Ein Dämon mit beschränkter Haftung
wurde langsam zu einer Plage. Sie schien alles zu wollen, was sie zu Gesicht bekam. Zum Glück hatte ich die vollkommene Verteidigung entwickelt. Ich brauchte nur »nein!« auf alles zu erwidern, was mir angetragen wurde.
»Warum sind wir denn einkaufen gegangen, wenn wir dann doch nichts kaufen?«
»Na-ja ...«
Soviel zu meiner vollkommenen Verteidigung. Um mich nicht völlig matt setzen zu lassen, schaltete ich sofort auf Plan B um, der einfach nur darin bestand, unsere Einkäufe auf ein Minimum zu begrenzen. Auch dabei schien ich nicht allzu erfolgreich zu sein, doch tröstete ich mich damit, indem ich mir vorstellte, mit wieviel Plunder wir uns sonst beladen hätten, wenn ich nicht rechtzeitig die Bremse gezogen hätte.
Trotz Aahz' düsterer Prophezeiungen machte Markie überhaupt keine Schwierigkeiten. Ich fand sie bemerkenswert wohlerzogen und gehorsam, und sie bat mich niemals, ihr irgend etwas zu kaufen. Statt dessen begnügte sie sich damit, Bunny auf die wenigen Verkaufsstände aufmerksam zu machen, die diese übersehen hatte, und das waren nicht viele.
Meine einzige Rettung bestand darin, daß Bunny sich anscheinend nicht für den üblichen Haufen Supersachen und Wunderplunder interessierte, den die meisten Bazarbesucher unwiderstehlich finden. Sie blieb ihrer Hauptleidenschaft beachtenswert treu — nämlich der Kleidung. Hüte, Kleider, Schuhe und Accessoires aller Art mußten ihrer kritischen Musterung standhalten.
Ich gebe zu, daß Bunny sich nicht zu irgendwelchen willkürlichen Käufen verleiten ließ. Sie hatte einen ausgezeichneten Blick für Stoffqualität und für Schnitte und einen besseren Sinn für Farbzusammenstellungen als jeder, dem ich jemals begegnet bin. Aahz hat immer behauptet, daß Alpe großen modischen Schick hätten, und ich hatte insgeheim versucht, meine eigene Garderobe an ihrem Beispiel zu orientieren. Doch ein Einkaufsnachmittag mit Bunny war eine Ausbildung für sich. Wenn es um Gespür für Kleider geht, können Alpe dem Betthasen nicht das Wasser reichen.
Je mehr ich mitansah, wie Bunny die Angebote des Bazars begutachtete, um so peinlicher wurde mir mein eigenes Aussehen bewußt. Schließlich ertappte ich mich dabei, wie ich mir ein paar Kleinigkeiten ansah, die mich selbst interessierten, und von dort war es nur noch ein kleiner Schritt bis zum Kauf.
Im Null Komma nichts hatten wir einen kleinen Berg aus Paketen mitzuschleppen. Bunny hatte ein paar* Sachen gekauft, die entsprechend ihrer wechselnden Stimmung immer neue Farben aufwiesen. Dazu erstand sie eine Bluse, die ihre besonderen Reize mehr hervorhob, als daß sie sie verbarg. Ich selbst leistete mir nur wenig, doch genügte es, um den Warenberg zu vergrößern, den wir transportieren mußten. Guido und Nunzio waren von Gepäckträgerdiensten befreit, und Massha weigerte sich schlichtweg mit der Erklärung, daß es für eine große Frau schon schwierig genug sei, sich durch den Bazar zu manövrieren, ohne gleichzeitig auch noch mit Paketen jonglieren zu müssen. Angesichts der Verkaufspolitik des »Wer es kaputtmacht, muß es auch kaufen«, wie sie im Bazar vorherrschte, konnte ich gegen ihre Vorsicht kaum etwas einwenden.
Die Lösung der Gepäckfrage war schließlich doch recht einfach. Ich ließ meine magischen Kräfte ein wenig spielen und levitierte den ganzen Plunder. Eigentlich liebte ich es nicht, meine Fähigkeiten in der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen, aber hier handelte es sich wohl um eine notwendige Ausnahme. Natürlich hätten wir ebensogut einen Leuchtturm im Schlepp haben können, wie unsere Einkäufe hinter uns herschweben zu lassen; denn das lockte die Täufler in ganzen Schwärmen von ihren Verkaufsständen herbei.
Zu meiner Überraschung begann ich die Situation zu genießen. Bescheidenheit und Anonymität sind zwar gut und schön, manchmal ist es aber auch ganz nett, wenn viel Tamtam um einen gemacht wird. Bunny hing wie ein knochenloser Falke an meinem Arm und meiner Schulter und stieß kleine Schreie des Entzückens aus ... obwohl die Tatsache, daß ich bereit war, für ihren Einkauf zu bezahlen, mindestens ebensoviel Eindruck auf sie machte wie meine kleine Magieschau, wenn nicht sogar noch mehr.
»Kann nicht behaupten, daß ich von ihrem Kleidergeschmack viel hielte«, murmelte Massha mir zu, als wir mal wieder anhielten, während Bunny in eines der Geschäfte flitzte.
Wenn ich auf irgend etwas keine Lust verspürte, so bestimmt darauf, mich jetzt auch noch in eine Diskussion
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