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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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mehrdeutig.
    »… mit anderen Worten, wenn ein Patient stirbt, der für eine Organentnahme in Frage kommt, warte ich mindestens die vorgeschriebene Anzahl von Stunden nach dem Erlöschen der Hirnströme ab, bevor ich die Leiche öffne. Ich habe allerdings in aller Öffentlichkeit nie den geringsten Zweifel daran gelassen, daß ich diese von den Ärztekammern aufgestellten Vorschriften über den Eintritt des sogenannten klinischen Todes für zu eng halte. Gerade Scheuerlein…«
    »Wer ist Scheuerlein?«
    »Professor Scheuerlein von der Ärztekammer. Vorsitzender des Aufsichtsrats für die Organvergabe… gerade meinem Freund Scheuerlein habe ich das immer wieder gesagt, kann mir indessen kaum denken, daß Sie daher Ihren albernen Verdacht…« Er deckt den toten Nierenspender endlich wieder zu.
    »Ich habe bisher weder mit Professor Scheuerlein noch mit anderen Vertretern des Aufsichtsrats gesprochen!« sagt Trimmel wahrheitsgetreu. »Ich weiß lediglich, daß dieses Gremium existiert.«
    Lachnitz aber geht in der Pathologie mit einemmal auf und ab wie im Hörsaal. »Ich könnte mir, wie gesagt, immerhin sehr gut vorstellen«, doziert er, »und ich rede da weiß Gott nicht nur von meinen Mitarbeitern und mir, daß es in der Tat durchschlagende Argumente gibt, die Anzahl der Stunden im Anschluß an das Erlöschen der Hirnströme zu reduzieren!«
    »Welche denn?« fragt Trimmel.
    »Natürlich die erhöhten Überlebenschancen für den Empfänger«, antwortet er, »die vor allem. Nieren lassen sich grundsätzlich am besten von allen Organen verpflanzen. Die Blutzufuhr ist einfach, das Lymphsystem für das Überleben der Niere nicht unbedingt so wichtig – die Niere kann sogar ohne Nerven auskommen. Und wenn wir nun eine oder meist zwei Nieren entnommen haben, können die Organe an und für sich zwar noch gut sechsunddreißig Stunden in der Nierenerhaltungsmaschine funktionsfähig gehalten werden…«
    »Ist das denn nicht Zeit genug?«
    »Doch ja. Aber mich wird trotzdem nie das Gefühl verlassen, es könnte besser sein, wenn die maximalen Überlebenszeiten nicht ausgenutzt würden – wenn also die Transplantation kurzfristiger erfolgte! Ebenso könnte es, simpel ausgedrückt, wohl kaum schaden, wenn die Niere nicht allzu lange im sterbenden Spenderkörper verbleibt… sagen Sie, was wollte ich eigentlich?«
    »Mich rausschmeißen!« erinnert Trimmel.
    Aber Lachnitz winkt ab. »Uns Ärzten kommt so viel Unrat auf den Tisch…«, sagt er resignierend. Und dann wieder ganz konzentriert: »Ich wollte Ihnen folgendes sagen: Bis zum bevorstehenden Ende dieses Jahres werden in der Bundesrepublik gut hundert Nieren verpflanzt worden sein – aber bei zweitausend Menschen wäre eine Transplantation möglich, sinnvoll und lebensrettend gewesen! Nur – woher könnte man in einem Jahr und in einem Land wie dem unseren diese zweitausend Nieren bekommen?«
    »Es gibt doch künstliche Nieren«, sagt Trimmel, »Dialyseapparate…« Er erinnert sich an sein Gespräch mit Jill – das Verhältnis von eins zu fünfzig bei Angebot und Nachfrage. Und die Gottähnlichkeit des Computers. Oder des Menschen, der ihn beherrscht…
    Lachnitz marschiert immer noch hin und her; er glaubt offenbar wirklich, daß er vor einem kleinen, aber mittlerweile sehr dankbaren Publikum im Hörsaal redet. »Achttausend Patienten sterben bei uns jedes Jahr an chronischen Nierenerkrankungen. Wir können nur schätzen, wie viele von ihnen gerettet werden könnten, wenn es zum einen genügend Kunstnieren, zum anderen genügend Transplantate gäbe. Denn bis die Vorsorgeuntersuchungen für Nierenerkrankungen so weit sind, daß Kunstnieren und Verpflanzungen überflüssig werden… bis dahin, in der Tat, dürften noch Jahrzehnte vergehen!«
    »Aber weshalb gibt es nicht genügend Kunstnieren?« fragt Trimmel beeindruckt.
    »Es gibt fünfhundert«, sagt Lachnitz. »Es müßte Tausende geben!« Er wird fanatisch – und er schreit fast: »Jeder Dialyseapparat, jede Kunstniere kostet nicht mehr und nicht weniger als dreißigtausend Mark – und was, bitte, sind für unseren Staat neunzig Millionen, die man brauchen würde, um genügend Kunstnieren herzustellen und aufzustellen? Nicht mehr und nicht weniger als ein paar Starfighter, selbst wenn man noch die Kosten für die Ausbildung des Personals und die jeweilige Behandlung dazunimmt! Wenn Sie das verstehen, Herr… Herr Trimmel – ich bin in dieser Hinsicht längst am Ende meiner Wissenschaft angelangt!«
    Erst

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