Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)
Ålvik verstecken konnten. Tyssedal hatte von der Arbeiterpartei die Genehmigung zur weiteren Aluminiumproduktion erhalten, aber der Wahlsieg der Bürgerlichen von 1981 hatte die Situation verändert. Die Willoch-Regierung wollte die Genehmigung am liebsten widerrufen, wagte es aber nicht. Bis dahin hatten sich Arbeit und Kapital die Nation untereinander aufgeteilt, sie hatten vor dem Schmelzofen miteinander geturtelt, Energie und Strom hatten sich vermischt, Kohle und Kalkstein hatten zueinandergefunden, Feuer und Wasser waren zusammengefiltert worden, zuckten und stöhnten immer heftiger. Die Achtzigerjahre kamen mit Yuccapalmen und Pop, wir hatten Erdöl gefunden und gönnten uns Farben, die Achtziger waren in Norwegen das Jahrzehnt der Farben. Wir konnten jetzt wunderbar auf die Industrieproduktion verzichten, oder nicht? Yes, baby . Die verrußten Industriestandorte sollten mit der Zeit gehen oder sich damit abfinden, dass sie stillgelegt wurden. In England war Margaret Thatcher mit solchem Eifer auf die Industriestädte im Norden losgegangen, dass die ganze Welt die Augen aufriss. Auch in Norwegen hatten wir das nächste Stadium der Menschheitsentwicklung erreicht: Das Kapital konnte ohne Arbeit leben. Das Kapital war glücklich als ungebundener Single. Plötzlich war es erlaubt, auf Orte loszugehen, an denen normale Leute dreimal am Tag stempelten und hinter Fabriktoren verschwanden, wo sie ihre Arbeitskraft verkauften. Man konnte auf dieses Heer von Männerkörpern einschlagen, die den Wohlstand geschaffen hatten, in dem wir uns suhlten.
Trygve Hegnar schrieb Leitartikel im Kapital , wonach die staatliche Unterstützung für Tyssedal ebenso gut für die Errichtung einer Bananenplantage am Sørfjord eingesetzt werden könnte. Die Leute in Odda krümmten sich vor Lachen, wir stellten uns morgenmüde Tyssedaler in der Garderobe vor: Los Leute, raus zur Bananenernte. Meinst du, du schaffst heute hundert Kisten, Henry? Später kapierten die Leute, was hinter dem Geschreibsel stand, und wir hatten nicht übel Lust, dem Hegnar ebenjene Banane in den Hintern zu schieben. Einem Mann, der sich noch nie geirrt hatte, einem Mann, der in einem Büro in Oslo saß, einen Taschenrechner in der einen Hand, seinen Schwanz in der anderen, einem Mann, der nur mit Kronen und Ören rechnete, niemals mit Menschen und Tieren oder Tyssedalern und Oddaern. Hör zu, Genosse Hegnar , wollten wir ihm ins Ohr flüstern, jetzt bleibst du ganz ruhig auf deinem Angeberschreibtisch liegen, während wir langsam, aber sicher die Banane dorthin schieben, wo sie hingehört.
Die Oddaer stürzten sich in den Kampf für Tyssedal, und Arvid Lunde engagierte sich. Auf dem Weg nach Oslo war er nicht länger ein Mann, der die Geschichte kannte, sondern einer, der sie ändern wollte. In einem der Busse begann jemand, aus Trygve Hegnars Leitartikeln vorzulesen. Bei derlei staatlichen Subventionen glauben wir fast schon, in Tyssedal Bananen anbauen zu können und dabei konkurrenzfähig zu sein, obwohl wir für die Energie den vollen Preis bezahlen. Von weiter hinten im Bus kam lautes Pfeifen. Andere fielen ein. Der Mann am Mikrophon fuhr fort. Es besteht kein Zweifel daran, dass Tyssedal als Meilenstein norwegischer Industriepolitik in die Geschichte eingehen wird, wenn die Regierung ihre Linie nicht aufrechterhält. Es wurde gerufen, getrampelt, gepfiffen und gebuht. Der Kerl am Mikrophon las grinsend weiter: Wir sind uns darüber im Klaren, dass sich die Regierung Willoch nun den eigenen Fragen stellen muss. Weitere Jubelrufe. Getrampel. Affengeheul. Der Lärm breitete sich im Bus aus, stieg zu einem verrückten Schimpansenchor an. Beim nächsten Halt wurden die Leitartikel aus dem Kapital an zentrale Personen in den anderen Bussen verteilt. Sie lasen Trygve Hegnars tiefsinnige Gedanken zur Bewirtschaftung einer Bananenplantage vor, und sämtliche Busse wurden von Primatengeschrei und -gegröle erfüllt. Während sie über Haukeli fuhren, an Schneewehen vorbei, an blauen Seen entlang und unter Schönwetterwolken hindurch, stiegen aus fünf Bussen auf dem Weg nach Oslo, wo sie die Regierung zu stürzen gedachten, Affenlaute auf.
Als wir uns am Montagabend hinsetzten, um die Nachrichten zu sehen, war Arvid Lunde der Erste, der auf der Mattscheibe erschien. Im Bus hatte Lunde kaum ein Wort gesagt, Terje Kollbotn hatte die Appelle übernommen, Nils Moldøen die Gitarre gestimmt und den Gesang angeführt. Arvid Lunde hatte mitgesungen, aber seine Stimme
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