Ein Dämon mit beschränkter Haftung
dein Onkel mit deiner Berufswahl nicht eben einverstanden.«
»Das kannst du laut sagen! Er hatte mir schon einen Beruf ausgesucht, hat mich in die Schule geschickt und alles. Das Problem war nur, daß er sich nicht die Mühe gemacht hatte, mich zu fragen. Ehrlich gesagt würde ich alles tun, solange es nur etwas anderes als das ist, was er für mich geplant hatte.«
»Was war das denn?«
»Er wollte, daß ich Buchhalterin werde.«
Im Geiste kehrte ich zu meinem alten Gegenspieler J. R. Grimble in Possiltum zurück. Mir Bunny an seiner Stelle vorzustellen überforderte meine Imagination.
»Hm ... eigentlich ist Buchhaltung doch keine schlechte Arbeit. Ich kann schon verstehen, daß Don Bruce nicht wollte, daß du in seine kriminellen Fußstapfen trittst.«
Bunny hob skeptisch eine Augenbraue. »Wenn du das glaubst, verstehst du nicht viel von Buchhaltung.«
»Wie auch immer. Allerdings meine ich, daß es doch wohl noch andere Möglichkeiten des Lebensunterhalts gibt, als Betthase zu werden.«
»Ich will dich ja nicht schon wieder auf Touren bringen«, feixte sie, »aber mein Aussehen hat gegen mich gearbeitet. Die meisten ehrlichen Geschäftsleute hatten Angst, daß ihre Frauen oder Geschäftspartner oder Aufsichtsräte oder Angestellten glauben würden, daß sie sich nur eine Geliebte auf die Lohnliste setzten, wenn sie mich einstellten. Nach einer Weile beschloß ich, mit dem Strom mitzuschwimmen und mich auf ein Gebiet zu begeben, wo gutes Aussehen eine Forderung und kein Hindernis war. Wenn ich mir irgend etwas zu Schulden habe kommen lassen, dann allenfalls Faulheit.«
»Ich weiß nicht«, meinte ich kopfschüttelnd. »Ich gebe zwar zu, daß ich von deiner Berufswahl nicht allzuviel halte.«
»Ach, ja? Na, bevor du jetzt den moralischen Zeigefinger schwingst, laß mich dir sagen ...«
»Hoppla! Redezeit abgelaufen!« unterbrach ich sie. »Was ich meinte, ist, daß die Sache keine große Zukunft hat. Ist nicht persönlich gemeint, aber niemand bleibt ewig jung und gutaussehend. Wie ich so höre, hat dein Job keine besonders gut entwickelte Altersversorgung.«
»Das hat keiner der Syndikatsjobs«, meinte sie achselzuckend. »Immerhin kann ich damit die Rechnungen bezahlen, während ich mich nach etwas Besserem umsehe.«
Nun kamen wir endlich weiter.
»Da wir schon beim Syndikat sind, Bunny, möchte ich zugeben, daß mir die Geschichte mit der Axt Sorgen macht. Weißt du zufällig, ob das Syndikat sich auch mit Persönlichkeitsattentaten beschäftigt? Vielleicht könnte ich mir bei irgend jemandem einen Rat einholen.«
»Ich glaube nicht. Das ist ein bißchen zu subtil für die. Andererseits hab ich noch nie gehört, daß Onkel Bruce irgendeine Arbeit ausgeschlagen hätte, wenn der Gewinn nur groß genug gewesen wäre.«
Mir fiel auf, daß sie ziemlich ausweichend antwortete. Ich beschloß, es noch einmal zu versuchen.
»Da wir gerade von deinem Onkel sprechen, hast du irgendeine Vorstellung, warum er dich für diesen Auftrag ausgesucht hat?«
Eine kaum merkliche Pause trat ein, bevor sie antwortete.
»Nein, habe ich nicht.«
Ich hatte das Drachenpokerspiel des Gieks überlebt, indem ich andere Leute beobachtete, und darin bin ich ziemlich gut. Für mich war dieses Zögern so gut wie ein Geständnis. Bunny wußte, weshalb sie hier war, sie wollte es mir nur nicht verraten.
Als hätte sie meine Gedanken gelesen, blickte sie mich plötzlich erschrocken an.
»He! Jetzt kapiere ich das erst! Denkst du etwa, ich wäre die Axt? Glaub mir, Skeeve, das bin ich nicht. Wirklich nicht!«
Sie war sehr ernst und klang sehr glaubwürdig. Aber wenn ich die Axt gewesen wäre, wäre dies genau das gewesen, was ich gesagt hätte und ich hätte es auf ebensolche Weise getan.
13
Jeder sieht so aus, wie er sich fühlt.
Dr. Jekyll
Es gibt viele Ausdrücke, mit denen sich der Bazarausflug des nächsten Tages beschreiben ließe. Leider heißen keine von ihnen »ruhig«, »gelassen« oder »gemütlich«. Statt dessen fallen einem viel eher Wörter wie »Zoo«, »Zirkus« und »Chaos« ein.
Es begann schon, noch bevor wir unser Basislager verlassen hatten; genaugenommen fing sogar alles mit der Frage an, ob wir es überhaupt verlassen sollten oder nicht.
Aahz und Massha waren standhaft der Meinung, daß wir erst einmal Gras über die Sache wachsen lassen sollten, der Theorie folgend, daß dies der Axt die wenigsten Angriffsmöglichkeiten bieten würde. Guido und Nunzio schlugen sich auf ihre Seite und bereicherten
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