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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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Präsident und Mitglied von drei Dutzend wissenschaftlichen Kongregationen«, fährt sie unbarmherzig fort, »Autor von zwei und Mitautor von drei Lehrbüchern, alles Standardwerke, seit zig Jahren Mitglied des Ehrengerichts der Ärztekammer…«
    »Und jetzt Gauner!« sagt Becker dumpf.
    »Ja«, sagt sie. »Gauner. Zum hundertstenmal: Bloß weil du ihn nicht hast sterben lassen!«
    »Ich würd’s wieder so machen!«
    »Sicher. Und dafür bist du jetzt dran. Spätestens, wenn er wieder gesund ist. Und dann mach mal irgend jemandem klar, daß es dir nicht nur ums Geld gegangen ist…«
    Becker hört kaum noch zu. »Wenn ich nur wüßte, wie dieser Trimmel überhaupt auf die Idee gekommen ist, daß ich mit Tennessy… eh, Geschäfte gemacht habe…«
    Charlotte Becker indessen ist trotz allem eine praktische Frau. Eine praktische und aparte Frau; Friedrich Wolfram Becker hat sie bestimmt nicht nur wegen ihres Geldes geheiratet. »Denk mal an deine Schecks«, sagt sie, »nachdem ich mich dauernd gefragt habe, weshalb du Tennessy überhaupt Schecks gegeben hast…«
    »Hätt ich ihm etwa kiloweise Bargeld geben sollen?«
    »Ja und? Warum nicht?« Jedenfalls hat sie eine Idee.
    »Hast du nicht mal irgendwann gesagt, dieser Tennessy besäße Konten in der Schweiz?«
    »Eins kenn ich«, sagt Becker. »Beim Bank- und Kreditverein in Zürich. Aber was kann uns das…?«
    »Denk mal nach!« sagt sie.
    Und plötzlich begreift er. »Du, ja, das kann uns unter Umständen tatsächlich weiterhelfen!«
    Seine Frau hat das Telefon schon in der Hand und wählt die Auslandsauskunft.
    »Allerdings nicht am Samstagabend…«, sagt er.
    »Doch!« behauptet sie. Und sie weiß auch schon, wie.
     
     
    »Hallo?« sagt Becker in den Hörer. »Sind Sie der Leiter der Ausländerabteilung beim Schweizerischen Bank- und Kreditverein? Ich hoffe, Sie schlafen noch nicht…«
    Natürlich schläft der Mann um die Zeit und fühlt sich gestört. »Wie haben Sie meine Nummer bekommen?« fragt er verschlafen, im breitesten Zürcher Dialekt.
    »Von Ihrem Nachtwächter. Es ist nämlich dringend!« erklärt Becker. Und mit derselben lügnerischen Beredsamkeit, mit der er den Nachtwächter überzeugt hat, fährt er fort: »Die Sache ist die: Ein gewisser Jacob Tennessy aus Hamburg hat bei Ihnen ein Konto, darauf sind im letzten Jahr mehrere größere Schecks eingegangen, bis hunderttausend Mark, vermutlich von einem Professor Becker aus München…«
    »Es möchte mich interessieren«, unterbricht der Schweizer, »mit wem ich dieses späte Weekendvergnügen habe?«
    Auf die Frage ist Becker vorbereitet. »Hier ist die Kriminalpolizei in München; wir brauchen die Bestätigung in einer sehr dringenden Sache, notfalls morgen oder allerspätestens am Montag…«
    »Es tut mir sehr leid«, sagt der Zürcher, »aber wir geben grundsätzlich keinerlei Auskünfte über die Kunden. Damit habe ich nicht gesagt, daß Herr Hennessy…«
    »Tennessy!«
    »… Herr Tennessy Kunde bei uns ist!«
    »Es geht um Mord!« behauptet Becker.
    »Auch ein Mord darf unsere Zunge nicht lösen, Herr Kommissär; es sei denn, der förmliche Beschluß eines unserer Kantonalgerichte…«
    »Wie wäre es, wenn ich Montag selbst nach Zürich komme und mich ausweise?«
    »Sie würden eine absolut zwecklose Reise unternehmen, Herr Kommissär!«
    »Sie würden also nicht einmal in einem Mordfall Auskünfte an die Polizei geben?«
    »Abgesehen von den erwähnten Ausnahmen leider nicht, Herr Kommissär. Und diese Ausnahmen werden von den Gerichten sehr, sehr streng gehandhabt.«
    »Gott, sind Sie stur!« sagt Becker und haut den Hörer auf die Gabel. Aber er ist alles andere als sauer. Zum erstenmal an diesem Tag grinst er. »Aus der Ecke kann Trimmel seine Informationen nicht haben. Und kriegen würde er wohl auch kaum welche. Bleibt nur der Computer…«
    »Hat der nicht nur medizinische Daten gespeichert?«
    »Eben. Also, es gibt gar nichts Schriftliches! Bleibt also nur eine Möglichkeit: der Mann hat geblufft!«
    Sie kennen Trimmel nicht. Immerhin, sie ahnen, daß die Gefahr noch längst nicht definitiv gebannt ist.
    Charlotte Becker geht unvermittelt zu ihrem Mann, küßt ihn leicht, nimmt das Glas und schenkt ihm neu ein. Dabei erklärt sie lässig und wie nebenbei (aber Becker kennt ihre Zwischentöne): »Ich habe dir ja mal vor langer Zeit versprochen, dich nie zu verlassen…«
    »Und?« fragt er, und sein Herz schlägt rascher, als er das Whisky glas nimmt.
    »Es bleibt dabei!«

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