Ein Dämon mit beschränkter Haftung
Schulter, zur Abwechslung mal auf sanfte Weise.
»Skeeve, ich habe dir in der Vergangenheit schon eine Menge Ratschläge erteilt, manche davon waren besser als andere. Im allgemeinen hast du dich in unvertrauten Situationen ganz gut bewährt, aber diesmal steckst du bis zur Oberkante Unterlippe drin. Glaub mir, du hast ja nicht die leiseste Vorstellung, was für ein Durcheinander ein Kind in deinem Leben anrichten könnte ... vor allen Dingen ein kleines Mädchen.«
Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Mein Partner meinte es offensichtlich sehr ernst, und ausnahmsweise drückte er dies auf sehr ruhige, leise Weise aus. Dennoch begriff ich seinen Gedankengang nicht ganz.
»Ach, komm schon, Aahz! Wieviel Ärger kann sie uns schon machen? Diese Sache mit Tanda ist nur passiert, weil Bunny ...«
»... nachdem Markie im falschen Augenblick losplärren mußte, ja. Ich hatte Tanda gerade soweit, daß sie sich beruhigte, als Markie unbedingt auch noch ihre Münze in den Schlitz werfen mußte.«
Sogleich fiel mir auch ein, daß es Markie gewesen war, die Tanda überhaupt aufgeklärt hatte. Doch diesen Gedanken verdrängte ich lieber erst einmal.
»Na schön, ist sie also nicht vernünftig genug, um den Mund zu halten. Ist doch nur ein Kind. Wir können nicht erwarten, daß sie ...«
»Genau darum geht es mir. Denk doch einmal eine Minute über unsere Operation nach, Partner. Wie oft am Tag können die Sachen schieflaufen, wenn nur jemand im richtigen Augenblick das Falsche sagt? Wir haben glatt ein Jahr gebraucht, um Guido und Nunzio vernünftig abzurichten ... und das sind Erwachsene. Hier ein Kind hinzubringen, das ist, als würde man mit einer Fackel in einer Feuerwerksfabrik herumfuchteln.«
So sehr ich auch seine Bemühungen schätzte, mir ein Problem zu erklären, war ich es doch langsam ein wenig leid, wie Aahz immer auf solch einseitige Weise seine Pointen verfolgen mußte.
»Also gut. Klar, ich habe nicht viel Erfahrung mit Kindern. Möglicherweise unterschätze ich die Lage, aber bist du nicht ein bißchen hysterisch? Auf welchen Erfahrungen gründen eigentlich deine Befürchtungen?«
»Machst du Witze?« fragte mein Partner und lachte zum ersten Mal im Laufe unseres Gesprächs. »Jeder, der so viele Jahrhunderte auf dem Buckel hat wie ich, besitzt mehr als genug Erfahrung mit Kindern. Kennst du meinen Rupert nicht mehr? Denkst du etwa, daß der als Erwachsener geboren wurde? Und das ist nur einer von einer Heerschar von Nichten, Neffen und Enkeln, die ich gar nicht alle aufzählen kann, sonst machen mich die Erinnerungen noch zu einem nervösen Wrack.«
Und ich hatte geglaubt, Aahz könnte mich mit nichts mehr überraschen!
»Wirklich? Enkel? Ich wußte nicht einmal, daß du eigene Kinder hast.«
»Ich rede nicht gern darüber. Das sollte an sich schon Hinweis genug sein. Wenn jemand, der gern redet, so gern wie ich, ein bestimmtes Thema absolut meidet, müssen die Erinnerungen daran doch wohl weniger als angenehm sein!«
Langsam begann ich mir leichte Sorgen zu machen. Als mir einfiel, daß Aahz normalerweise dazu neigte, Gefahren herunterzuspielen, setzten seine Warnungen meine überaktive Einbildungskraft in Gang.
»Ich habe gehört, was du gesagt hast, Aahz, aber wir sprechen hier nur über ein einziges Kind. Wieviel Ärger kann ein kleines Mädchen schon machen?«
Die Miene meines Partners teilte sich plötzlich zu einem seiner berüchtigten bösen Grinser. »Merk dir diesen Satz nur«, sagte er. »Denn ich werde ihn dir von Zeit zu Zeit unter die Nase reiben.«
»Aber ...«
»He, Boß! Da ist jemand, der dich sprechen will!«
Genau das, was mir noch gefehlt hatte! Ich hatte schon so gut wie beschlossen, keine neuen Klienten anzunehmen, bevor Markies Vater die Kleine wieder abgeholt hatte. Natürlich wollte ich das nicht vor Aahz' Augen sagen, vor allem nicht, wenn ich unser gegenwärtiges Gespräch bedachte.
»Ich bin mitten in einer Besprechung, Guido!« rief ich. »Sag ihnen, sie sollen später wiederkommen.«
»Wie du willst, Boß!« ertönte die Erwiderung.-»Ich dachte nur, du würdest es wissen wollen, da es schließlich Luanna ist ...«
Wie der Blitz schoß ich davon, machte mir nicht einmal mehr die Mühe, mich zu entschuldigen. Aahz würde mich schon verstehen. Er wußte, daß ich seit unserer Expedition nach Limbo auf Luanna flog.
Auf meinem Weg ins Wartezimmer hatte ich Zeit, darüber nachzudenken, ob es sich dabei vielleicht um einen der kleinen Streiche meines
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