Ein Dämon auf Achse
ich schon oft genug zurechtgekommen.
»Oh, ich kann es zwar tun«, meine ich achselzuckend. »Das Problem ist nur, dass es beinhalten könnte, einen Unteroffiziersdienstgrad zu schlagen, und ich erinnere mich aus unserem Militärrechtunterricht, dass so etwas tabu ist.«
Das Lächeln des Hauptfeldwebels wird ein bisschen blasser, und ich begreife, dass er von mir erwartet hat, ich würde mich vor dieser Übung drücken, sobald er mir das Stichwort gibt. Unglücklicherweise kommt diese Erkenntnis für uns beide ein bisschen zu spät, um noch zu etwas zunutze zu sein.
»Da machen Sie sich mal keine Sorgen, Rekrut«, sagt er, wiewohl ich bemerke, dass seine Stimme eine Spur angespannter klingt. »Auch wenn Sie wirklich großes Glück haben und mich überwältigen sollten, so handeln Sie doch unter Befehl, weshalb man Sie deswegen auch nicht belangen wird.«
Mehr wollte ich gar nicht wissen. Als letzte Vorsichtsmaßnahme werfe ich Nunzio, der in der Reihe steht, noch einen Blick zu, worauf er mich mit einem leisen Nicken in meiner Vermutung bestätigt.
»Ihr Vetter kann Ihnen jetzt auch nicht helfen, Guido«, faucht Smiley und gewinnt etwas Selbstvertrauen zurück. »Das ist jetzt ausschließlich eine Angelegenheit zwischen Ihnen und mir.«
Das war zwar nicht der Grund, weshalb ich Nunzio angeblickt habe, aber ich habe ja auch keine Schwierigkeiten, mit dem Strom zu schwimmen, denn ich bin richtig anpassungsfähig, sobald die Musik aufspielt und ich zu den vorgesehenen Tänzern gehöre.
»Ich habe nur gerade nachgedacht«, sage ich achselzuckend. »Es ist nett zu wissen, dass Sie wissen werden, dass ich unter Befehl stehe. Die Frage ist nur, ob der Offizier dahinten das auch weiß.«
Nun ist der Hauptfeldwebel kein Blödmann, und ich erwarte wirklich nicht, dass er auf die alte >Guck mal da, ein Kuckuck!<-Masche hereinfällt, aber er tut es. Erst sehr viel später erfahre ich, dass Unteroffiziersdienstgrade es wirklich mit Offizieren haben.
Das heißt, sie fühlen sich richtig behaglich, die Armee zu führen ... es sei denn, dass irgendwo in der Nähe ein Offizier herumsteht. Jedenfalls dreht Smiley den Kopf um und versucht, den Offizier auszumachen, den ich erwähnt habe, und als er den Kopf gänzlich von mir abgewandt hat, rausche ich auf ihn zu.
Sollte Euch diese Taktik etwas merkwürdig erscheinen, so müsst Ihr Euch vor Augen halten, dass jemand, der Euch mit einem geschliffenen Stück Metall vor der Nase herumfuchtelt, am allerwenigsten erwartet, dass Ihr Euch auf ihn stürzt. Vielmehr wird von Euch erwartet, vor Angst zu erstarren oder davonzulaufen, damit er jede Menge Zeit hat, seine Initialen in jeden Teil Eurer Anatomie zu gravieren, der am leichtesten zu erreichen ist. Wenn Ihr Euch aber nach vorne bewegt und nicht zurück, erschreckt das den anderen meistens, und in, der Regel reagiert er, indem er mit der Waffe nach Euch sticht und versucht, Euch dazu zu bringen, zurückzuweichen, wie es im Lehrbuch steht. Und genau das wollt Ihr auch, denn nun habt Ihr die Kontrolle über seinen Angriff und könnt ihn räumlich wie zeitlich dorthin lenken, Wo Ihr ihn haben wollt, anstatt nur herumzustehen und zu hoffen, dass er bald abhaut, während das Spiel nach seinem Tempo verläuft.
Der Hauptfeldwebel sieht mich aus den Augenwinkeln kommen und streckt sein Schwert nach mir aus, wie ich es auch erwarte, so als würde er hoffen, dass ich mich hineinstürze und ihm den Ärger erspare, einen eigenen Angriff zu planen und auszuführen.
Das macht es mir leicht, an seiner Schwertspitze vorbeizuschnüren und mit der Linken das Handgelenk seines Schwertarms zu packen, was die Waffe unschädlich macht, während ich ihm mit meiner rechten Faust einen mittelstarken Hieb unter das Ohr verpasse.
Ich habe ehrlich gehofft, dass die Geschichte ohne jeden weiteren Terz zu Ende wäre, aber der Hauptfeldwebel ist ein ziemlich zäher alter Vogel, und so gerät er nur ein bisschen ins Schielen und knickt in einem Knie ein. Ich begreife, dass die Situation wirklich gefährlich geworden ist, denn er hält immer noch sein Schwert fest und könnte in seinem benommenen Zustand durchaus vergessen, dass es sich hier ja nur um eine Übung handelt ... sofern das ursprünglich überhaupt seine wirkliche Absicht gewesen sein sollte.
»Geben Sie es auf, Herr Hauptfeldwebel«, zische ich leise und trete näher, damit nur er allein mich hören kann. »Es ist vorbei.«
Nur um sicherzugehen, verbiege ich ihm ein bisschen den Arm, während
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