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Ein diskreter Held

Ein diskreter Held

Titel: Ein diskreter Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Schreien brachte, und jetzt hatte er ihren Plan durchkreuzt. Er spürte, wie die Lust ihn durchströmte, ein Kribbeln zwischen den Beinen, eine sich andeutende Erektion. Himmel, nach wie vielen Tagen. Mabel sah schön aus in ihrem weißen Kleidchen, das die Arme und die Schultern unbedeckt ließ, den luftigen Stöckelschuhen, die Frisur perfekt, Augen und Lippen geschminkt. Aber war es so? Hatte sie einen Freund? Er war ins Haus gegangen, hatte Jackett und Krawatte abgelegt. Als Mabel zurückkam, las er gerade noch einmal den Brief mit der Spinne. Ihr Ärger schien verraucht. Jetzt war sie so fröhlich und liebevoll zu ihm wie immer.
    »Heute Morgen kam wieder so ein Brief«, entschuldigte sich Felícito und hielt ihn ihr hin. »Ich hatte eine Stinkwut. Und auf einmal bekam ich Lust, dich zu sehen. Deshalb bin ich hier, mein Liebes. Entschuldige, dass ich einfach so hereinplatze. Ich hoffe, ich störe nicht.«
    »Mein Haus ist dein Haus, Herzchen.« Mabel lächelte. »Du kannst kommen, wann immer du willst. Du störst nicht. Ich wollte nur kurz in die Apotheke.«
    Sie setzte sich neben ihn, nahm den Brief, und während sie ihn las, wurde ihre Miene bitter. Eine kleine dunkle Wolke zog über ihre Augen.
    »Das heißt, die verfluchten Kerle hören nicht auf«, rief sie, sehr ernst. »Was willst du jetzt tun?«
    »Ich war auf dem Revier, aber die Typen sind nicht da. Ich gehe am Nachmittag noch mal rüber. Ich weiß nicht, wozu, diese beiden Knallköpfe tun nichts. Sie halten mich hin. Vertrösten mich mit dummem Gerede.«
    »Dann bist du also hier, damit ich dich ein bisschen verwöhne«, sagte Mabel mit einem animierenden Lächeln. »Nicht wahr, Herzchen?«
    Sie strich ihm übers Gesicht, und er nahm ihre Hand und küsste sie.
    »Gehen wir ins Schlafzimmer, Mabelita«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich habe so eine Lust auf dich, jetzt gleich.«
    »Na, also das habe ich wirklich nicht erwartet«, und sie lachte und hob verwundert die Arme. »Um diese Zeit? Ich erkenne dich nicht wieder, Herzchen.«
    »Da siehst du’s«, sagte er, umarmte sie, küsste sie auf den Hals, sog ihren Duft ein. »Wie gut du riechst, mein liebes Kind. Dann ändern sich wohl meine Gewohnheiten, ich werde wieder jung, che guá .«
    Sie gingen ins Schlafzimmer, zogen sich aus und schliefen miteinander. Felícito war so erregt, dass er kam, kaum dass er in ihr war. Er hielt sie weiter in seinen Armen, liebkoste sie schweigend, spielte mit ihrem Haar, küsste sie auf den Hals, küsste ihren Körper, knabberte an ihren Nippeln, kitzelte sie, streichelte.
    »Wie zärtlich du bist, Herzchen.« Mabel nahm ihn an den Ohren, schaute ihm tief in die Augen. »Demnächst kommst du noch und sagst, dass du mich liebst.«
    »Habe ich dir das nicht schon oft gesagt, Dummerchen?«
    »Das sagst du, wenn du erregt bist, das zählt nicht«, Mabel zog einen Schmollmund. »Vorher oder danach sagst du es nie.«
    »Dann sage ich es jetzt, wo ich nicht mehr so erregt bin. Ich liebe dich, Mabelita, sehr. Du bist die einzige Frau, die ich je wirklich geliebt habe.«
    »Mehr als Cecilia Barraza?«
    »Sie ist nur ein Traum, ein Märchen«, sagte Felícito und lachte. »Du bist meine einzige Liebe in der Wirklichkeit.«
    »Ich nehme dich beim Wort, Herzchen«, und dann wuschelte sie ihm durchs Haar und lachte auch.
    Sie blieben noch eine Weile liegen und unterhielten sich, dann stand Felícito auf, wusch sich, zog sich an. Er ging wieder zu Transportes Narihualá und kümmerte sich um die Büroangelegenheiten. Später am Nachmittag ging er noch einmal beim Revier vorbei. Der Hauptmann und der Sergeant waren nun da und empfingen ihn in Silvas Büro. Ohne ein Wort hielt er ihnen den dritten Spinnenbrief hin. Hauptmann Silva las ihnlaut, Silbe für Silbe, vor dem aufmerksamen Blick von Sergeant Lituma, der ihm zuhörte und mit seinen Knubbelhänden ein Notizbuch knetete.
    »Nun, alles nimmt seinen vorhersehbaren Lauf«, sagte Hauptmann Silva, als er zu Ende gelesen hatte. Er schien hochzufrieden, dass er alles vorausgesagt hatte. »Sie geben nicht auf, damit war zu rechnen. Diese Beharrlichkeit wird ihr Verderben sein, ich sagte es Ihnen bereits.«
    »Sollte ich lieber fröhlich sein?«, fragte Felícito gallig. »Nicht genug damit, dass sie mir mein Büro in Brand stecken, sie schicken weiter anonyme Briefe, stellen mir ein Ultimatum von zwei Wochen und drohen mit Schlimmerem als dem Brand. Also komme ich her, und was sagen Sie mir? Alles nehme seinen vorhersehbaren Lauf. In

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