika.“
    „Du willst zurück? Ja, warum denn um Himmels willen? Davon hast du mir ja noch nie etwas gesagt!“
    „Nein, ich mußte mir erst darüber klar werden. Aber jetzt weiß ich, daß es das Beste ist.“
    „Und warum? Warum, Tom?“ fragte Bille verzweifelt.
    „Ich bin hier überflüssig.“
    „So ein Quatsch! Wie kommst du denn auf die Idee?“
    „Mein Vater hat keine Zeit für mich, er ist viel zu beschäftigt, Freunde habe ich keine gefunden — außer dir natürlich, das Mädchen, das ich liebe, darf mich nicht Wiedersehen, weil die
    Eltern sauer sind, also — was soll’s?“
    „Das ist doch alles an den Haaren herbeigezogen! Nein, du willst wieder zu deiner Mutter! Du hast Heimweh, stimmt’s? Du willst endlich wieder in die Sonne, in die Wärme zurück!“
    „Selbst wenn es so wäre, würde es mir nichts nützen. Meine Mutter hat vor drei Wochen zum zweitenmal geheiratet, bei ihr kann ich nicht wohnen. Ich werde in irgendeinem Internat landen — und ob das gerade in Kalifornien oder sonst einem sonnigen Land liegen wird, das ist die Frage. Aber das ist auch nicht der Punkt. Wichtig allein ist, daß niemand mich hier haben wollte und alle froh sein werden, wenn ich wieder weg bin.“
    „Mir kommen gleich die Tränen! Wie kann man nur so einen ausgekochten Mist reden! Okay, Bettina hat zwei Wochen Hausarrest, weil sie geschwindelt hat und zur Strafe für ihren Leichtsinn. Aber das hat nichts mit dir zu tun. Frau Henrich ist nun mal ziemlich streng und für strikten Gehorsam. Florian und Daniel mögen dich sehr gern, das weiß ich. Und Simon . .
    „Ja eben! Was ist mit ihm los? Warum behandelt er mich so? Was habe ich ihm eigentlich getan? Wir gehen in die gleiche Klasse, wir haben die gleichen Interessen — damn it to hell, warum können wir nicht Freunde sein?“
    „Ich weiß es nicht. Aber ich schwöre dir, ich bekomme es heraus! Und was deinen Vater betrifft: Ich glaube, es wäre schrecklich für ihn, wenn er hörte, daß du wieder zurück nach Amerika willst. Er hat sich so auf dich gefreut! Aber du mußt Geduld mit ihm haben — er muß es erst lernen, Vater zu sein. Väter sind nun mal anders als Mütter, sie fragen nicht dauernd, ob einem was fehlt, ob man warm genug angezogen ist oder seinen Kakao ausgetrunken hat, ob man in der Schule drangekommen ist oder — oder ob man sich vor dem Essen die Hände gewaschen hat!“
    Tom mußte lachen.
    „Da wäre ich vermutlich auch ziemlich sauer auf meinen alten Herrn, wenn er das täte. Aber im Ernst, meinst du, daß ihm etwas daran liegt, daß ich hier bin?“
    „Und ob!“ sagte Bille mit Nachdruck. „Und jetzt entschuldige mich — ich habe noch was Wichtiges zu erledigen. In einer halben Stunde bin ich wieder bei dir.“
    „Du mußt noch mal weg? Davon hast du vorhin gar nichts gesagt!“
    „Ich hab’s vergessen“, log Bille.
    „Und was hast du zu erledigen?“
    „Sage ich dir hinterher. Bis später.“
    Bille winkte Tom noch einmal zu und rannte aus dem Zimmer. Als Tom eben Simon erwähnt hatte, war ihr wie ein Blitz die Idee durch den Kopf gefahren, daß sie jetzt, jetzt sofort, mit Simon reden müsse. Es mußte endlich einmal Klarheit geschaffen werden. Und wenn es das letzte Gespräch war, das sie in ihrem ganzen Leben mit Simon führen würde — sie mußte ihn jetzt zur Rede stellen.
    Zottel war hocherfreut, so unerwartet zu einem Ausritt zu kommen, er hatte sich schon damit abgefunden gehabt, daß er den ganzen Nachmittag im Willmsdorfer Stall auf Bille warten müsse wie meistens an solchen Tagen, an denen seine Herrin stundenlang in der Reithalle trainierte.
    Im Galopp ging es über die Felder. Der Boden war leicht gefroren und mit einer flaumigen Schneeschicht bedeckt, einzelne Flocken schwebten vom Himmel. Zottel

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