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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mayle
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anderen an seinen fleischigen Fingern auf. »Der Gouverneur hat Tony Blair zum Tee in seine Nobelherberge eingeladen. Höchste Alarmbereitschaft für sämtliche Sicherheitskräfte. Dann hatten wir gerade einen Promi-Selbstmord, der sich in einen Promi-Mord zu verwandeln droht. Des Weiteren benutzt irgendein Schwachsinniger mit einem Gewehr die Fahrzeuge auf dem Santa Monica Freeway als Zielscheibe für seine Schießübungen. Dazu kommt, dass die Anzahl der Gewaltverbrechen in diesem Monat gestiegen ist; demzufolge sitzt uns auch noch der Bürgermeister im Nacken. Und so geht es endlos weiter; alles wie gehabt. Ein paar Kisten Wein, die verschwunden sind, schaffen nicht einmal annähernd den Sprung an die Spitze unserer Prioritätenliste.« Bookman zuckte entschuldigend die überbordenden Schultern. »Wir werden tun, was wir können, um bei der Aufklärung zu helfen, aber im Grunde wirst du weitgehend auf dich selbst gestellt sein.«

    Während der Pegel in der Flasche sank, wandte sich die Unterhaltung angenehmeren Themen zu, zum Beispiel Essen, Wein und den Ergebnissen der Lakers, der Lokalmatadoren in der Basketball-NBA, und die nächste halbe Stunde verging vergnüglich und wie im Fluge. Doch als der Lieutenant gegangen war, musste sich Sam eingestehen, dass die Ermittlungen nicht gerade mit einem Senkrechtstart begonnen hatten. Und wie sein Freund gesagt hatte, er war in diesem Fall weitgehend auf sich selbst gestellt.

6. Kapitel
    T rotz aller gegenteiligen Beteuerungen, die man in Kriminalromanen liest, werden nur wenige Verbrechen mittels wilder Mutmaßungen oder Vorahnungen aufgeklärt. So unspektakulär solche Aktivitäten auch sein mögen, das methodische Sammeln von Informationen führt wesentlich häufiger zur Ergreifung und rechtskräftigen Verurteilung von Straftätern als blitzartige Eingebungen. Mit dieser Gewissheit im Hinterkopf nahm Sam ein grundlegendes Element seiner Tätigkeit in Angriff und machte sich daran, mit der gebührenden Sorgfalt zu recherchieren.
    Er begann seine Nachforschungen bei der Crème de la Crème: Sotheby’s und Christie’s, der Henry Wine Group, Sokolin, Acker Merrall & Condit und weiteren bekannten Namen. Aber niemand hatte unlängst einen der als gestohlen gemeldeten Weine gekauft oder zum Kauf angeboten bekommen.
    Danach versuchte er sein Glück bei den kleineren Auktionshäusern. Er setzte sich mit Robert Chadderdon und anderen Importeuren von Spezialitäten in Verbindung. Er klickte sich in den Wine Searcher ein, eine Internet-Suchmaschine, in der Hoffnung, (unter den zwanzig Millionen Suchanfragen im Jahr) auf jemanden zu stoßen, der sich für bestimmte Weine und Jahrgänge aus Roths Sammlung interessierte.
Doch wen er auch anrief oder wo er auch nachschaute, das Ergebnis war immer das gleiche: gar nichts.
    Als sich die Tage in Wochen verwandelten, wurden seine Nachforschungen immer häufiger von einem gereizten Danny Roth unterbrochen, der einen Bericht über den aktuellen Stand der Ermittlungen verlangte. Die Kunde vom Raub hatte sich mittlerweile unter den Weinliebhabern von Los Angeles verbreitet, und Roths Ego war angeschlagen und hatte gelitten. Statt Ehrerbietung und Bewunderung wurden ihm Mitleidsbezeugungen zuteil – manche sogar aufrichtig gemeint. Noch frustrierender waren die unaufgeforderten Anrufe von Sicherheitsspezialisten, die ihm ihre Dienste bei der Verbesserung des Alarmsystems in seinem Weinkeller anboten. Die Schadenfreude, die heimliche Rache der Neiderfüllten, trieb allenthalben reiche Blüten. Der Anwalt hatte das Gefühl, dass kaum ein Tag verging, an dem nicht irgendjemand den Diebstahl mit kaum verhohlener Genugtuung erwähnte.
    Nachdem er eine besonders giftige Morgentirade des Bestohlenen über sich hatte ergehen lassen müssen, beschloss Sam, schwimmen zu gehen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Als er auf dem Rückweg vom Pool des Hotels den Garten durchquerte, wurde seine Aufmerksamkeit von einem Paar höchst anziehender Beine gefesselt, und da er ein geschultes Auge für die schönen Dinge des Lebens hatte, blieb er stehen, um sie zu bewundern. Als die Langbeinige sich umdrehte, sah Sam, dass es sich um Kate Simmons handelte, attraktiver denn je und inzwischen, zum Missfallen vieler Junggesellen in Los Angeles, glücklich mit einem Banker verheiratet.
    Lächelnd musterte sie ihn von oben bis unten: nass, zerzauste Haare und ein alter Bademantel, der noch aus seiner
Pariser Zeit stammte. »Nanu, Sam! Gesund und munter, wie ich

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