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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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glaubte) und der ermordete Arnold Clayton (denn seiner Ansicht nach war der Charakter des Opfers bei der Lösung eines Mordfelles von allergrößter Bedeutung) und sogar Commander McLaren, der treue Freund, und Mr und Mrs Spence, die kürzlich erworbenen Bekannten. Und er sah keine Möglichkeit, seine Neugierde zu befriedigen! Später am Tage kehrten seine Gedanken zu diesem Thema zurück.
    Warum fesselte ihn dieser Vorfall eigentlich so sehr? Nach einiger Überlegung kam er zu dem Schluss, dass ihn das Problem so reizte, weil das Ganze im Hinblick auf die Beziehung der Tatsachen zueinander eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit war!
    Er überflog noch einmal die akzeptierbaren Tatbestände. Zunächst ein Wortwechsel zwischen zwei Männern. Ursache vermutlich eine Frau. Im Eifer des Gefechts brachte der eine den anderen um. Ja, das kam vor – obwohl es einleuchtender wäre, wenn der Ehemann den Liebhaber beseitigt hätte. Immerhin, der Liebhaber hatte den Ehemann getötet, ihn mit einem Dolch erstochen – irgendwie eine ziemlich unwahrscheinliche Waffe. Hatte Major Rich vielleicht eine italienische Mutter? Sicherlich existierte irgendwo eine Erklärung für die Wahl eines Dolches als Waffe. Jedenfalls musste man den Dolch akzeptieren (in manchen Zeitungen wurde er als Stilett bezeichnet). Er war eben zur Hand und wurde benutzt. Die Leiche wurde dann in der Truhe versteckt. Das war gesunder Menschenverstand und unvermeidlich. Das Verbrechen war nicht vorausgeplant, und da der Diener jeden Augenblick zurückkehren konnte und vier Gäste in Kürze eintreffen würden, schien es die einzige Möglichkeit zu sein.
    Die Party steigt und geht zu Ende, die Gäste brechen auf – der Diener ist bereits fort –, und Major Rich geht zu Bett!
    Um das zu verstehen, musste man Major Rich sehen und herausfinden, was das für ein Mensch war, der so handeln konnte.
    Hatte er vielleicht, überwältigt von dem Entsetzen über seine Tat und von der großen Anstrengung, den langen Abend hindurch natürlich zu erscheinen, eine Schlaftablette genommen, die ihn in einen so tiefen Schlummer versetzte, dass er nicht um die gewohnte Zeit wach wurde? Möglich. Oder aber handelte es sich um das psychologische Phänomen, dass das Schuldgefühl in Major Richs Unterbewusstsein nach Aufdeckung des Verbrechens verlangte? Um in dieser Hinsicht zu einer Entscheidung zu gelangen, war es unbedingt erforderlich, Major Rich kennen zu lernen. Es ließ sich alles zurückführen auf – Das Telefon läutete. Poirot ließ es eine Weile klingeln, bis ihm dämmerte, dass Miss Lemon bereits nachhause gegangen war. Also nahm er den Hörer ab.
    »Monsieur Poirot?«
    »Am Apparat.«
    »Oh, wie herrlich!« Poirot war ein wenig erstaunt über die Glut in der bezaubernden weiblichen Stimme. »Hier ist Abbie Chatterton.«
    »Ah, Lady Chatterton. Was kann ich für Sie tun?«
    »Kommen Sie so rasch wie möglich zu einer absolut schauderhaften Cocktailparty, die ich gerade gebe. Nicht unbedingt wegen der Cocktailparty – sondern wegen einer ganz anderen Geschichte. Bitte, bitte, lassen Sie mich nicht im Stich! Sagen Sie bloß nicht, dass Sie es nicht einrichten können.«
    Poirot hatte nicht die geringste Absicht, die Einladung abzulehnen. Lord Chatterton war, abgesehen von seiner Peerswürde und der Tatsache, dass er gelegentlich eine langweilige Rede im Oberhaus hielt, keine bemerkenswerte Persönlichkeit. Doch Lady Chatterton war eine der strahlendsten Sterne am Himmel der Gesellschaft. Alles, was sie tat oder sagte, war ein Ereignis. Sie besaß Verstand, Schönheit, Originalität und genug Energie, um eine Rakete zum Mond zu befördern.
    Sie sagte nochmals:
    »Ich brauche Sie. Zwirbeln Sie einfach Ihren wundervollen Schnurrbart mit kühnem Schwung, und kommen Sie!«
    Ganz so rasch ging es allerdings nicht. Zunächst einmal machte Poirot aufs Sorgfältigste Toilette. Dann erst zwirbelte er seinen Schnurrbart und machte sich auf den Weg.
    Die Tür zu Lady Chattertons bezauberndem Haus in der Cheriton Street war angelehnt, und aus dem Innern drang ein Geräusch, das einer Meuterei im Zoo glich. Lady Chatterton führte gerade eine lebhafte Unterhaltung mit zwei Berühmtheiten, einem international bekannten Fußballspieler und einem amerikanischen Evangelisten. Aber als Poirot eintrat, wandte sie sich sofort von ihnen ab und eilte auf den neuen Gast zu.
    »Monsieur Poirot, wie wunderbar, dass Sie gekommen sind! Nein, trinken Sie nicht diesen garstigen Martini. Ich habe

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