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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mayle
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klingt es wie Poesie. Ich könnte Ihnen den ganzen Tag zuhören.« Bevor sich der verwirrte Vial von diesem Kompliment erholen konnte, fuhr sie fort: »Mein lieber Florian – wenn ich Sie so nennen darf -, das trifft sich ja hervorragend. Ich wollte Sie heute ohnehin zum Mittagessen einladen, um mich für Ihre Hilfe zu bedanken. Und nun haben wir gleichzeitig einen Grund zum Feiern. Da das Wetter so schön ist, habe ich vorsorglich einen Tisch auf der Terrasse des Péron reserviert. Bitte sagen Sie Ja!« Dieses Mal war Sam sicher, dass sie mit den Wimpern klimperte.
    Mit gewichtiger Geste zog Florian Vial seinen Terminkalender zurate, aber seine Freude war kaum zu übersehen.
Er ließ auch nur symbolischen Widerstand und halbherziges Bedauern erkennen, als Sophie ihm eröffnete, dass Sam im Keller bleiben und die Arbeit inmitten der Weißweine beenden müsse.
    Die nächsten zwei Stunden vergingen quälend langsam. Vial entführte Sophie, um sie mit Glanz und Glorie der reboulschen Rotweine bekannt zu machen, wobei heute den Burgundern besondere Aufmerksamkeit zuteil wurde, da er sich hier Inspirationen für seine bevorstehende Rede erhoffte. Mittlerweise entdeckte Sam ein stilles Plätzchen zwischen den Champagnerflaschen, wo er sein Handy benutzen konnte.
    »Philippe? Sophie sagte, dass Sie jemanden gefunden haben, der die Fingerabdrücke sicherstellt. In Zivil, hoffe ich.«
    Philippe lachte stillvergnügt in sich hinein. »Selbstverständlich. Sie kennen vielleicht den Ausdruck ›Hansdampf in allen Gassen‹; das trifft auf uns Journalisten in besonderem Maß zu. Ich habe heute Morgen bereits mit ihm gesprochen. Er steht auf Abruf bereit.«
    »Gut, denn heute ist es so weit. Ich würde sagen, in der Mittagszeit, gegen Viertel vor eins, keinesfalls früher. Ist das in Ordnung?«
    »Wie gelangen wir hinein?«
    »Der Haupteingang ist tagsüber offen, und Sie bleiben in sicherer Entfernung vom Haus. Fahren Sie zum Lieferantenbereich, direkt vor dem Keller. Er ist gekennzeichnet und befindet sich auf der linken Seite der Auffahrt. Ich warte dort auf Sie. Und noch etwas, Philippe.«
    »Ja?«
    »Kommen Sie ja nicht auf die Idee, in einem Streifenwagen aufzukreuzen.«

    Es wäre schwer, sich einen einnehmenderen Ort für ein Mittagessen an einem sonnigen Frühlingstag vorzustellen als die Terrasse des Péron. Hoch über der Küstenstraße Corniche Kennedy gelegen, bot das Restaurant einen atemberaubenden Ausblick auf die Frioul-Inseln und Château d’If. Die Kulisse, der frische Wind und der Duft von Fischspeisen versetzten die Gäste in Urlaubsstimmung. Florian Vials Sinn für Ritterlichkeit wurde dadurch noch gestärkt. Die Bemühungen des Kellners abwinkend, bestand er darauf, Sophie den Stuhl zurechtzurücken und sich zu vergewissern, dass sie bequem saß, bevor er selbst Platz nahm.
    Er rieb sich die Hände und atmete tief die Meerluft ein. »Wunderbar, einfach wunderbar. Eine ausgezeichnete Wahl, verehrte Madame . Ein echter Genuss.«
    Sophie neigte den Kopf. »Bitte nennen Sie mich Sophie. Ich dachte, wir fangen mit einem Glas Champagner an, ja? Doch für die Wahl des Weines sind Sie zuständig. Ich bin sicher, es gibt hier einige lokale Spezialitäten, die ich nicht kenne.«
    Wie Sophie richtig vermutet hatte, war das für Vial das Stichwort, eine verbale Tour de Force durch die Weingärten der Provence anzutreten. »Bei uns wird seit 600 vor Christus Wein angebaut«, begann er, »als die Phönizier Marseille gründeten.« Und von hier aus nahm er Sophie, lediglich durch die Ankunft des Champagners und der Speisekarten unterbrochen, auf eine Reise von Cassis nach Bandol mit, schwenkte in östliche Richtung nach Palette und in westliche nach Bellet, mit einem längeren Umweg über die unterschätzten Reben des Languedoc. Dieser Kellermeister ist ein wandelndes Lexikon, dachte Sophie, die seine Begeisterung für den Weinanbau ebenso ansteckend wie anziehend fand.

    Sie gaben ihre Bestellung auf, und Vial suchte einen knochentrockenen Weißen aus Cassis zum loup de mer aus. Sophie nutzte die Pause, um mehr über Vial selbst zu erfahren, über seine Jahre im Dienste des Unternehmens.
    Und sie erfuhr, dass dies eine Geschichte mit tragischem Anfang und glücklichem Ausgang war. Vor fünfunddreißig Jahren, als Rebouls unternehmerische Laufbahn noch in den Kinderschuhen steckte, hatte er Vials Vater als Finanzchef seiner damals noch kleinen Firma eingestellt. Die beiden Männer waren Freunde geworden. Die Firma wuchs

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