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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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berühmten Mann«, sagt Trimmel, mit einem Male dumpf wie aus dem Grab. »Also einen, der ne Menge zu verlieren hat…«
    »Raus jetzt!« knirscht Becker. »Machen Sie sofort, daß Sie rauskommen!« Sein Gesicht hat Farbe gekriegt – die rote Farbe der Wut.
    Aber dann passiert’s. »Ohne Tennessy hätten Sie ja nie ne Niere zum Verpflanzen gekriegt«, sagt Trimmel leiernd, »nie ne Niere, nie ne Niere…« Die Platte ist mit einem Mal endgültig kaputt… sie dreht sich im Leerlauf, und nur einmal noch kreischt sie im Diskant.
    Trimmels Kopf explodiert. Von hinten niederge… denkt er, als es knallt und finster wird. Aber beim besten Willen, es hat ihn wirklich niemand niedergeschlagen.
    Er verdreht die Augen und kippt vornüber – direkt vor die Füße des Professors, der ihn vergeblich aufzufangen versucht. Seine Augen sind geschlossen.
    Becker bückt sich, zieht nacheinander Trimmels Augenlider hoch, will in sein Sekretariat rennen, stockt, zögert, schaut auf den bewußtlosen Mann auf seinem Teppichboden – und reißt dann doch die Tür zum Sekretariat auf. »Meyers!« schreit er. »Holen Sie Professor Meyers, sofort! Geben Sie mir außerdem sofort die Neurochirurgie!«
    Er schlägt die Tür wieder zu und kniet neben Trimmel. Eine halbe Minute später stürzt der Oberarzt ins Zimmer, gefolgt vom Arzt, der Dienst hat; die Sekretärin bleibt angstvoll und neugierig im Türrahmen stehen.
    »Sehen Sie sich das an!« sagt Becker. Er öffnet das rechte Auge Trimmels. »Typisch unnatürlich geweitete Pupillen… bereiten Sie sofort ein Arteriogramm vor!«
    Der Arzt, der Dienst hat, rennt aus dem Zimmer. Meyers kniet jetzt ebenfalls auf dem Teppichboden, neben Becker. »Wer ist das überhaupt?«
    »Ein Polizeibeamter aus Hamburg«, sagt Becker. »Kommt rein und fällt um, ohne ein Wort zu sagen…«
    Dann läutet das Telefon. Becker ist noch vor seiner Sekretärin dran.
    »Halloo… Ja, Professor Becker hier, bitte sofort Professor Linds, dringend!« Pause. »Herr Linds? Herr Kollege, kommen Sie um Himmels willen sofort zu mir raus; ich krieg hier Besuch, und der fällt plötzlich um! Epidurales Hämatom, vermute ich; nein, auf keinen Fall transportfähig… ja, ich hab alles hier zur Operation! Intervall? Natürlich…« Er schaut auf die Uhr. »Vor zwei Minuten abrupt abgebrochen… ja, danke, wir bereiten alles vor!«
    Als Becker wieder neben Trimmel kniet, meint Meyers: »Dem geb ich allenfalls noch zwei Stunden…«
    Becker richtet sich auf. »Meinen Sie?« Er geht zum Fenster und starrt nach draußen. Und dann dreht er sich abermals um, und dann sagt er fast unnatürlich ruhig: »Wir können ihn jedenfalls auf keinen Fall verrecken lassen!«
    Professor Meyers schaut kurz und verwundert hoch, führt es jedoch auf die allgemeine Hektik zurück und hat’s im nächsten Moment wieder vergessen.

10
     
     
     
    Am noch recht frühen Abend hat Höffgen in Trimmels Büro eine Erscheinung. Erst nachdem er sich gesagt hat, daß er, wenn er nicht träumen würde, jetzt am besten wohl aufstehen, Haltung annehmen und Meldung machen sollte… erst dann begreift er, daß effektiv der Herr Polizeipräsident persönlich ins Zimmer gekommen ist.
    »Herr Höffgen«, sagt der Herr Präsident, »ich lasse Sie in ganz Hamburg suchen, und Sie sitzen hier…«
    »Ich habe momentan sehr viel zu tun, Herr Präsident«, sagt Höffgen bescheiden und stolz.
    »Schnappen Sie sich trotzdem sofort das nächste Auto!« ordnet der Präsident an. »Wir kriegen da gerade ein Telex von der Bezirksregierung Kassel; Trimmel ist in Bad Wildungen zusammengebrochen! Es geht auf Leben und Tod; fahren Sie sofort hin und prüfen Sie, ob Sie was tun können!«
    »Bei… Professor Becker?« stottert Höffgen.
    »Ja – Sie wissen also Bescheid, um so besser! Es geht da ja wohl um die Sache Tennessy, diese Computergeschichte…« Und dann läßt er durchblicken, daß die Sorge um Trimmel nicht alles ist, was ihn bewegt. »Darüber wollte ich sowieso mal mit euch sprechen, weil mich Herr Thienemann von der Gesundheitsbehörde angerufen hat… Geht ihr in der Angelegenheit nicht ein bißchen weit? Ich meine, habt ihr da tatsächlich die Idee eines Riesenkomplotts?«
    »Es… es ist noch alles am Kochen…«, stottert Höffgen.
    »Na ja, wie auch immer. Rufen Sie mich auf jeden Fall morgen an; wenn’s sein muß, auch heute nacht. Welche Nummer hat unsere Fahrbereitschaft?« Er bestellt persönlich einen Wagen für Höffgen; der ist in drei Minuten

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