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Ein diskreter Held

Ein diskreter Held

Titel: Ein diskreter Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Wahrheit sind Sie bei ihren Ermittlungen keinen Millimeter vorangekommen. Während diese Dreckskerle mit mir machen, was sie wollen.«
    »Wer sagt, dass wir nicht vorangekommen sind?« Hauptmann Silva sprach nun lauter, fuchtelte mit den Armen. »Wir sind ein gutes Stück vorangekommen. Erst einmal haben wir ausgeschlossen, dass es sich um eine der drei bekannten Banden handelt, die in Piura von den Geschäftsleuten Schutzgeld verlangen. Außerdem hat Sergeant Lituma etwas herausgefunden, was eine gute Spur sein könnte.«
    Er sagte es auf eine Weise, dass Felícito ihm glaubte, trotz aller Skepsis.
    »Eine Spur? Wirklich? Wo? Welche?«
    »Dafür ist es noch zu früh. Aber es ist besser als nichts. Sobald wir Konkreteres wissen, erfahren Sie es. Glauben Sie mir, Herr Yanaqué. Wir haben uns mit Leib und Seele in Ihren Fall gestürzt. Wir widmen ihm mehr Zeit als allem anderen. Sie haben bei uns oberste Priorität.«
    Felícito erzählte ihnen, wie seine Kinder ihm besorgt angeraten hätten, einen Leibwächter zu engagieren, und wie er sich geweigert habe. Und dass sie ihm vorschlugen, sich einen Revolver zu kaufen. Was sie davon hielten?
    »Das rate ich Ihnen nicht«, erwiderte Hauptmann Silva.»Man soll nur eine Pistole tragen, wenn man auch bereit ist, sie zu benutzen, und Sie scheinen mir keiner zu sein, der in der Lage wäre, jemanden zu töten. Sie würden sich sinnlos in Gefahr begeben, Herr Yanaqué. Aber entscheiden Sie selbst. Wenn Sie trotz meines Rates eine Erlaubnis wünschen, Waffen zu tragen, werden wir es in die Wege leiten. Aber es braucht Zeit, das sage ich Ihnen. Sie werden einen psychologischen Test machen müssen. Also, schlafen Sie drüber.«
    Als Felícito nach Hause kam, war es schon dunkel, im Garten zirpten die Grillen, die Frösche quakten. Er setzte sich gleich an den Tisch und aß, eine Hühnerbouillon, Salat und einen Wackelpudding, serviert von Saturnina. Als er dann ins Wohnzimmer ging, um die Nachrichten zu sehen, bemerkte er, wie diese schweigsam sich bewegende Gestalt, die Gertrudis war, auf ihn zukam. Sie hielt eine Zeitung in der Hand.
    »Die ganze Stadt spricht von der Anzeige, die du in El Tiempo veröffentlicht hast«, sagte seine Frau und setzte sich in den Sessel neben ihm. »Selbst der Pater hat es heute Morgen in der Predigt erwähnt. Ganz Piura hat sie gelesen. Außer mir.«
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen, deshalb habe ich nichts gesagt«, entschuldigte sich Felícito. »Aber da hast du sie doch. Warum hast du sie nicht gelesen?«
    Er sah, wie sie hin und her rutschte, den Blick abgewandt.
    »Habe ich verlernt«, hörte er sie zwischen den Zähnen murmeln. »Da ich nie lese, wegen meiner Augen, verstehe ich kaum noch etwas. Die Buchstaben geraten mir durcheinander.«
    »Dann musst du zum Augenarzt und einen Sehtest machen«, sagte er. »Wie kann man nur das Lesen verlernen, Gertrudis, das kann mir niemand erzählen.«
    »Aber ich«, sagte sie. »Ja, ich mache mal einen Sehtest. Kannst du mir nicht vorlesen, was du in El Tiempo geschrieben hast? Ich habe Saturnina gefragt, aber sie kann auch nicht lesen.«
    Sie gab ihm die Zeitung, und nachdem er sich die Brille aufgesetzt hatte, las Felícito vor:

    Meine Herren Erpresser mit der kleinen Spinne:
    Auch wenn Sie mir das Büro von Transportes Narihualá niedergebrannt haben, Räume eines Unternehmens, das ich mit der ehrlichen Arbeit eines ganzen Lebens aufgebaut habe, teile ich Ihnen öffentlich mit, dass ich das Schutzgeld, das Sie von mir verlangen, niemals zahlen werde. Eher lasse ich zu, dass Sie mich umbringen. Keinen einzigen Centavo erhalten Sie von mir, denn ich glaube, vor Verbrechern und Gaunern wie Ihnen sollten ehrliche, fleißige und anständige Personen wie wir keine Angst haben. Vielmehr sollten wir ihnen entschlossen entgegentreten, bis wir sie ins Gefängnis gebracht haben, wo sie hingehören.
    Gezeichnet:
    Felícito Yanaqué (einen Nachnamen mütterlicherseits habe ich nicht)
    Die weibliche Gestalt saß eine Weile reglos da, grübelte über das Gehörte und murmelte schließlich:
    »Dann stimmt es also, was der Pater in seiner Predigt gesagt hat. Du bist ein mutiger Mann, Felícito. Der Gefangene Christus erbarme sich unser. Wenn wir das überstehen, fahre ich zu seinem Fest am 12. Oktober nach Ayabaca und bete zu ihm.«

VI
    »Heute Abend keine Geschichten, Rigoberto«, sagte Lucrecia, als sie sich ins Bett legten und das Licht löschten. Aus der Stimme seiner Frau sprach Besorgnis.
    »Mir ist heute

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