Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
Vom Netzwerk:
deutlicher Fingerabdruck von Frau Herzog, die zu diesem Punkt jedoch glaubhaft versichert, sie habe den Hahn seit Wochen nicht mehr angefaßt!«
    »Interessant«, sagt Höffgen, »ich versteh allerdings immer noch nicht, was…«
    »Der Hahn geht unnormal schwer«, erklärt Laumen, »und wenn ihn einer mit einem Handschuh geöffnet und geschlossen hätte, müßte er den Fingerabdruck Herzog zwangsläufig abgewischt haben. Das heißt also, es kann überhaupt niemand am Haupthahn gewesen sein! Es hat zwar jemand den Handschuh an den Hahn im Bad gelegt, um die blöden Bullen zu täuschen, aber der sogenannte Mordversuch hat in Jills Zimmer stattgefunden und nirgends sonst!«
    Höffgen starrt ihn an.
    »Und damit ist der Fall klar. Entweder wollte Frau Herzog ihre Untermieterin umbringen, indem sie klammheimlich gewartet hat, bis Jill, nachdem sie ihre Tabletten genommen hatte, eingeschlafen war, um dann in das Wohnzimmer zu schleichen und das Gas ausströmen zu lassen. Irgendwo ist das wohl genauso n Blödsinn wie… der Spinner Bertie könnt’s gewesen sein. Oder…«
    »Oder?« fragt Höffgen lauernd.
    »Oder die liebe Jill hat’s selber getan und führt uns alle miteinander an der Nase rum. Dann frag ich mich mittlerweile allerdings dreimal: Warum hat sie’s getan?«
    Darauf finden sie im Moment keine Antwort. Petersen, der sich seit einiger Zeit zu den Frustrierten im Präsidium rechnet und deshalb seine Dienststunden ebenso sorgfältig zählt wie die überwiegende Mehrzahl der Kollegen, hat außerdem gerade Feierabend gemacht; der Spalt der Erkenntnis wächst also wieder zu, ohne daß vorerst die kleinste Narbe bleibt. Trimmel mit seinen noch so verrückten Ideen, erkennt der ›Stellvertreter‹ schmerzhaft und definitiv, fehlt eben doch an allen Ecken und Enden.
    Reichen, beispielsweise, die Indizien aus, um Jill Biegler zur Fahndung auszuschreiben? überlegt er unsicher. Oder macht man sich als Polizist einfach nur lächerlich, wenn man argumentiert, daß es da eine Verdächtige gibt, die zwar nach jetzigem Erkenntnisstand von jedem Gericht abendfüllend freigesprochen werden dürfte, nach Adam Riese allerdings mit einem Mord zu tun haben muß?

9
     
     
     
    Trimmel wird wach, denkt, daß es noch ganz früher Morgen ist, sieht dann aber, daß die Vorhänge zugezogen sind und es schon erheblich später sein muß. Seine Uhr steht auf fünf… Fünf? Das kann doch nicht wahr sein!
    Aber der Tagesportier am Telefon bestätigt: »Es ist genau siebzehn Uhr!«
    »Warum haben Sie mich nicht geweckt?« schreit Trimmel, obgleich es ihm weh tut.
    »Aber wir haben es doch nur gut gemeint! Wir waren mittags im Zimmer, weil wir uns Sorgen machten; da schliefen Sie tief und fest und ganz ruhig. Wir haben das Licht ausgemacht – Sie hatten es brennen lassen…«
    Trimmel hört nicht mehr zu. »Bestellen Sie mir in fünf Minuten ein Taxi!« Er kann nicht mehr schreien; er hat an die zwanzig Stunden geschlafen und ist immer noch nicht frisch. Ganz im Gegenteil: Er hat größte Schwierigkeiten beim Anziehen. Seine Reisetasche, beschließt er unkonzentriert, wird er im Hotel lassen und später abholen. Das Taxi wartet schon, als er in die Rezeption kommt. Er streicht sich ums Kinn; er war nicht in der Lage, sich zu rasieren.
    »Zur Becker-Klinik!«
    Dann lehnt er sich zurück und schließt die Augen. Er wird sich nicht mit der Vorrede aufhalten, wird den Gegner frontal angreifen, den Gegner Becker…
    Das Taxi stoppt am Haupteingang. »Sechs Mark…«
    Trimmel gibt dem Fahrer achtlos ein paar Silbermünzen und geht durch die gläserne Schwingtür, zu einem Schalter mit der Aufschrift Empfang. »Ich will zu Professor Becker!«
    »Einen Augenblick, bitte«, sagt ein Mann in Schwarz.
    Gleich darauf kommt eine Frau in Weiß. »Ich bin Professor Beckers Sekretärin. Was kann ich für Sie tun?«
    »Mein Name ist Trimmel. Ich muß Professor Becker sprechen, sehr dringend!«
    »Ich fürchte, das wird ohne festen Termin schwierig sein, heute am Samstag…«
    »Kriminalpolizei!« sagt Trimmel grob und fuchtelt mit seinem Ausweis herum.
    Das zieht hier noch. »Kommen Sie bitte mit…«
    Dann endlich – in derselben Stunde, in der Höffgen in Hamburg fast an seinem Fall und an sich selbst verzweifelt – betritt Trimmel Professor Beckers Büro. »Nehmen Sie noch einen Moment Platz!«
    Aber er bleibt lieber stehen und schaut sich um. Sagenhaft teuer aussehende Möbel ringsrum und ein Dufy signiertes Bild an der Wand. Auf dem Schreibtisch

Weitere Kostenlose Bücher