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Ein diskreter Held

Ein diskreter Held

Titel: Ein diskreter Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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vergessen Sie es auch und fangen wir noch einmal bei null an.
    Wir geben Ihnen eine Frist von zwei Wochen – vierzehn Tage ab heute –, damit Sie es überdenken, zur Vernunft kommen und wir die Angelegenheit, die uns beschäftigt,zum Abschluss bringen können. Andernfalls haben Sie Folgen zu verantworten, die schlimmer sein werden als alles Bisherige. Wir haben uns verstanden, wie man so sagt, Herr Yanaqué.
    Gott befohlen.
    Der Brief war diesmal nicht mit der Hand geschrieben, doch die Unterschrift war dieselbe Zeichnung in blauer Tinte: eine kleine Spinne mit fünf langen Beinen und einem Punkt in der Mitte als Kopf.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Don Felícito?«, fragte seine Sekretärin. »Sagen Sie nicht, das ist wieder einer von diesen Briefen.«
    Ihr Chef hatte die Arme hängen lassen, und so wie er auf seinem Stuhl saß, ganz blass, den Blick auf das Stück Papier geheftet, schien er vor Schreck erstarrt zu sein. Schließlich nickte er und legte den Finger an die Lippen, um anzudeuten, sie möge still sein. Die Leute, die dort herumliefen, sollten nichts mitbekommen. Er bat sie um ein Glas Wasser und trank es langsam aus, versuchte sich zu beherrschen. Er spürte, wie sein Herz pochte, und atmete schwer. Klar, dass diese Arschlöcher nicht aufgegeben hatten, klar, dass sie weitermachten. Aber wenn sie glaubten, Felícito Yanaqué würde klein beigeben, hatten sie sich getäuscht. Er verspürte Wut, Hass, einen bebenden Zorn. Vielleicht hatten Miguel und Tiburcio recht. Nicht, was den Leibwächter betraf, natürlich nicht, dafür würde er sein schönes Geld nicht verschwenden. Aber den Revolver, das vielleicht ja. Nichts würde ihm so viel Vergnügen bereiten in seinem Leben, als diese Dreckskerle umzulegen, wenn sie ihm unter die Augen kamen. Sie mit Kugeln zu durchsieben und noch auf ihre Leichen zu spucken.
    Als er sich ein wenig beruhigt hatte, eilte er aufs Revier, aber weder Hauptmann Silva noch Sergeant Lituma waren dort. Sie seien essen gegangen, gegen vier kämen sie zurück. Er setzte sich in ein Café an der Avenida Sánchez Cerro und bestellte eine Limonade mit Eis. Zwei Damen traten zu ihm, gaben ihmdie Hand. Sie bewunderten ihn, er sei ein Vorbild und eine Inspiration für alle Bewohner Piuras. Zum Abschied segneten sie ihn. Er dankte es ihnen mit einem schmalen Lächeln. Dabei, dachte er, fühlte er sich jetzt alles andere als heldenhaft. Ein Dummkopf bin ich, sagte er sich. Ein Trottel unterm Wind, genau das. Sie spielen mit mir, wie es ihnen gefällt, und ich weiß nicht mehr, wo oben und unten ist.
    Als er zu seinem Büro zurückging, langsamen Schrittes über die hohen Bürgersteige der Avenida, zwischen lärmenden Motorradtaxis, Radfahrern und Fußgängern, überkam ihn in all seiner Mutlosigkeit plötzlich ein ungeheures Verlangen, Mabel zu sehen. Sie zu sehen, mit ihr zu sprechen, vielleicht zu spüren, wie nach und nach die Lust erwachte, ein Aufruhr, der ihn für ein paar Momente schwindlig machte und den Brand vergessen ließ, den Ärger mit der Versicherung, den jüngsten Brief mit der Spinne. Und vielleicht könnte er, nachdem er sie geliebt hatte, eine Weile ruhig und glücklich schlafen. Soweit er sich erinnerte, war er noch nie in diesen acht Jahren Knall auf Fall bei ihr erschienen, auch nicht zur Mittagszeit, immer nur, wenn es Abend wurde und an Tagen, die er vorher vereinbart hatte. Aber dies waren außergewöhnliche Zeiten, und da durfte er einmal mit den Gewohnheiten brechen. Er war müde, es war heiß, und statt zu laufen, nahm er ein Taxi. Als er in Castilla ausstieg, sah er Mabel an der Haustür. Ging sie hinein oder hinaus? Sie schaute ihn überrascht an.
    »Du hier?«, grüßte sie ihn. »Heute? Um diese Zeit?«
    »Ich möchte dich nicht stören«, entschuldigte sich Felícito. »Wenn du etwas vorhast, gehe ich.«
    »Habe ich, aber das kann ich verschieben.« Mabel hatte sich von der Überraschung erholt und lächelte. »Komm, komm rein. Warte kurz auf mich, ich regle das und komme zurück.«
    Felícito bemerkte, dass sie trotz aller freundlichen Worte verärgert war. Er war ungelegen gekommen. Vielleicht wollte sie einkaufen. Nein, sich eher mit einer Freundin treffen, ein bisschen bummeln und dann gemeinsam essen. Oder, wer weiß, vielleicht wartete ein junger Mann auf sie, jung wie sie,der ihr gefiel und mit dem sie sich regelmäßig traf. Die Eifersucht gab ihm einen Stich bei der Vorstellung, Mabel könnte einen Liebhaber haben. Einen Kerl, der sie auszog und zum

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