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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mayle
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Keller aufzuhalten. Lange genug zumindest, um Notizen zu machen. Lange genug, um Referenzaufnahmen zu machen.« Sam lehnte sich zurück und überreichte die Flasche dem Ober, der in Habtachtstellung darauf wartete, die Gläser füllen zu dürfen. »Was halten Sie davon?«
    »Vielversprechend«, befand Sophie. »Wenn ich ehrlich bin, sogar sehr gut. Aber eine wichtige Frage habe ich noch. Wer sind wir? Ich meine, für welchen Verlag arbeiten wir? Das will Reboul mit Sicherheit wissen.«
    Sam stellte fest, dass er französische Gewohnheiten anzunehmen begann, als er sich dabei ertappte, wie er heftig mit dem Zeigefinger wedelte. »Wir handeln nicht im Auftrag
eines Verlags. Wir sind book packager ; das sind selbstständige Dienstleister, die Buchprojekte konzipieren und gemeinsam mit Autoren und anderen Freiberuflern so weit ausarbeiten, dass sie Verlagen als fertiges Produkt angeboten werden können. Wir haben eine Idee für einen Bildband. Sagen wir, er soll den Titel Die besten Weinkeller der Welt erhalten. Als Nächstes beauftragen wir die entsprechenden Leute, den Text zu schreiben und die Fotografien zu machen. Wir fertigen ein Blindmuster, und dann verkaufen wir die Verlagsrechte an den Meistbietenden auf dem internationalen Parkett. Bertelsmann, Hachette, Taschen, Phaidon – Medienmacher dieser Größenordnung.«
    »Wieso kennen Sie sich in dieser Branche so gut aus?« Sam dachte an seine erste und einzige flüchtige Fühlungnahme mit dem Verlagswesen zurück. »Vor ein paar Jahren hatte ich geschäftlich auf der Buchmesse in Frankfurt zu tun. Dort herrscht ein Rummel wie auf dem Jahrmarkt – Verlage aus aller Welt geben sich in den Hallen ein Stelldichein, um zu kaufen und zu verkaufen. Ich habe einige der Lektoren kennengelernt, die jeden Abend die Hotelbar belagerten. Eine unglaublich trinkfeste Meute! Man kommt leicht ins Gespräch. Sie haben geredet. Ich habe zugehört. Und dabei eine Menge erfahren. Es war ziemlich interessant.«
    Während sich Sophie und Sam langsam und genussvoll den Weg durch die Gänge – Seebarsch mit Fenchel, Ziegenfrischkäse mit tapenade und ein Rosmarinsorbet – bahnten, klopften sie die Idee vorwärts und rückwärts ab, überprüften sie auf Schwachstellen und fügten die eine oder andere Verzierung hinzu. Als der Kaffee kam, hatten sie das Gefühl, dass ihre Geschichte nun hieb- und stichfest war. Morgen früh würde sich Sophie von Philippe die Nummer von Rebouls Büro geben lassen und, mit ein bisschen Glück, einen Termin
für das Interview ausmachen. Sams Aufgabe bestand darin, eine Kamera zu erstehen und der Präsentation den letzten Schliff zu verleihen.
    »Gerade ist mir eine perfekte Möglichkeit eingefallen, den Abend zu beschließen. Ein Mondscheinmanöver«, schlug Sam vor, als er die Rechnung unterschrieb.
    Sophie sah ihn misstrauisch an. »Mondscheinmanöver?«
    »Eine klammheimliche nächtliche Erforschung des feindlichen Terrains, zum Zweck der Informationsgewinnung. Es könnte interessant sein, die Straße entlangzuschlendern und dabei einen Blick auf das Anwesen unseres Nachbarn zu werfen. Was ist, kommen Sie mit?«
    »Warum nicht? Ich habe noch nie an einem Mondscheinmanöver teilgenommen.«
    Sie verließen das Hotel und schritten den Hügel hinauf, dem Boulevard Charles Livon folgend, bis sie an ein massives zweiflügeliges Eisentor gelangten, das offen stand. Eine Zufahrt führte durch die Dunkelheit zu einem Lichtschein in weiter Ferne, der vermutlich aus dem Palast drang.
    »Jetzt bin ich im Bilde«, meinte Sam. »Es handelt sich um eine geschlossene Wohnanlage mit einer Ein-Mann-Bewachung.« Er begann, die Zufahrt entlangzustapfen, eine leicht nervöse Sophie einen Schritt hinter ihm.
    Sie zupfte ihn am Ärmel. »Sam? Was sagen wir, wenn uns jemand anhält?«
    »Als Erstes hören wir auf zu flüstern. Und dann sagen wir – oh, keine Ahnung, vielleicht, dass wir unbedarfte amerikanische Touristen sind, die meinten, das sei ein öffentlicher Park. Aber denken Sie daran, wir sprechen kein Wort Französisch. Und lächeln Sie. Alles wird gut.«
    Mit zunehmender Entfernung vom Boulevard drang der Verkehrslärm nur noch gedämpft zu ihnen herüber. Nach
weiteren zweihundert Metern fanden sie sich am Ende eines tadellos gepflegten Rasens von der Größe eines Footballfelds wieder, und dahinter, in ein Lichtermeer getaucht, sahen sie das Palais vor sich, in dem Francis Reboul residierte.
    Sam stieß einen leisen Pfiff aus. »Dieses Anwesen könnte einen

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