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Ein Cowboy für Bille und Zottel

Ein Cowboy für Bille und Zottel

Titel: Ein Cowboy für Bille und Zottel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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nach, wie er in der Dunkelheit verschwand, naß bis auf die Haut, schmutzig und nur mit einem dünnen Pulli bekleidet. Ihm wurde unbehaglich zumute. Sollte er Tom nachreiten? Unsinn — Strafe mußte sein. Was immer passiert war, Tom hatte mit seinem Supermann-Charme erst Bille, dann Bettina eingewickelt. Und wenn er glaubte, er sei hier der Größte und könne sich alles erlauben, dann tat es ihm ganz gut, mal zu fühlen, daß dem nicht so war!
     

Onkel Paul weiß Bescheid
     
    Als Tom in Groß-Willmsdorf ankam, war er kalt wie ein Eisblock. Und am nächsten Tag hatte er vierzig Grad Fieber. Simon sah beunruhigt, daß Toms Platz in der Klasse leerblieb.
    Bille und Bettina hatten schon nach der fünften Stunde frei, also konnte er Bille nicht fragen, ob sie etwas über Toms Befinden wußte. Bettina hatte ihm auf sein Drängen am Abend den Hergang ihres Ausritts erzählt und Simon wußte, daß ohne Toms Hilfe Sternchen nicht zu retten gewesen wäre — und daß es Bettinas Leichtsinn gewesen war, der den Unfall verschuldet hatte.
    Bettina hatte natürlich auch Bille die Geschehnisse des Nachmittags und Simons empörende Szene bis in alle Einzelheiten erzählt.
    Bille war außer sich vor Wut. Wie konnte Simon sich derart unmöglich benehmen? Es schien so gar nicht zu ihm zu passen! Unbegreiflich. Und unverzeihlich! Für sie war Simon erledigt — ein für allemal.
    Am Nachmittag ging sie ins Gutshaus, um Tom zu besuchen.
    „Warte mal, ich sehe nach, ob es geht“, sagte Frau Engelke, die ihr die Tür geöffnet hatte. „Das Fieber ist sehr hoch, wer weiß, ob er dich überhaupt erkennt.“
    Nach einer Weile kam sie zurück.
    „Herr Tiedjen meint, für einen Augenblick kannst du zu ihm hineinschauen, vielleicht freut er sich, wenn er dich sieht. Komm.“
    Bille erschrak, als sie Tom so liegen sah — blaß, mit schweißnassem Gesicht und unnatürlich großen Augen. Er schien sie gar nicht wahrzunehmen, sein Atem ging rasselnd, die Hände fuhren unruhig über die Decke.
    „Tom.“ Bille trat leise näher. „Tom, ich bin es, Bille! Kann ich etwas für dich tun?“
    Tom erwachte aus seinen Fieberträumen.
    „Hallo, little sister — pardon me, I’m down and out.“
    Tom schloß erschöpft die Augen.
    „Pssst, schlaf nur weiter, ich will dich nicht stören. Bettina läßt dich grüßen! Sie wünscht dir gute Besserung — und ich soll dir sagen, daß sie keinen Augenblick vergißt, was du für sie getan hast!“
    „Forget it! Wie geht’s Sternchen?“
    „Sie ist okay — das Bad scheint ihr nicht geschadet zu haben.“
    „Gut — das ist gut. .Tom schlief wieder ein.
    Bille schlich wie betäubt hinaus. Daß es Tom so schlecht gehen könnte, hatte sie nicht geahnt. Wie hatte Simon nur so unverantwortlich handeln können! Wenn sich Toms Zustand nun verschlimmerte?
    Wie eine Schlafwandlerin verrichtete Bille ihre Arbeiten im Pferdestall. Dann ging sie für je eine halbe Stunde mit Troja und mit Iris in die Bahn. Herr Tiedjen hatte in die Stadt fahren müssen, er konnte erst abends zurück sein, Bille war froh, daß deshalb die tägliche Trainingsstunde bei ihm ausfiel. So nahm sie Black Arrow nur noch kurz an die Longe, versorgte ihn und machte sich vorzeitig auf den Heimweg.
    „Was ist los mit dir? Geht’s dir nicht gut, mein Deern?“ erkundigte sich Onkel Paul besorgt, als Bille vor ihrem gefüllten Abendbrotteller saß und keinen Bissen hinunterbrachte.
    „Entschuldigt, bitte!“ Bille schluchzte auf und lief hinaus.
    In ihrem Zimmer warf sie sich aufs Bett und weinte hemmungslos. Eine Weile blieb es still, dann wurde leise die Tür geöffnet.
    „He, was ist denn los, Kleines?“ Onkel Paul setzte sich auf die Bettkante und begann, vorsichtig über Billes Rücken zu streichen. „Um welchen der Herren handelt es sich denn? Oder ist es ein Vierbeiner?“
    Bille schüttelte heftig den Kopf. Onkel Paul ging zum Schrank und holte ein Taschentuch, das er Bille mit leisem Nachdruck unter das Gesicht schob. Auf dem Kopfkissen hatte sich bereits eine kleine Pfütze gebildet.
    Bille schneuzte sich heftig und richtete sich mühsam auf. Sie fühlte sich so leergebrannt und verzweifelt wie nie zuvor.
    „Also, wo drückt der Schuh? Wenn dein alter Onkel auch nicht besonders schlau ist, ein bißchen Lebenserfahrung hat er vielleicht doch. Hat es etwas mit Tom zu tun?“
    „Ja... nein... ja, doch, auch — aber...“
    „Also Simon?“
    „Simon — Tom...“ Bille zuckte die Achseln und warf sich auf das feuchte

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