Ein Dämon mit beschränkter Haftung
derselben Begeisterung an wie zuvor die des Vamps. Gewiß, sie hing noch immer an meinem Arm, und aus der Ferne sah sie wahrscheinlich auch noch immer wie ein Betthase aus. Doch richtete sich ihre Aufmerksamkeit nun auf mich anstatt auf sich.
Heute hatte sie beschlossen, ihre Meinung über meine Garderobe kundzutun.
»Wirklich, Skeeve. Wir müssen dir etwas Vernünftiges zum Anziehen* besorgen.«
Irgendwie war es ihr gelungen, ihre nasale Stimme loszuwerden und auch das, auf dem sie ständig herumgekaut hatte. Vielleicht bestand zwischen beiden eine Beziehung.
»Was ist denn verkehrt an dem, was ich gerade trage?« *
Ich trug, was ich für einige meiner schickeren Kleidungsstücke hielt. Die Streifen auf den Hosen waren zwei Zoll breit und abwechselnd gelb und hellgrün gefärbt, während das Jackett ein Fummel aus Grellrot und Purpur war.
»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, sagte sie naserümpfend. »Sagen wir doch einfach, daß es ein bißchen grell ist.«
»Vorher hast du nie was über meine. Kleider gesagt.«
»Richtig. Vorher. Wie in >bevor wir beschlossen, Freunde zu sein<. Betthasen werden nicht dafür bezahlt, daß sie ihren Männern sagen, wie dämlich sie sich anziehen. Manchmal glaube ich, daß eine der Grundanforderungen dafür, eine dekorative Dame am Arm zu haben, darin besteht, überhaupt keinen oder allenfalls einen negativen Sinn für Kleidung zu besitzen.«
»Na schön, ich habe da zwar nicht sehr viel Erfahrung aus erster Hand, aber gibt es nicht auch ein paar Betthasen, die sich eine Spur zu auffällig kleiden?« fragte ich pikiert.
»Stimmt. Aber ich wette, wenn man der Sache nachgeht, stellt man fest, daß sie ihre Klamotten nur tragen, weil die Männer sie ihnen gekauft haben. Als wir einkaufen gingen, hast du mir die Auswahl überlassen und lediglich die Rechnung bezahlt. Ein Haufen Männer glaubt, wenn sie schon die Rechnung bezahlen, müßten sie auch das letzte Wort darüber haben, was ihr Püppchen trägt. Machen wir uns nichts vor, Betthasen müssen auf ihr Aussehen achten, weil ihre Stellung davon abhängt. Ein Mädchen, das sich kleidet wie ein Kartoffelsack, findet keine Arbeit als Hase.«
»Du behauptest also, daß ich mich wie ein Kartoffelsack kleide?«
»Wenn ein Sack so aussähe wie du, würden die Augen der Kartoffeln davon erblinden.«
Ich quittierte die Bemerkung mit einem Stöhnen. Herrje, wenn schon niemand über meine Witze lachte, warum sollte ich es dann umgekehrt tun? Natürlich speicherte ich ihren Kommentar für den etwaigen späteren Gebrauch ab.
»Im Ernst, Skeeve, dein Problem ist, daß du dich anziehst wie ein Kind. Du hast in deiner Garderobe ein paar nette Stücke, aber es hat sich niemand die Mühe gemacht, dir mal zu zeigen, wie du sie tragen sollst. Farbenfrohe Kleidung ist zwar hübsch, aber das ganze Erscheinungsbild muß ausgewogen sein. Ein Muster zusammen mit einfarbigen Stücken zu tragen, betont das Muster. Ein Muster mit anderen Mustern zu mischen, bedeutet Ärger, es sei denn, man weiß genau, was man tut. In den allermeisten Fällen beißen die Muster sich dann gegenseitig ... und wenn sie auch noch von verschiedener Farbe sind, kommt es zu einem regelrechten Krieg. Deine Kleidung sollte die Aufmerksamkeit auf dich richten und nicht auf sich selbst.«
Trotz meiner Empörung mußte ich feststellen, daß mich ihre Erklärungen zu faszinieren begannen. Wenn ich im Laufe meiner verschiedenen Abenteuer eins gelernt habe, so die Regel, daß man alle Informationen aufnehmen sollte, die man bekommen kann.
»Mal sehen, ob ich dich verstanden habe, Bunny. Du willst also sagen, daß es nicht genügt, einfach nur nette Stücke zu kaufen, vor allem solche, die meinen Blick auf sich ziehen. Ich muß also aufpassen, wie sie zusammenpassen ... gewissermaßen ein koordiniertes Ganzes erschaffen. Stimmt's?«
»Das gehört dazu«, meinte sie nickend. »Aber ich glaube, wenn wir dich schon richtig erziehen wollen, gehen wir noch einen weiteren Schritt zurück. Als erstes mußt du nämlich entscheiden, welches Image du ausstrahlen willst. Deine Kleidung macht eine Aussage über dich, aber du mußt wissen, wie diese Aussage lauten soll. Bankiers zum Beispiel sind davon abhängig, daß die Leute ihnen ihr Geld anvertrauen, deshalb kleiden sie sich konservativ, um einen Eindruck von Verläßlichkeit zu vermitteln. Niemand wird sein Geld einem Bankier geben, der so aussieht, als würde er seine Nachmittage damit verbringen, Hoppehoppereiter zu
Weitere Kostenlose Bücher