Ein Dämon macht noch keinen Sommer
Das kann ich nicht! Das würde doch bedeuten, dass ich meine Partner verraten würde. Ich will zwar nicht, dass dir oder deinen Freunden etwas zustößt, aber ich kann nicht meine eigenen opfern, um deine zu retten.«
Ein ehrlicher Gauner ist etwas äußerst Widersinniges und Nervtötendes. Aahz hatte mich oft genug darauf hingewiesen, wenn mich irgendwelche ethischen Erwägungen daran hinderten, bei einem seiner Unternehmen mitzumachen, und nun fing ich an zu verstehen, wovon er damals gesprochen hatte.
»Aber warum bist du dann hier?«
»Ich wollte dich warnen. Vic hat sich überlegt, dass du möglicherweise hierher kommen würdest, um deinen Partner zu befreien, und er stellt dir gerade irgendeine Falle, falls du tatsächlich kommen solltest. Ich dachte mir, dass du, wenn er recht hat, wissen solltest, dass du in Gefahr bist. Ich dachte mir, dass du wahrscheinlich den Verschicker aufsuchen würdest, deshalb habe ich dort auf dich gewartet und bin dir gefolgt, als du schließlich erschienen bist. Ich wollte dich lediglich warnen, das ist alles. Das, und ...«
Wieder senkte sie den Blick und die Stimme, bis ich sie kaum noch verstand.
»... dass ich dich wiedersehen wollte. Ich weiß ja, dass es albern ist, aber ...«
So schmeichelhaft das auch war, blieb ich diesmal jedoch unbeeindruckt.
»Na klar doch«, unterbrach ich sie. »Du bist so sehr an mir interessiert, dass du es zulässt, dass mein Partner wegen Mordes eingesperrt wird, nur damit du zusehen kannst, wie ich meine Nummer abziehe.«
»Das habe ich doch schon erklärt!« widersprach sie heftig und trat vor, um mir die Hand auf den Arm zu legen.
Ich starrte die Hand so lange an, bis sie sie wieder zurückzog.
»Gut«, sagte sie kleinlaut. »Ich sehe schon, dass ich wohl nichts mehr dazu sagen kann. Aber, Skeeve? Versprichst du mir, dass du mir nicht folgen wirst, wenn ich wieder gehe? Weder du noch deine Freunde? Ich bin ein großes Risiko eingegangen, um dich zu finden. Bitte sorge nicht dafür, dass ich es bereuen muss.«
Ich starrte sie einen Augenblick lang an, dann wandte ich mich ab und nickte.
»Ich weiß, dass du von mir enttäuscht bist, Skeeve«, ertönte ihre Stimme. »Aber ich kann nicht gegen meine Partner arbeiten. Hast du nicht auch schon manchmal etwas tun müssen, was dir nicht gefallen hat, um deinen Partner zu unterstützen?«
Das saß ... schmerzlich! »Ja, das habe ich«, sagte ich abgehackt. »Es tut mir leid, Luanna. Es ist nur, dass ich mich um Aahz sorge, das ist alles. Ich mache dir einen Vorschlag. Nur um zu beweisen, dass ich nicht böse auf dich bin: Könnte ich ein Pfand von dir haben? Irgend etwas, das mich an dich erinnert, bis wir uns wiedersehen?«
Sie zögerte, dann zog sie irgendwo aus ihrer Kleidung ein hauchdünnes Seidentuch hervor. Sie trat näher, steckte es mir in meinen Kittel, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir einen sanften Kuss.
»Es ist nett, dass du mich darum bittest«, sagte sie.
»Selbst wenn ich dir überhaupt nichts bedeuten mag, ist es trotzdem nett, dass du mich darum bittest.«
Damit machte sie kehrt und lief den Weg entlang in die Dunkelheit davon.
Ich starrte ihr nach.
»Lässt du sie etwa laufen!?«
Plötzlich war Massha an meiner Seite, neben ihr Guido.
»Komm, Boss, wir müssen sie einfangen. Sie hat den Entlassungsschein für deinen Partner, damit er nicht hingerichtet wird. Wo rennt sie denn hin?«
»Sie trifft sich mit ihrem Verbrechenspartner«, erwiderte ich. »Inklusive einem erstaunlich quicklebendigen Typen namens Vic ... erstaunlich deshalb, weil das der Bursche ist, den Aahz umgebracht haben soll.«
»Dann können wir sie gleich alle auf einmal einsacken. Saubere Arbeit, Heißmatz. Gut, folgen wir ihr also und ...«
»Nein!«
»Warum nicht?«
»Weil ich es ihr versprochen habe.«
Tödliches Schweigen, während meine Gehilfen diese Information verdauten.
»Dann kann sie also davonlaufen, und Grünschuppe muss sterben, wie?«
»Du verkaufst deinen Partner an eine Schürze? Das muss ja 'n mächtig toller Kuss gewesen sein!«
Ich drehte mich langsam zu ihnen um. So wütend sie auch waren, verstummten sie doch auf der Stelle.
»Jetzt hört mir mal gut zu«, sagte ich langsam. »Denn ich werde mich nicht noch mal wiederholen. Wenn wir versuchen sollten, ihr zu folgen, und sie uns dabei bemerkt, wird sie uns eine Irrjagd liefern, und wir kriegen die anderen nie ... wir brauchen aber diesen sogenannten Leichnam. Ich glaube kaum, dass ihre Aussage allein
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