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Ein dunkler Ort

Ein dunkler Ort

Titel: Ein dunkler Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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gibt. Damit meine ich, dass es einen Empfänger geben muss, einen jungen, klaren Geist, der noch unbelastet ist von weltlichen Problemen, leicht zu führen und sensibel. Solche Geister sind ungewöhnlich, aber es gibt sie. Man kann sie finden.«
    »Und Sie haben sie in uns gefunden«, fasste Ruth sachlich zusammen. Sie wirkte nicht besonders erstaunt. »Mit Ihren Eingangstests haben Sie das feststellen können.«
    Madame nickte. »Es hat Jahre gedauert, diese Tests zu entwickeln, und sie sind verlässlich. Hier in Blackwood hatte ich das Glück, den Ort mit der perfekten Atmosphäre zu finden. Schon früher hat es hier Bewohner aus der geistigen Sphäre gegeben. Auf seine Art war Mr Brewer auch so etwas wie ein Medium. Er war in der Lage, seine verstorbene Familie zurückzurufen und sich mit ihnen zu umgeben. Ihre Vibrationen sind noch präsent, sind Teil dieses Hauses. Die Reise nach Blackwood von der darüberliegenden Ebene ist kurz und führt über einen viel bereisten Weg.«
    Jetzt hatten sich die Puzzleteile zusammengefügt, aber Kit konnte es nicht glauben.
    Gleich kotze ich , dachte sie, hier, mitten auf den Boden vom Salon .
    Aber sie tat es nicht. Stattdessen saß sie einfach da und starrte die große Frau im roten Morgenmantel mit wachsendem Entsetzen an. Konnten die Dinge, die Madame da sagte, denn tatsächlich wahr sein?
    »Ich hab dir doch gesagt, du würdest es nicht akzeptieren können«, meinte Ruth.
    Kit sah sie erstaunt an. »Du wusstest es schon?«
    »Ich hab’s erraten«, sagte Ruth. »Weißt du noch, wie wir am See spazieren gegangen sind und ich dir gesagt hab, ich wolle was nachschlagen?«
    »Ja.«
    »Nun, ich hab’s getan«, sagte Ruth. »Heute Abend nach dem Essen bin ich in die Bibliothek gegangen und hab was über einige Leute rausgesucht. Unter anderem etwas über eine Frau namens Emily Bront ë . Sie hat im 19. Jahrhundert in England gelebt. Zu ihrer Zeit wurden Frauen als Autorinnen nicht ernst genommen, deshalb hatten ihre beiden Schwestern und sie beschlossen, unter männlichen Pseudonymen zu schreiben.«
    »Ellis, meine Ellis, ist Emily Bront ë ?!« Sandy schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Emily Bront ë ist schon ewig tot.«
    »Sie ist 1848 gestorben«, sagte Ruth. »An Tuberkulose.«
    »Das glaub ich nicht!« Sandy wurde hysterisch. »Ellis ist genauso lebendig wie ich. Sie schreibt Gedichte …«
    »Sie diktiert Gedichte«, berichtigte Ruth, »und du schreibst sie für sie nieder. Du hast selbst zugegeben, dass diese Gedichte nicht deinem eigenen Kopf entsprungen sind. Sie benutzt dich, Sandy, um die Worte zu Papier zu bringen, die sie zu ihren Lebzeiten nicht mehr aufschreiben konnte.« Sie drehte sich zu Madame um. »Trifft das zu?«
    Madame nickte. »Reiß dich zusammen, Sandra. Das ist kein Grund, die Fassung zu verlieren.«
    »Ach was!?«, schrie Sandy. »In meinem Geist spuken tote Menschen rum!«
    »Dir hat keiner etwas getan, mein Kind.« Professor Farley meldete sich das erste Mal von seinem Platz in der Ecke. »Du bist einfach Teil eines einzigartigen Experiments gewesen. Privilegiert solltest du dich fühlen, nicht ausgenutzt.«
    »Das habe ich versucht, Kit zu erklären«, sagte Jules .
    »Privilegiert!« Kit ging hoch. »Weil mein Geist als Empfänger genutzt wird?« Anklagend drehte sie sich zu Professor Farley um. »Und Sie, Sie mischen hier auch mit?«
    »Natürlich«, sagte der Professor. Auf seinem freundlichen alten Gesicht zeigte sich nicht mal ein Anflug von Schuldgefühlen. »Ich habe Madame Durets Bekanntschaft in London gemacht, wo ich für einen Artikel über übersinnliche Phänomene recherchiert habe. Als ich von ihrer Schule in Paris erfuhr, war ich fasziniert. Ich habe sie ermutigt, ein weiteres, ähnliches Institut in England zu eröffnen, und habe sie später nach Amerika begleitet, um ihr bei der Einrichtung von Blackwood behilflich zu sein.«
    »Ich habe noch nie etwas Schrecklicheres gehört, glaube ich«, sagte Kit.
    »Was ist denn so schrecklich daran?«, wollte Jules wissen. »Du solltest stolz sein.«
    »Stolz? Worauf? Dass ich benutzt werde wie irgendein Gerät?« Kit war fassungslos. Die Stimmen aus dem Traum überfielen sie wieder und sie fing unkontrolliert an zu zittern.
    » Sie muss für mich spielen. Heute Nacht will ich sie. Ich hab noch gar nicht von ihr Gebrauch gemacht ! So spricht man von einem Gegenstand, nicht von einem Menschen!«
    Lynda schaute benommen vom einem Sprecher zum anderen.
    »Was soll das alles?«,

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