Ein Dämon mit beschränkter Haftung
ich dieser Verantwortung mehr als einmal aus dem Weg gegangen, und zwar aus eben denselben Gründen, die Aahz aufgezählt hatte: Ich war mir meiner eigenen Fähigkeiten unsicher und fürchtete daher, ich könnte einen Fehler machen. Niemals hatte ich versucht, ihr auf Gedeih und Verderb mein Bestes zu geben. Diese Erkenntnis spornte mich an, dafür zu sorgen, daß, sollte Massha in Zukunft irgend etwas zustoßen, es wenigstens nicht an meinen fehlenden Bemühungen gelegen haben sollte, ihr beizubringen, was sie hatte lernen wollen.
Bewußt war ich mir auch, daß ich gern mehr darüber erfahren wollte, welche Probleme Chumly und Tanda haben mochten, und ich wollte auch genauer feststellen, was es mit Bunny denn nun wirklich auf sich hatte. Im Augenblick war Tanda jedoch nicht da und Chumly diskutierte mit Aahz, so daß ich diese Absicht noch nicht in die Tat umsetzen konnte.
Bunny war zwar irgendwo in der Nähe, doch wenn ich schon die Wahl zwischen ihr und Massha hatte, war es mir lieber, erst einmal meine alten Verpflichtungen zu erledigen, bevor ich neue auf mich nahm.
Daher schleppte ich Massha zu einer schon lange überfälligen Magiklektion ab.
»Es funktioniert einfach nicht, Skeeve. Ich habe dir doch gesagt, daß ich es nicht kann.«
Niedergeschlagen sank sie in ihren Sessel und musterte mit finsterer Miene den Fußboden. Neugierig geworden streckte ich den Arm aus und befühlte den Kerzendocht. Er war nicht einmal warm. »Nicht schlecht«, log ich. »Du machst Fortschritte.« »Nun versuch bloß nicht, eine Betrügerin zu betrügen.« Massha schnitt eine Grimasse. »Ich komme überhaupt nicht voran.«
»Könntest du die Kerze mit einem deiner Ringe entzünden?«
Sie spreizte die Finger und machte schnell Inventur. »Klar. Dieses kleine schmucke Stück hier würde das schon erledigen, aber darum geht es ja nicht.« »Nicht so ungeduldig. Wie funktioniert es? Oder, noch wichtiger, wie fühlt es sich an, wenn es funktioniert?«
Schnell zuckte sie mit den Schultern.
»Da ist doch nichts dabei. Schau mal, dieser Kreisring hier um den Stein bewegt sich, ich kann damit die Stärke des Strahls einstellen. Wenn ich den hinteren Teil des Rings drücke, aktiviere ich ihn damit, danach brauche ich nur noch zu zielen und kann mich entspannen. Den Rest erledigt schon der Ring für mich.«
»Das ist es!« rief ich und schnippte mit den Fingern.
»Was ist was?«
»Egal. Mach weiter. Wie fühlt es sich an?« »Hm«, meinte sie nachdenklich mit gerunzelter Stirn, »es prickelt irgendwie. Es ist so, als wäre ich ein Schlauch und als würde das Wasser durch mich rauschen, um aus dem Ring hervorzutreten.« »Bingo!«
»Was soll das denn nun schon wieder heißen?« »Hör zu, Massha. Hör genau zu.«
Ich sprach jetzt besonders vorsichtig und versuchte mein Bestes, meine Aufregung über etwas zu zügeln, was hoffentlich ein wichtiger Durchbruch war. »Unser Problem, dir nichtmechanische Magik beizubringen, besteht darin, daß du nicht an sie glaubst!
Ich meine, du weißt zwar, daß sie existiert und so, aber du glaubst nicht, daß du auch dazu fähig wärst. Jedesmal, wenn du versuchst, einen Zauber durchzuführen, strengst du dich zwar an, dieses Problem zu überwinden, und genau da liegt auch das Problem: Du versuchst es, du arbeitest hart daran. Du weißt, daß du daran glauben mußt, also versuchst du jedesmal angestrengt, deinen Unglauben zu überwinden, wenn du ...«
»Ja. Na und?«
»Du verkrampfst dich, anstatt dich so zu entspannen, wie du es tust, wenn du mit deinen Ringen arbeitest. Verkrampfung aber blockiert den Energiestrom, so daß du schließlich weniger Kraft zur Verfügung hast, als wenn du einfach nur umherschlendern würdest. Das Geheimnis beim Zaubern besteht nicht darin, daß man sich verkrampft, sondern daß man sich im Gegenteil entspannt ... Wenn überhaupt, so handelt es sich dabei um eine Übung in erzwungener Entspannung.«
Mein Lehrling nagte an ihrer Unterlippe. »Ich weiß nicht. Das klingt mir ein bißchen zu einfach.« »Auf der einen Seite ist es auch sehr einfach. Andererseits gehört es zu den schwierigsten Dingen überhaupt, sich auf Befehl zu entspannen, vor allem dann, wenn um einen herum gerade eine Krise tobt.« »Ich brauche mich also nur zu entspannen?« fragte sie skeptisch.
»Denk doch mal an das >Schlauch<-Gefühl, das du hast, wenn du den Ring verwendest. Das sind die Energien, die durch dich hindurchgelenkt werden, die auf dein Ziel konzentriert werden. Und wenn du
Weitere Kostenlose Bücher