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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mayle
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was ich gebrauchen kann, ist ein Anruf von Reboul bei seinem alten Freund, dem préfet de police, um sich über den unangemessenen Einsatz offizieller Ressourcen zu beschweren, im Klartext, die Vergeudung seiner Steuergelder. Also, vermasseln Sie es nicht.« Andreis nahm einen Stift aus einer Tasche, kritzelte einen Namen und eine Telefonnummer auf einen Bierfilz und schob ihn Philippe über den Tisch zu. »Sein Name ist Grosso. Wir arbeiten seit zwanzig Jahren zusammen. Er ist verlässlich, schnell und verschwiegen. Ich werde heute Abend ein paar Takte mit ihm reden. Sie können ihn morgen früh anrufen.«
     
    »Es könnte funktionieren«, sagte Sam. »Wenn wir es mit Reboul zu tun hätten, wäre ich mir sicher, dass es klappt. Aber Vial? Ob der ein Schwerenöter ist, möchte ich bezweifeln.«
    Sophie nahm ein weiteres Stück Brot aus dem Korb und benutzte es, um die letzten Tropfen der bourride – der würzigen Marseiller Fischsuppe – in ihrem Teller aufzutunken. Sie aßen in einem Fischrestaurant im Hafen zu Abend, und das Gesprächsthema Nummer eins war Florian Vial: Wie könnte man ihn aus dem Keller lotsen, sodass man in Ruhe die Weinflaschen auf Fingerabdrücke hin überprüfen konnte?
    Sophies Vorschlag war schlicht und einfach: Sie würde ihn zum Mittagessen einladen, einem ganz speziellen, als Dankeschön für seine Unterstützung. Sam würde solange den Keller in seine Obhut nehmen, offiziell, um sich einen Überblick über die Weißweine zu verschaffen, die er bei seinem ersten Besuch ausgelassen hatte, und inoffiziell, um dem
Mann von der Spurensicherung die Flaschen zu zeigen, die unter dem Verdacht standen, Diebesgut zu sein.
    Die Strategie stützte sich natürlich voll auf Vials Empfänglichkeit für die Reize einer hübschen Frau.Was diesen Punkt betraf, war Sophie zuversichtlich. Schließlich war Vial Franzose. Und Franzosen aus seinem sozialen Milieu und seiner Altersklasse hatten noch gelernt, das andere Geschlecht wertzuschätzen, weibliche Gesellschaft zu genießen und sich im Umgang mit einer Frau von ihrer galantesten Seite zu präsentieren. Sie kannte einige Männer vom gleichen Schlag in Bordeaux – charmant, aufmerksam und auf angenehme Weise einem kleinen Flirt zugeneigt. Kavaliere vom Scheitel bis zur Sohle, die Frauen mochten. Vielleicht würden sie sich niemals dazu hinreißen lassen, einer Frau in den Po zu kneifen, obwohl ihnen der Gedanke mit Sicherheit nicht fremd war. Aber sie würden sich niemals die Gelegenheit entgehen lassen, ein gutes Mittagessen in attraktiver Begleitung einzunehmen.
    Sophie beobachtete Sam belustigt. Er rang gerade mit seinen calmars à l’encre, kleinen, in ihrer eigenen Tinte gegarten Tintenfischen, und die dunklen Flecken auf der Serviette, die er in den Hemdkragen gesteckt hatte, zeugten davon, dass der Gegner nicht kampflos aufgegeben hatte.
    »Das Problem ist, Sam, dass Sie französische Männer nicht verstehen. Sie werden sehen, alles wird gut. Wenn Sie gestatten, werde ich jetzt Philippe anrufen und ihn fragen, ob es in der Nähe des Palais ein gutes Restaurant gibt.« Sie nahm ihre Serviette, tauchte einen Zipfel in das Wasser des Eiskübels und reichte sie ihm. »Hier. Sie sehen aus, als hätten Sie schwarzen Lippenstift benutzt.« Sie überließ es Sam, die Spuren des Kampfes zu beseitigen und Kaffee zu bestellen, während sie ihren Cousin anrief.

    Am nächsten Morgen trafen sie kurz nach halb elf vor dem Keller ein, wo Vial sie voller Frühlingsgefühle erwartete. Ein Kollege aus Beaune hatte ihn gerade angerufen, um ihm mitzuteilen, dass ihn die Chevaliers du Tastevin als Ehrengast bei ihrem Festbankett auserwählt hatten. Eine beachtliche Auszeichnung, auf die Vial mit Recht stolz war. Das Bankett – eine traditionsreiche Veranstaltung im kleinsten Kreis, mit Einladungen, die auf zweihundert handverlesene, prominente Burgunder beschränkt waren – würde auf Schloss Vougeot stattfinden, dem Hauptsitz der ehrenwerten Bruderschaft der Weinverkoster auf dem gleichnamigen Berg Clos de Vougeot. Die Ordensritter pflegten zu diesem Anlass ihre langen roten Zeremoniengewänder anzuziehen. Die Joyeux Bourguignons, die als Meister des Trinkliedes galten, würden für musikalische Unterhaltung sorgen. Und es erübrigte sich wohl hinzuzufügen, dass feinster Wein in Strömen fließen würde.
    Vials gute Laune wurde nur ansatzweise durch die Aussicht getrübt, eine Rede halten zu müssen, aber Sophie beruhigte ihn. »Wenn Sie über Wein reden,

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