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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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ein Zeuge, dann ein Dozent, dann ein Fanatiker. Die verschiedenen Seiten eines Arztes, der Tag für Tag im Operationssaal steht, Menschen sterben sieht, manchmal helfen und viel öfter nicht helfen kann.
    Aber Fanatiker sind auch unberechenbar, denkt Trimmel; Fanatiker halten sich leicht für den lieben Gott, den Lachnitz hier ja auch schon zitiert hat. Trimmel ist mittlerweile fest davon überzeugt, daß der Fanatiker Lachnitz selten oder nie die vorgeschriebene Zeit nach dem klinischen Tod eines Menschen einhält, um, noch blutwarm, die Nieren sorgsam aus ihm herauszuschälen.
    Könnte es also – einstweilen nur eine vage und sicher auch groteske Vermutung – unter Umständen sein, daß ein Experte à la Jake Tennessy dem Fanatiker auf die Schliche gekommen ist; ein Fachmann, der nachweislich sehr oft mit Lachnitz zu tun hatte? Und daß Tennessy sterben mußte, weil er dem vermeintlichen Fortschritt der Transplantationschirurgie auf irgendeine Weise im Wege war?
    »Können Sie eigentlich schießen, Herr Professor?« fragt er unvermittelt.
    Lachnitz runzelt die Stirn. »Was soll das?«
    »Nichts. Nur eine Frage…«
    »Sprechen Sie normalerweise immer alles aus, was Ihnen gerade in den Sinn kommt?«
    »Doch, ich glaube, ja«, sagt Trimmel ehrlich. »Können Sie schießen oder nicht.«
    Die Antwort ist verblüffend, wenn nicht entwaffnend: »Ich bin Mitglied im Bund gegen den Mißbrauch der Tiere. Ein Verein für sich… man wird wahrscheinlich schon ausgeschlossen, wenn man an eine Schießbude auf dem Dom geht, und als Jäger wohl erst recht… Nein, ich hab mein Lebtag so gut wie nie geschossen. Im Krieg war ich Stabsarzt!«
    Also muß er doch wohl schon älter sein.
    »Hatte Ihre Frage direkt mit dem Tod von Herrn Tennessy zu tun?« fragt Lachnitz plötzlich.
    »Wenn ich einen Mord aufzuklären habe«, sagt Trimmel, »haben alle Fragen mit diesem Mord zu tun. Von daher eine letzte Frage, Herr Professor… Hatten Sie bei all Ihren Nierenentnahmen das Einverständnis der Angehörigen des…«
    »Des Spenders?«
    »Ja. Hatten Sie da nie Schwierigkeiten?«
    »Sie müssen nicht alles glauben, was in den Zeitungen fälschlich Diskussion genannt wird«, sagt Lachnitz nachsichtig. »Ich kann es Ihnen auch schriftlich geben… ja, ich hatte jeweils das Einverständnis! In ein oder zwei Fällen habe ich es nachträglich eingeholt. Beim letzten Fall, dem heutigen, habe ich es noch nicht, werde es aber sofort beschaffen. Anderenfalls werde ich auch das Verfahren überleben, das gegen mich angestrengt werden könnte… was ist jetzt?«
    Trimmel ist aufgestanden. Hau ab, bevor er dich dumm redet, denkt er seit zwei Minuten; du sollst einen Mörder fangen, keinen noch so verrückten Arzt einer Ordnungswidrigkeit überführen. »Ich danke Ihnen«, sagt er. »Wahrscheinlich komm ich noch mal wieder…«
    »Bitte sehr!« sagt Lachnitz steif. Er ist enttäuscht – und aus diesem Gefühl heraus beschließt er, daß er doch besser in die Offensive gehen und Scheuerlein von sich aus unterrichten sollte. »Ich begleite Sie zum Fahrstuhl…«
    Auf dem Weg dorthin begegnen sie einer zugedeckten Gestalt auf einer Bahre, die von einem Pfleger mit gleichgültigem Gesicht geschoben wird. Tot oder nicht tot?
    Das ist hier in Lehnberg eben die Frage.
     
     
    »Was Neues?« fragt Trimmel, als er wieder im Büro ist.
    Höffgen berichtet: »Über Tennessy nichts. Von Jill Biegler nur, daß sie sagt, sie hat den Ofen angemacht und ist daraufhin eingeschlafen…«
    »Mach mal die Tür zu!« sagt Trimmel. Er fühlt sich momentan zwar erschöpft, aber kerngesund, was sein Herz anbelangt. »Ich glaub, ich ahne, wo der Hund begraben ist!« sagt er, als er sich einen Cognac eingießt.
    Höffgen bedient sich selbst. »Wo denn?«
    »Sowohl in der Fontenay als auch im Krankenhaus. Ich will echt nicht mehr Trimmel heißen, wenn’s da nicht um den klassischen Fall von wegen Computerkriminalität geht.
    Wenn sich da nicht irgendeiner an fremder Leute Nieren regelrecht gesundgestoßen hat!«
    »Tennessy?«
    »Kann sein, kann nicht sein. Abgesehen davon, daß er nicht mehr so ganz gesund ist…«
    »Lachnitz?«
    »Ehrlich, ich weiß es nicht. Aber wenn wir mit diesem Tennessy direkt nicht weiterkommen, müssen wir’s wirklich anderweitig versuchen. Hier…« Er kramt eine jener Listen aus dem Aktenköfferchen, die der Computer schon letzte Nacht für ihn ausgespuckt hat. »Zwölf Patienten von Professor Lachnitz. Alle tot; da ist ihm wohl kein Vorwurf zu

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