Ein diebisches Vergnügen
war, seinen Teil des Vereinbarung einzuhalten und die in Aussicht gestellten Informationen über Reboul zu liefern.
Und dann war da noch Sophie, ein Fall, der insgesamt komplizierter schien. Sam hatte das Gefühl, als sei sie eine Gefangene ihrer eigenen Biografie – eingebunden in die
Zugehörigkeit zum französischen Bürgertum, das Wert auf die Einhaltung der Regeln für das Sozialverhalten, Tischmanieren und seine eigene Kleiderordnung legte und sich schwertat, jemanden zu akzeptieren, der diesen Normen nicht vollkommen entsprach. Sophie würde sich vielleicht eines Tages aus dieser Zwangsjacke befreien. Sie war intelligent, attraktiv und alles andere als eine Spielverderberin, wie sie am heutigen Abend bewiesen hatte, als sie ihn zum Palais du Pharo begleitet hatte. Sie war in jeder Hinsicht eine bezaubernde Frau. Doch sie war nicht Elena Morales, wie Sam sich seufzend eingestehen musste.
Er trat aus der Dusche, schlang ein Handtuch um die Taille und ging ins Schlafzimmer. Sein Handy lag auf dem Nachttisch, neben seiner Armbanduhr. Er warf einen Blick darauf. In L.A. war jetzt Nachmittag, und Sam konnte sich vorstellen, wie Elena am Schreibtisch saß, nach einem ihrer typischen Mittagessen – bei dem sie wie ein Vogel im Salat gepickt hatte -, weitere Anrufe von Danny Roth abwehren musste und sich fragte, welche Fortschritte Sam machte, falls überhaupt. Er war versucht, sie anzurufen. Doch was sollte er ihr sagen? Die Wahrheit? Dass er sich danach gesehnt hatte, ihre Stimme zu hören? Er sagte sich, es sei besser, bis morgen zu warten, dann hatte er vielleicht etwas Konkretes zu berichten.
Eine rätselhafte halbe Stunde verbrachte er mit dem Versuch, ein Rugbyspiel im französischen Fernsehen zu verfolgen, und schlief ein, das Getöse der Zuschauermenge in den Ohren.
13. Kapitel
S am trat in die frische Morgenluft hinaus und inspizierte sein Frühstück. Alles, was sich ein vernünftiger Mensch zu Beginn des Tages nur wünschen konnte, lag auf seinem Balkontisch, gefällig angeordnet auf einer gestärkten weißen Tischdecke: eine duftende Kanne café filtre , ein großer Krug mit heißer Milch, zwei pralle, goldbraune Croissants und eine Ausgabe der Herald Tribune. Er setzte seine Sonnenbrille auf, überprüfte, ob das Panorama noch genauso atemberaubend war wie gestern, und nahm zufrieden Platz. Sein Handy klingelte.
Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Sophie legte sich offenbar amerikanische Gewohnheiten zu. »Guten Morgen. Sie sind aber früh aus den Federn«, sagte er spöttisch.
»Alte Männer leiden unter seniler Bettflucht, Sam. Das werden Sie auch noch feststellen.« Die Stimme war leise und hatte einen leichten Akzent. Axel Schröder.
Sam brauchte einen Moment, um seine Überraschung zu überwinden, bevor er antwortete. »Axel! Welche Ehre! Schön, von Ihnen zu hören. Was gibt es Neues?«
»Oh, dies und jenes. Was halten Sie davon, wenn wir uns heute Abend auf einen Drink treffen?« Er machte eine Pause. »Falls Sie noch in Paris sind.«
Er klopft auf den Busch, dachte Sam. Vermutlich hat er
bereits im Montalembert angerufen und erfahren, dass ich abgereist bin. »Nichts lieber als das, Axel. Aber heute Abend geht es leider nicht.«
»Schade. Ich überbringe Hiobsbotschaften ungern am Telefon.« Sam hörte ihn seufzen. »Ich mache es kurz. Ohne in die Einzelheiten zu gehen, habe ich läuten hören, dass Danny Roth die Weingeschichte inszeniert hat.«
»Wirklich?«
»Ja. Ich fürchte, Sie verschwenden Ihre Zeit in Frankreich. Sie sollten schleunigst nach Kalifornien zurückkehren. Falls Sie einen guten Rat von mir wollen.«
»Danke, Axel. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.«
Kopfschüttelnd goss sich Sam die erste Tasse Kaffee ein. Er mochte Axel, der immer für eine Überraschung gut war; manchmal überraschte er alle – sich selbst vermutlich eingeschlossen -, indem er die Wahrheit sagte. Doch nicht dieses Mal. Dessen war er sich absolut sicher. Ein ermutigendes Zeichen. Er brach das Ende eines Croissants ab und tunkte es in seinen Milchkaffee, eine weitere französische Angewohnheit, die er übernommen hatte; köstlich, wenngleich eine chaotische Angelegenheit und nicht mit feineren Tischsitten zu vereinbaren. Er spürte die Wärme der Sonne auf seinen Schultern und wandte sich dem Sportteil der Zeitung zu. Schon wieder Rugby!
Punkt elf fanden sich Sophie, Sam und Philippe an einem ruhigen Tisch in einer Ecke der Hotellobby ein. Sophie hatte den ersten Teil des
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