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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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stolpern und einen Klaren trinken. Aber bereits nach dem zweiten Dorf, nach dem zweiten Schnaps muß er anhalten, torkelt aus dem Wagen und kotzt sich die Seele aus dem Leib.
    BAD WILDUNGEN 14 km hat er vor wenigen Minuten auf einem Schild gelesen. Ich kann einfach nicht mehr, sagt er sich und würgt und würgt. Aber lumpige vierzehn Kilometer vor dem Ziel aufgeben…?
    Langsam fährt er weiter, sieht die Scheinwerfer entgegenkommender Autos doppelt, fährt dann mit einem Auge so scharf wie möglich rechts ran und gibt erst wieder langsam Gas, wenn der andere vorbei ist.
    BAD WILDUNGEN liest er abermals. Es sieht aus wie
     
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    und tanzt ununterbrochen, und er hält sofort an und übergibt sich ein zweites Mal. Wenn jetzt ein Polizeiwagen käme, hielte man ihn mit Sicherheit für betrunken. Aber es kommt kein Polizeiwagen, dafür jedoch nach einiger Zeit, ganz zufällig, ein Taxi. Trimmel winkt.
    »Fahren Sie mich zur Klinik von Professor Becker!«
    »Gern«, sagt der Taxifahrer. »Ist das Ihr Mercedes?«
    »Ja. Warum?«
    »Weil Sie ihn besser parken sollten…«
    »Wieso denn? Der steht direkt am Kantstein!«
    »Das nennen Sie Kantstein?« fragt der Mann erstaunt. »Das sind doch mindestens zwei Meter…«
    »Mir ist nicht gut«, sagt Trimmel hastig und mit belegter Stimme. »Machen Sie das für mich. Hier, der Schlüssel; machen Sie schon…«
    Als er schließlich im Taxi sitzt, nachdem der Mercedes einigermaßen manierlich geparkt ist, fühlt er sich wenigstens etwas wohler. Er kann wieder denken, glaubt er und die Lösung im Mordfall Tennessy, glaubt er ebenfalls, hat er greifbar vor Augen. Er liest sie ab an den eleganten Fassaden der Häuser, an denen das Taxi vorbeifährt; wahre Schlösser manchmal, viele haben bestimmt Millionen gekostet.
    Ja, auch Millionen…
    Wenn Sie auf eine Niere angewiesen wären, hat er Lippmann gestern (oder vorgestern?) gefragt, wieviel würden Sie zahlen, um Ihr Leben zu retten oder zu verlängern?
    Vermutlich ziemlich viel, hat Lippmann gesagt, wahrscheinlich alles, was ich habe!
    Auch Millionen also, wenn er sie hätte…
    Seine Gedanken sind kühn und ein bißchen krank. Professor Friedrich Wolfram Becker, denkt Trimmel, hat sich von dem Experten Tennessy Nieren für seine Patienten beschaffen lassen; dafür hat er Unsummen gezahlt, unter dem Strich jedoch Millionen kassiert. Dann hat Tennessy mitkassieren wollen und ist ihm zu unverschämt geworden mit seinen Forderungen, die man wohl auch Einkaufspreise nennen könnte; er hat ihn ohne Rücksicht auf eigene Verluste zu erpressen versucht und gedroht, alles auffliegen zu lassen…
    Ein astreines Mordmotiv.
    Der Herr Professor muß es ja nicht selbst getan haben. Für so was gibt’s Killer, die Trimmel, wenn schon nicht immer persönlich, so doch bestimmt von Amts wegen kennt, hinsichtlich ihrer Herkunft und der derzeitigen…
    Wie aus heiterem Himmel zuckt in dieser Sekunde ein Blitz durch Trimmels Gehirn, Feuer aus Schmerz und Schwindel. »Halten Sie mal an!« stöhnt er. »Einen Moment…«
    Das Taxi steht schon.
    Soll er in einem solchen Zustand zu Becker gehen und möglicherweise die Lösung des Falls verschenken, so kurz vor Toresschluß? »Wie spät ist es?«
    Der Fahrer sieht auf die Uhr. »Halb acht vorbei.«
    Ohnehin ziemlich spät. »Fahren Sie mich in irgendein Hotel«, sagt Trimmel, »ich muß erst mal schlafen. Sehen Sie zu, daß ich reinkomm, mieten Sie mir ein Zimmer, halten Sie die Klappe…«
    Er schließt die Augen, hört, wie der Wagen wieder anfährt, spürt wieder die Kopfsteine, hört andere Autos vorbeifahren und wird am Ende mehr aus dem Wagen getragen als gestützt. Für eine Sekunde sieht er das besorgte Gesicht eines Hotelempfangschefs in Schwarz.
    »Es geht schon«, sagt er und reißt sich zusammen. »Ich bin nur überarbeitet, muß mich mal ausschlafen…«
    »Soll ich nicht einen Arzt holen?« fragt der Empfangschef, der Nachtdienst hat.
    Aber wozu das denn, wenn er davon überzeugt ist, daß er in der Tat nur überarbeitet ist und sich ausschlafen muß? »Bringen Sie mir lieber ein Bier!« kommandiert er.
    Der Taxifahrer sagt: »Es macht zwölf dreißig…«
    Zwanzig Mark. »Stimmt so! Schönen Dank!«
    »Oh, danke!« Weg ist er.
    Vermutlich denkt er jetzt, daß zwanzig Mark in der Tasche doch besser sind als ein Betrunkener in der Ausnüchterungszelle. Trimmel hat es ihm am Gesicht angesehen, als er in das Taxi stieg: am liebsten hätte er ihn stracks zur Polizei gefahren.
    Ob

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