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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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kommt, sich abermals zu ärgern, wird er bereits gefragt: »Sie arbeiten eng mit dem Hamburger Computerzentrum Fontenay zusammen?«
    Lachnitz nickt. »Von Anfang an… zuletzt in den heutigen Morgenstunden.«
    »Ach nee. Sie meinen, Sie haben…«
    »Ja. Ich habe!«
    »Sie haben heute morgen aus einem Toten…?«
    »Bitte«, sagt Lachnitz ungeduldig, »vielleicht kommen Sie irgendwann doch mal…«
    Aber da verlangt der Besucher allen Ernstes: »Kann ich die Leiche nicht mal sehen?«
    Lachnitz ist so verblüfft, daß er wortlos vorangeht – tatsächlich in die Pathologie. Vor der Leiche von Jens Brockmann bleibt er stehen. Er zeigt Trimmel die frisch vernähten großen Narben. Von denen abgesehen unterscheidet sich der Körper überhaupt nicht von anderen Leichen.
    »Wohin sind die Nieren gekommen?« fragt Trimmel.
    »Heute in die Uniklinik Hamburg. Manchmal werden sie sehr viel weiter verschickt. Dann kann’s natürlich auch mal reichlich hektisch werden…«
    Trimmel sieht ihn nachdenklich an. »Aus Ihrem Haus… Ihrem Krankenhaus sind in den letzten Monaten sage und schreibe zwölf Nierentransplantate angeboten und über das Computerzentrum weitergeleitet worden?«
    »Mit diesem hier sogar dreizehn«, sagt Lachnitz, immerhin nicht ganz so stolz, wie er es vielleicht sein könnte. »Mir ist übrigens nur ein einziger Fall bekannt, in dem der Empfänger mittlerweile verstorben ist.«
    »Alle Achtung!« sagt Trimmel lakonisch. »Aber deshalb bin ich nicht hier…«
    »Sondern?«
    »Wegen Herrn Tennessy«, sagt Trimmel. »Beziehungsweise wegen seiner Leiche.«
    Lachnitz ist bestürzt. »Tennessy ist tot? Er war die Seele des Zentrums…« Er hat offenbar tatsächlich noch nichts von der Sache gehört.
    »Nicht bloß, daß er tot ist«, sagt Trimmel, »er ist sogar ermordet worden. Irgendeiner mochte ihn anscheinend plötzlich nicht mehr leiden… möglicherweise jemand, der viel mit ihm zu tun hatte…«
    »So wie ich etwa?«
    Trimmel zuckt die Achseln. »Wenn Sie’s selbst sagen… Sie liegen weit an der Spitze aller deutschen Krankenhäuser und Kliniken, die jemals über den Hamburger Computer Nieren angeboten haben.«
    »Okay«, sagt Lachnitz. »Aber ich habe mich bisher noch nie um solche Rekorde gekümmert.«
    »Können Sie mir trotzdem sagen, wie sich Ihre Vorliebe für Nierenverpflanzungen erklärt?«
    »Ich verpflanze keine Nieren«, erklärt Lachnitz, »ich löse sie lediglich aus den Körpern Verstorbener und stelle sie für die Rettung anderer Menschen zur Verfügung.«
    »Ist das sehr einträglich?« fragt Trimmel. Ob’s ihm rausgerutscht ist oder nicht: eine bodenlose Frechheit.
    Lachnitz bleibt trotzdem erstaunlich gelassen. »Ich bekomme mein Gehalt vom Land Hamburg sicherlich genauso pünktlich wie Sie, Herr Kriminalrat, und ich halte es…«
    »Hauptkommissar!« unterbricht Trimmel. Er lächelt, beinahe wider Willen. Irgendwie hat er einen Gegner getroffen, wie er ihn gern hat.
    »So, Hauptkommissar?« fragt der Gegner, ohne eine Miene zu verziehen. »Ist das etwa noch weniger?«
    Trimmel nickt. Nimm ihn trotzdem von vorn, denkt er. »Warum hat mir der Computer Ihren Namen genannt, als ich ihn quasi nach Verdächtigen gefragt habe?«
    »Nach Mordverdächtigen?«
    »Ja, in etwa – sag ich ja.«
    Da verliert er doch die fast unnatürliche Contenance. »Hören Sie«, grollt er, »ich könnte mich in Anbetracht Ihrer Unverschämtheiten inzwischen ohne weiteres an den Senator wenden. Aber ich tu’s nicht; ich zieh’s vor, Sie gleich persönlich rauszuwerfen. Ich will Ihnen vorher sogar noch eine Erklärung geben… Kriminalrat oder nicht. Sie sind jedenfalls kein Beamter des einfachen Dienstes und können sich von daher sicher nicht damit rausreden, daß Sie nicht mindestens über simpelste allgemeine Kenntnisse verfügen. Mindestens in Umrissen dürften Sie die Diskussionen um den Eintritt des klinischen Todes kennen, die seit Jahren auf allen Ärztekongressen geführt werden…«
    Trimmel sagt nichts. Aber Lachnitz nimmt’s offensichtlich als Zustimmung.
    »Bei meiner Tätigkeit«, fährt er fort, »geht es einzig und allein um die Entnahme von Organen aus frisch Verstorbenen, wie ich bereits sagte… das ist mein Job, von mir aus auch meine Berufung. Dabei pflege ich grundsätzlich geduldig zu warten, bis es dem Herrgott oder wem auch immer gefällt, den jeweils meiner Fürsorge anvertrauten Erdenbürger endgültig abzuberufen…«
    Da macht Trimmel doch den Mund auf. »Völlig klar!« sagt er

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