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Ein dickes Fell

Titel: Ein dickes Fell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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nicht ein.
    »Wir haben uns gerade bekannt gemacht«, erklärte Einar. Und ergänzte, daß er selbstverständlich Herrn Soluschkas Bücher kenne. »Nur du, mein Schatz, hältst mich für einen ungebildeten Trottel.«
    »Tue ich das? Na, wenn ich das tue, wird es einen Grund haben.«
    Einar wandte sich mit einer Kammerspielgeste an seinen Gast und sagte: »Du siehst, meine Frau hat ein großes Herz.«
    »Glaube ich sofort«, nickte der Gast.
    »Herr Soluschka«, sagte Einar und drehte sich mir wieder zu, »ist hier, um dir dein Parfum wiederzubringen.«
    »Nett von ihm«, sagte ich beiläufig.
    Sam grinste mich an und meinte, ich hätte das Fläschchen auf seiner Party stehenlassen.
    »Du kleiner Arsch«, murmelte ich unhörbar.
    Nun, der kleine Arsch tat so, als wäre nichts Besonderes an der Sache, als sei das eben seine Art, Damen ihre Kosmetika nachzutragen. Weshalb noch lange niemand zu denken bräuchte, etwas Intimes sei vorgefallen. Von einem Hotelzimmer war also keine Rede, nur von einer Party, auf der man sich kennengelernt und den Umstand der Nachbarschaft konstatiert habe.
    Eines aber stimmte. Das Fläschchen 4711 gehörte mir. Ich hatte es im Hotelzimmer auf den Tisch gestellt und beim Weggehen vergessen. Denn schließlich war sein Zweck erfüllt gewesen, Soluschka in Verlegenheit zu bringen. Eine Verlegenheit, die er jetzt an mich zurückreichte. Er war gekommen, um mir zu signalisieren, daß er wußte, wer da in seine Wohnung eingedrungen war. Er hatte nachgedacht, ein paar Dinge, wie man so sagt, zusammengezählt, und schließlich kapiert.
    Gut! So wollte ich es ja auch. Obgleich es auch einfacher gegangen wäre. Aber einfacher wäre falsch gewesen.
    Völlig fehl am Platz, wenn auch notwendigerweise, war natürlich mein Mann, der gute Einar, seines Zeichens der harmloseste Mensch auf der Welt, welcher nun meinte: »Ich wußte gar nicht, Magda, daß du 4711 verwendest. Das hätte mir eigentlich auffallen müssen.«
    »Ja, das hätte es«, gab ich den ungeliebten Ball an ihn zurück.
    Einar sah gar nicht gut aus mit diesem Ball auf seinem Schoß. Er sah unförmig aus, versteht sich. Und natürlich witterte er ein Verhältnis zwischen mir und Soluschka, seines Zeichens Schriftsteller, noch dazu ein berühmter, der gut aussah. Aber was sollte Einar machen? Es entsprach nicht seiner Art, Sam Soluschka einfach vor die Türe zu setzen. Vielmehr sagte er noch ein paar nette Worte über dessen hochgelobte Bücher und erklärte dann, einen langen Tag hinter und einen langen Tag vor sich zu haben und deshalb sein Bett aufsuchen zu wollen.
    »Bleib doch bitte noch«, bat er Sam, »meine Frau wird dich gerne statt meiner unterhalten. – Das wirst du doch, mein Schatz, nicht wahr?«
    »Natürlich, Darling«, sagte ich. Unsere Schatz-Darling-Kommunikation funktionierte im Grunde ausgezeichnet. Das ist mehr als in den meisten Ehen.
    Einar reichte Soluschka die Hand, küßte mich auf die Wange, wobei er deutlich die Luft durch die Nase einsog, um ein etwaiges 4711-Odeur zu registrieren, welches nicht zu registrieren war, und trat dann aus dem Zimmer.
    »Ein freundlicher Mensch«, stellte Sam fest, ohne Spott, wie es schien.
    »Weil er deine Bücher lobt?«
    »Weil er uns alleine läßt. Er begreift offensichtlich, daß wir etwas zu besprechen haben.«
    »Er denkt sicher an das Falsche«, sagte ich.
    »Und zwar?«
    »Daß wir ein Paar sind.«
    »Sind wir das nicht?«
    »Wegen einer Nacht, Sam? Ich bitte dich.«
    »Ich spreche natürlich nicht von der Nacht«, sagte Sam und machte ein sehr unangenehmes Geräusch, als hätte Sex für ihn die Bedeutung einer Kotentleerung. Und zwar unter den Vorzeichen von Verstopfung oder Durchfall.
    »Wovon sprichst du dann?« fragte ich und machte einen Schluck aus Einars Whiskyglas. Auch darin besteht eine Ehe, die Reste zu vertilgen.
    »Ich will zurückhaben«, erklärte Soluschka, »was du mir genommen hast. Ich rede nicht von Diebstahl. Das wäre kleinlich. Ich gehe davon aus, daß du dir einfach einen Spaß gemacht und mich beobachtet hast. Manche Leute stehen auf so was. Warum nicht? Wer ist schon normal? Alles kein Problem. Aber jetzt ist das Spiel vorbei, und ich kriege, was mir gehört.«
    »4711 kannst du um die Ecke kaufen.«
    »Oje! Oje!« jammerte Soluschka. Er schien ehrlich überrascht und meinte jetzt: »Schade. Ich dachte, du bist dir im klaren, einen Fehler begangen zu haben. Einen schweren Fehler. Und froh darum, ihn wiedergutmachen zu können.«
    »Was ist das für

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