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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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die gerahmte Fotografie einer hübschen Frau, etwas altmodisch gekleidet, vermutlich ein Jugendbildnis der Frau Gemahlin. Modern der Raum, kostbar und ungemütlich. Auf dem Schreibtisch steht auch noch ein Telefon, und ein rotes Lämpchen leuchtet.
    Die Sekretärin telefoniert. Aus dem Lämpchen werden plötzlich drei Lämpchen, und der ganze Raum dreht sich um Trimmel. Dann sieht er, daß der Dufy scheinbar drei Rahmen hat und die geraden Linien der Tischkante vibrieren und außerdem mehrfach nebeneinander verlaufen – drei- oder viermal, er kann’s nicht genau sagen.
    Trimmel stöhnt. Er läßt sich jetzt doch ganz vorsichtig in einen Sessel sinken, was er gerade noch schafft, lehnt seinen wirren, wehen Kopf zurück und hofft dringend, daß der Professor noch eine Weile braucht.
     
    Becker braucht tatsächlich seine Zeit: er sitzt auf der Bettkante eines seiner Patienten, eines gewissen Munck, und außerdem in der Klemme. Eine ungewöhnliche Zeit für ein Patientengespräch. Allerdings ist es auch ein ungewöhnliches Gespräch.
    »Im Augenblick sehen Sie prächtig aus, Herr Munck«, sagt Becker, »innen und außen…«
    Munck, ein Riese von Mensch mit groben, großporigen Gesicht, sieht de facto sehr schlecht aus. Er zieht die Bettjacke über der Brust zusammen und macht ein grimmiges Gesicht. »Deswegen hab ich Sie nicht rufen lassen…«
    »Sondern?« fragt Becker, auch nicht gerade klein.
    »Ich will endgültig wissen, wann Sie mir endlich eine neue Niere verpflanzen!«
    »Ich hab’s Ihnen hundertmal gesagt – das mache ich nur bei total hoffnungslosen… in Ausnahmefällen«, sagt Becker.
    »Und? Bin ich keiner?«
    »N… nein. Noch nicht…«
    »Herr Becker«, sagt Munck, »ein für allemal – ich laß mich nicht mehr verschaukeln!« Er hebt die Beine aus dem Bett, erwischt die Pantoffeln, findet sie, schlüpft hinein und steht mühsam auf. »Und deshalb reden wir mal Tacheles…«
    Professor Becker steht ebenfalls. »Wie meinen Sie das? Ich hab Sie schon die ganze Zeit nicht verstanden…«
    Munck schlurft im Zimmer herum. »Sie haben mich ganz genau verstanden!« sagt er, betont beiläufig. »Arno Schilling – war das vielleicht ein völlig hoffnungsloser Fall?«
    Becker sieht ihn ausdruckslos an. »Wie kommen Sie in diesem Zusammenhang auf Schilling?«
    »Na, wie schon! Arno Schilling war sterbenskrank… bis er voriges Jahr seine neue Niere von Ihnen gekriegt hat! Seitdem geht’s ihm prächtig – Sie sehen, ich bin im Bilde!«
    Becker schweigt.
    »Erzählen Sie’s doch mal, Professor – ich weiß ja nur das, was er mir als medizinischer Laie selbst erzählt hat…«
    »Ist Ihnen zufällig der Begriff ärztliche Schweigepflicht geläufig?« fragt Becker.
    »Mann, hören Sie auf! Fällt’s etwa auch unter Ihre ärztliche Schweigepflicht, daß Schilling Ihnen eine halbe Million Schwarzgeld für die neue Niere gezahlt hat?« fragt Munck zurück. »Ohne Quittung?«
    Becker hat damit rechnen müssen. »Sie haben da anscheinend einiges läuten hören, wenngleich nur halbe Sachen und Bruchstücke«, sagt er vorsichtig. »Woher kennen Sie Herrn Schilling überhaupt?«
    »Gott – gemeinsames Leid und so… Wir haben uns vor Jahren im Krankenhaus kennengelernt. War nicht ganz so teuer wie Ihres, aber man kriegte dort auch mit Sicherheit keine neuen Nieren. Jedenfalls hatten wir seit der Zeit überhaupt keine Geheimnisse voreinander.«
    »Herr Munck«, sagt Becker entschlossen, »gesetzt den Fall, ich wollte – ich könnte Ihnen im Moment gar kein neues Organ verpflanzen. Ich wüßte gar nicht, wie ich an das Transplantat kommen sollte!«
    »Sie haben’s bei Schilling auch gewußt!«
    »Das waren noch andere Zeiten. Es hat sich da einiges geändert – ich hab gerade noch dieser Tage in einem anderen Zusammenhang eine Reihe von Telefongesprächen geführt. Trotzdem müßten wir die Hoffnung ja nicht ein für allemal aufgeben, in absehbarer Zeit…«
    Munck versucht’s andersherum. »Ich zahle Ihnen das Doppelte. Eine Million! Ebenfalls schwarz!«
    »Sie begreifen nicht, Herr Munck! Sie sind Geschäftsmann – vielleicht sehen Sie deshalb alles nur unter diesen finanziellen Aspekten. Aber darum geht’s beim besten Willen nicht, abgesehen davon, daß ich Ihnen keinerlei Rechenschaft schuldig wäre…«
    »Wem denn?« fragt Munck lauernd.
    Becker schüttelt den Kopf. »Lassen wir das. Jedenfalls, im Moment geht’s nicht, und wenn Sie mir zehn Millionen oder eine Milliarde zahlen würden!«
    Da sagt

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