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Ein dunkler Ort

Ein dunkler Ort

Titel: Ein dunkler Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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auf das Bild auf der Staffelei. »Das wird schon.«
    »Ja?«, sagte Lynda. »Tja, ist wohl so.«
    »Was malst du da vorne hin?« Kit zeigte auf den unfertigen Vordergrund.
    »Woher soll ich das wissen? Das wird mir schon einfallen, wenn ich den Pinsel in der Hand halte.« Lynda wandte ihr Gesicht ab und hielt sich den Arm über die Augen. »Bring das Essen hier raus, okay? Ich halte diesen Geruch nicht aus.«
    Kit musterte sie besorgt. »Hoffentlich fühlst du dich morgen wieder besser.«
    »Bestimmt«, sagte Lynda. »Muss ich, es ist so viel zu tun. Er will so viel. Man darf nicht mal Pause machen.«
    »Er?« Kit reagierte auf das Wort. »Wen meinst du damit? Wer verlangt so viel?«
    »Bitte«, sagte Lynda, »lass mich doch einfach in Ruhe. Ich bin so müde. Wir reden ein anderes Mal, okay?«
    »Okay.« Kit blieb noch einen Augenblick stehen und schaute sich die schlanke Gestalt auf dem Bett an. War das wirklich Lynda Hannah, das Mädchen mit dem strahlenden Gesicht und dem perlenden Lachen, deren einzige Sorge vor zwei Monaten noch gewesen war, dass es keine Internetverbindung gab und sie nicht online chatten konnte? Sie hat sich verändert , dachte Kit. Nicht nur oberflächlich, sondern bis in ihr Inneres. Sie ist nicht mehr derselbe Mensch .
    »Lynda«, sagte sie leise, »bitte, erzähl’s mir. Irgendwas ist passiert. Kannst du mir sagen was?«
    Das Mädchen auf dem Bett antwortete nicht. Ihre Atemzüge waren tief und regelmäßig. Kit merkte, dass sie längst schlief.
    Natalie kratzte Essensreste von den Tellern, als Kit das Tablett wieder in die Küche zurückbrachte. Sie warf einen Blick auf den unberührten Teller und schüttelte den Kopf.
    »Will nicht essen, was?«
    »Sie sagt, sie ist müde«, sagte Kit.
    »Komisch«, sagte Natalie. »Keiner isst mehr so wie sonst, außer den Männern und vielleicht Madame. Was ist los mit euch Mädchen? Habt ihr euch alle was eingefangen?«
    »Das will ich nicht hoffen.« Kit stellte das Tablett auf die Arbeitsplatte. Sie zögerte, denn sie wusste, dass dies die Gelegenheit war, auf die sie gewartet hatte. »Natalie, kann ich dich was fragen?«
    »Du weißt doch, dass ich nicht mit euch Mädchen reden soll.« Natalie schwieg einen Augenblick, dann war ihre Neugier doch stärker. »Was willst du denn wissen?«
    »Was über Blackwood. Das Haus ist doch sehr alt, nicht wahr? Du musst schon eine Menge Geschichten darüber gehört haben.«
    »Es ist ein altes Haus, das stimmt«, sagte Natalie. »Aber der Name Blackwood ist neu. Früher hieß es nur das alte Brewer-Haus. Damals wohnte hier niemand. Es war alles zugewuchert, man konnte kaum durch den Zaun gucken, nur das Dach ragte heraus.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Kit. »Hast du durch den Zaun geguckt und es gesehen?«
    »Na ja, das haben wir alle gemacht«, gab Natalie widerstrebend zu. »Wir Kinder, meine ich. Es waren so viele Geschichten im Umlauf. Teenager kamen hier rauf und parkten in der Einfahrt.«
    »Du auch?«
    »Ein, zwei Mal«, sagte Natalie und wurde ein bisschen rot. »Ist nichts passiert. Wir haben nichts gesehen. Alle, die was anderes behaupteten, haben sich nur Geschichten ausgedacht, mit denen sie uns anderen Angst machen wollten, hab ich immer gedacht.«
    »Was haben die denn gesehen – oder was hatten sie sich ausgedacht? Haben sie es dir mal erzählt?«
    »Was von Licht in den Fenstern, herumwandernden Gestalten. Solche Sachen. Natürlich soll der alte Brewer ziemlich seltsam gewesen sein, damals, als er hier noch lebte. Einer, der allein in einem Haus von dieser Größe wohnt, kann doch nicht ganz dicht sein.«
    »Er hat allein hier gelebt?«, rief Kit. »Nur eine Person in diesem riesigen Haus?«
    »Nun, am Anfang nicht«, sagte Natalie, die die Geschirrspülmaschine einräumte. »Als er herzog hatte er eine nette Familie, eine hübsche Frau und drei oder vier Kinder. Damals wurde alles von Gärtnern und Dienstboten bestens in Schuss gehalten, und das kleine Haus, das Madame Duret für den Professor in Stand hat setzen lassen, war damals ein richtiges Kutscherhaus. Und dann ist eines Nachts ein Feuer ausgebrochen. Mr Brewer war zu der Zeit unterwegs auf Geschäftsreise, und man hat nie herausgefunden, was genau passiert ist, aber es ging in dem Flügel los, in dem die Familie geschlafen hat. Die Freiwillige Feuerwehr musste aus dem Dorf geholt werden und das hat lange gedauert, weil es Samstagnacht war und viele der Feuerwehrleute nicht gleich zur Stelle waren. Bis die Feuerwehr hier oben

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