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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Tribüne. Das Feld schien zu leuchten, und in der Nähe stand eine weitere Eiche mit zwei toten Ästen wie weiß gebleichte Knochen.
    «Sind Sie allein?»
    «Im Moment», sagte Tim.
    «Wo ist sie?»
    «Sie?»
    «Winnie Sparke.»
    Tim vergrub den Kopf in den Händen und atmete keuchend, als wolle er einen Asthmaanfall abwenden. Lol sah dunkle Flecken an Tims Fingern.
    Er sagte: «Sind Sie …»
    Tims Schultern zuckten.
    «Sind Sie verletzt?»
    «Ich bin …» Tim spähte zwischen seinen Fingern hindurch. «Ich glaube, ich bin ziemlich am Ende, ehrlich gesagt, alter Freund.»
    «Sind Sie zu Fuß hierhergekommen?»
    «Ich kann mich nicht mehr erinnern.»
    «Wo ist Winnie?»
    Schweigend sah Tim ihn an.
    «Winnie hat gesagt, Sie würden sich hier mit uns treffen. Sie hat mit meiner Freundin gesprochen. Am Telefon. Sie sagte, Sie würden sich hier mit uns treffen.»
    «Winnie? Ich …» Seine Stimme brach. «Ich kann mich nicht erinnern.»
    «Ist sie mit Ihnen hierher gelaufen? Von Wychehill?»
    «Nein. Wir waren nur zu zweit.»
    «Aber Sie sind allein.»
    «Ich glaube … es ist etwas passiert.»
    Lols Magen zog sich leicht zusammen.
    «Auf dem Weg hierher?»
    «Weiß nicht mehr», sagte Tim.
    «Hören Sie …» Lol nahm sein Handy aus der Tasche und klappte es auf. «Ich glaube, wir könnten ein bisschen Hilfe brauchen.»
    «Hilfe», wiederholte Tim. Vage, als würde er sich an etwas erinnern.
«Hilf mir.»
Seine Stimme verwandelte sich in ein Jammern. Er kam auf die Füße. «
Hilf mir, ich
 … Wen rufen Sie da an?»
    «Nur eine Freundin.» Lol rief Merrilys Nummer auf. «Sie kommt und hilft uns.»
    Er drückte auf die Anruftaste und wartete auf das Klingeln.
    Und da stürzte sich Tim auf ihn, stieß ihn von dem Heuballen und schnappte sich das Handy. Lol sprang auf und wollte es ihm wieder abnehmen, aber Tim war größer. Er machte sich los, taumelte in die Dunkelheit hinaus und schleuderte das Handy weg.
    Lol sah sein Telefon in der Nacht verschwinden wie ein winziges silbernes Raumschiff.
     
    Eine Zeitlang standen sie schweigend in dem rot bespritzten Raum.
    Syd Spicer trug schwarze Jeans, ein schwarzes Klerikerhemd und den Priesterkragen. Seine schmalen Augen waren ausdruckslos.
    «Gut gemacht», sagte er.
    Merrily kam zitternd auf die Beine. Ihre Jeans fühlten sich an den Knien feucht an. Sie konnte sich nicht erinnern, sich hingekniet zu haben.
    «Das hätten nicht viele von uns geschafft, Merrily. Nicht allein und nicht in so einer Situation.»
    Sie gingen aus dem Haus. Als Spicer die Hintertür zuzog, fiel Merrily auf, dass er schwarze Handschuhe trug.
    «Können Sie die Polizei holen? Ich muss woandershin. Jetzt gleich.»
    «Merrily …»
    «Ich muss Lol abholen. Ich komme gleich wieder.»
    «Wo ist er?»
    Sie tippte Lols Nummer in ihr Handy. Es klingelte und klingelte.
Oh Gott.
«Rufen Sie die Polizei.»
    «Das wird geregelt, Merrily, Sie können jetzt nirgends hingehen.»
    Sie ging an ihm vorbei am Haus entlang. Sie wollte einfach nur nach Whiteleaved Oak und Lol suchen. Alles in Ordnung bringen. Feststellen, ob es Jane gutging.
Und dann
würde sie zur Polizei gehen und, wenn es sein musste, bis zum Sonnenaufgang Fragen beantworten. Sie drehte sich nach Spicer um.
    «Was ist mit Tim Loste?»
    «Der kann auf sich selbst aufpassen, hoffe ich.»
    «Ich meine, was wird er jetzt tun? Wo geht er jetzt hin?»
    «Merrily …»
    «Er ist bestimmt in die Hügel.» Sie blieb neben der misshandelten Eiche stehen und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme immer schriller klang. «Das tut er immer. Er hat einen Ort, an den er geht. Wo er mit Winnie hingegangen ist. Und dort habe ich Lol warten lassen, weil Winnie gesagt hat, sie will sich dort mit uns treffen. Und Lol geht nicht an sein Telefon. Und da draußen ist ein Mann unterwegs, der gerade …» Wild deutete sie auf das Haus.
«Das!»
    Spicer trat kopfschüttelnd einen Schritt zurück. Merrily ging weiter Richtung Straße. Am Ende der Zufahrt stellte sie fest, dass ihre Autoschlüssel nicht in ihrer Handtasche waren.
    Sie mussten noch im Zündschloss stecken. Merrily hatte ja nur nach der jungen Eiche sehen wollen.
    Sie blieb an der Straße stehen und sah von einer Seite zur anderen. Zuerst konnte sie es einfach nicht fassen. Sie drehte sich zu Spicer um. Er zuckte nur mit den Schultern.
    «Das wollte ich Ihnen noch sagen. Als ich kam. Nur habe ich dann … nicht mehr daran gedacht.»
    «Jemand hat mein Auto geklaut.»
    «Ja. Ich habe Sie vorbeifahren

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