Ein Dämon mit beschränkter Haftung
spielen. Und am anderen Ende des Spektrums hast du die professionellen Unterhaltungskünstler. Die machen ihr Geld damit, daß die Leute sie anschauen, deshalb kleiden sie sich auch meistens äußerst laut und auffällig.«
Das war faszinierend. Nicht, als ob Bunny mir irgend etwas gesagt hätte, was ich noch nie gesehen hatte, doch definierte sie Muster, die mir bisher noch nicht bewußt geworden waren. Plötzlich schien die ganze Sache mit der Kleidung richtig Sinn zu machen.
»Was für ein Image strahle ich denn aus?«
»Nun, wenn du mich schon fragst: Im Augenblick siehst du nach zwei Möglichkeiten aus: Entweder wie jemand, der so reich und erfolgreich ist, daß es ihm egal sein kann, was andere von ihm denken, oder wie ein Junge, der nicht weiß, wie man sich anzuziehen hat. Hier im Bazar weiß man, daß du erfolgreich bist, deshalb kommen die Händler auch zum ersten Schluß und zerren so ziemlich jedes grell bunte Kleidungsstück hervor, das sie noch keinem anderen andrehen konnten, und glauben, daß du schon darauf fliegen wirst, wenn nur der Preis hoch genug ist.«
»Ein Blödmann oder ein Narr«, murmelte ich. »Ich weiß wirklich nicht, welches Image ich haben möchte, aber diese beiden jedenfalls nicht.«
»Versuch es doch mal mit diesem hier: Du bist ein Magiker, den man kaufen kann, nicht? Dann solltest du wohlhabend genug aussehen, daß deine Klienten wissen, daß du gut bist; aber auch nicht so protzig, daß sie glauben, du würdest sie mit deinen Preisen übers Ohr hauen. Allzu konservativ sollte es nicht sein, weil sie sich zum Teil ja auch in das Geheimnisvolle der Magik einkaufen, aber wenn du zu pompös daherkommst, siehst du aus wie ein drittklassiger Scharlatan. Kurzum, ich meine, du solltest das Image >gelassene Macht< ausstrahlen. Jemand, der sich zwar von der Alltagsmeute abhebt, der seiner selbst aber sicher genug ist, um nicht unbedingt Aufmerksamkeit erregen zu müssen.«
»Und wie schaffe ich es, so auszusehen?«
»Jetzt kommt Bunny ins Spiel«, erklärte sie mit einem Augenzwinkern. »Wenn wir uns über das Ziel einig sind, werde ich schon Mittel und Wege dahin finden. Folge mir.«
Und mit diesen Worten führte sie mich auf einen der unglaublichsten Einkaufsbummel, an dem ich je teilgenommen hatte. Sie bestand darauf, daß ich sofort den ersten Satz Kleidung anlegen sollte, den wir kauften: ein hellblaues Hemd mit offenem Kragen, cremefarbene Hosen und ein dazupassendes Halstuch. Markie protestierte zwar, daß ihr die schönen Kleider besser gefallen hätten, doch als wir uns unseren Weg von Verkaufsstand zu Verkaufsstand bahnten, merkte ich, wie sich das Verhalten der Besitzer änderte. Noch immer schien unsere Anwesenheit sie nervös zu machen, doch brachten sie nun völlig andere Kleidungsstücke zum Vorschein, damit wir sie begutachteten, und einige von ihnen machten mir sogar Komplimente über meine Kleidung ... etwas, was noch niemals passiert war.
Ich muß zugeben, daß ich ein wenig überrascht war, wieviel manche von diesen »schlichten und unauffälligen« Stücken kosteten, doch Bunny versicherte mir, daß Stoff und Verarbeitung den Preis rechtfertigten.
»Ich verstehe das nicht«, wandte ich einmal ein. »Ich dachte immer, daß Buchhalter Geizkragen wären, aber was bist du? Die ideale Konsumentin!«
»Denkst du etwa, ich würde mein Geld ausgeben?« schnurrte sie zurück. »Buchhalter können sich durchaus mit notwendigen Ausgaben abfinden, solange es das Geld eines anderen ist. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, daß ihr für euer schwerverdientes Geld möglichst viel Kaufkraft bekommt.«
Und so ging es weiter. Als ich einmal Zeit zum Nachdenken hatte, fiel mir ein, daß Bunny, sollte sie doch die Axt sein, sich fürchterlich viel Mühe machte, mich gut aussehen zu lassen. Ich überlegte noch, wie dies in einen teuflischen Plan passen konnte, als mich plötzlich jemand in die Seite knuffte. Als ich mich umblickte, sah ich Aahz neben mir stehen.
Wenn ich meinen Tarnzauber verhänge, sehe ich die Leute immer noch so, wie sie normalerweise aussehen. Deshalb zuckte ich auch erst nervös zusammen, bevor mir einfiel, daß er jedem anderen im Bazar wie ein gewöhnlicher Kunde erscheinen mußte, der mit mir ein paar Worte wechseln wollte.
»Nette Klamotten, Partner«, bemerkte er. »Sieht so aus, als würde deine kleine Gespielin sich mal ein paar ernste Gedanken über deine Garderobe machen.«
»Danke, Aahz. Gefällt es dir wirklich?«
»Na klar
Weitere Kostenlose Bücher