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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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sagt Gaby verzweifelt.
    »Er fantasiert«, sagt die Schwester.
    Kurz darauf kommt mit der Ablösung für sie auch Professor Becker mit dem Oberarzt von Professor Linds. Gaby und Höffgen müssen ein paar Minuten auf dem Flur warten; Höffgen tut es äußerst ungern. Als die Ärzte wieder herauskommen, machen sie zwar ernste, aber keineswegs hoffnungslose Gesichter.
    »Wie geht’s ihm?« fragt Gaby.
    Der Neurologe zuckt die Schulter. »Die Operation scheint er verkraftet zu haben.«
    »Er hat geredet«, sagt Höffgen.
    »Was denn?«
    »Irgendwas mit… Becker. Er schien einen ziemlich schweren Traum zu haben…« Dabei sieht er Becker ziemlich schräg von der Seite an.
    Aber der Neurologe, der den Zusammenhang nicht kennt, sagt belehrend: »Traum würde ich das nicht nennen… Es gibt zwar keine Erfahrungswerte über den Ablauf dieser Fantasien. Aber in dieser posttraumatischen Phase, noch im Zustand des eingeschränkten Bewußtseins, können wir die entsprechenden Phänomene immer wieder beobachten – regelrechte posttraumatische Psychosen…«
    »Geisteskrankheiten?«
    »Ja, vergleichbar… kurzfristig natürlich.«
    »Trimmel spinnt nie!« sagt Höffgen so entschieden, als habe er gerade hier seine Zweifel gehabt.
    »So hab ich’s auch gar nicht gesagt…« sagt der Neurologe begütigend, verspricht, später wiederzukommen, und verabschiedet sich.
    Becker meint zögernd: »Wir haben ein leeres Zimmer… Sie müssen hundemüde sein, legen Sie sich etwas hin…«
    »Später!« sagt Höffgen. Auch Gaby entscheidet, daß sie zunächst noch an Trimmels Bett bleibt.
     
     
    Trimmel aber ist schon mitten in der Operation. Er hat Becker in der Nierengegend den Leib geöffnet und stochert ziemlich linkisch mit seinen chirurgischen Instrumenten herum. Immer noch ist alles grün, und das rote Blut, das doch eigentlich fließen müßte, bleibt aus.
    »Er blutet gar nicht!« wundert sich auch Jill, während sie Trimmel über die Schulter sieht.
    »Gott sei Dank«, meint Trimmel. »Sie werden es nicht glauben, aber ich kann kein Blut sehen!«
    Becker – der Traum – Becker – mischt sich ein: »Ich kann gar nicht bluten!«
    »Und warum nicht?«
    »Ich bin gebürtiger Transsylvanier. Ein Vampir – mich kann man nur verbrennen, sonst tut mir nichts weh…«
    »Lassen Sie die Scherze!« sagt Trimmel grob.
    »Sie glauben einem auch überhaupt nichts!« sagt Becker beleidigt.
    Trimmel operiert weiter, ziemlich hilflos. Aber der Patient hilft ihm, wie versprochen: »Was Sie da gerade zu fassen haben, ist nicht meine Niere, sondern die Milz!«
    »Ich werde auch Ihre Niere schon finden!« verspricht Trimmel. Er stochert hier, er stochert da. »Aha!«
    »Herzlichen Glückwunsch!« sagt Becker lächelnd.
    Nun jedoch steht mit einem Male Professor Lachnitz an der Wand, als habe er der merkwürdigen grünen Operation schon die ganze Zeit zugeschaut, und bellt scharfe Kommandos: »Gefäße durchtrennen… jetzt langsam herausheben… vorsichtig, ganz vooorsichtig…«
    Trimmel sieht ihn aus den Augenwinkeln erstaunt an, während er die Niere heraushebt, und sagt: »Mensch, Sie hatte ich ja schon ganz vergessen!«
    »Das sollten Sie aber nicht tun!« tadelt Lachnitz.
    Und irgendwie scheint plötzlich auch Jill von Mitleid gepackt zu werden. »Tut’s weh?« fragt sie.
    »Nicht im geringsten«, sagt Becker fast fröhlich. »Ich hob doch schon immer gesagt, wofür hat der Mensch eigentlich zwei Nieren?« Gleichzeitig aber muß er doch etwas stöhnen: »Oha… es brennt etwas…«
    Doch jetzt wiederum kommt Lachnitz mit einer Schüssel und nimmt die Niere in Empfang. »Danke, Herr Trimmel – damit bin ich wohl aus dem Schneider!«
    Jill schlägt vor: »Ich mach uns allen jetzt erst mal ein kräftiges Frühstück!«
    »Für mich Tee, bitte!« sagt Becker. »Mit einer Niere, wissen Sie…«
     
     
    »Er kommt zu sich!« sagt Gaby. Höffgen, der gerade eingenickt war, springt so heftig auf, daß der Stuhl umfällt. Poltern im Raume. Endlich und tatsächlich, Trimmel kommt zu sich, und er durchstößt mit letzter Kraft die harte, dünne Haut zwischen Traum und Wirklichkeit.
    Mit geschlossenen Augen tastet er um sich, kommt zunächst nicht weit mit der Hand, stellt aber fest: das Lager nebenan ist leer. Keine Jill. Vielleicht holt sie ja Brötchen, denkt Trimmel, fürs Frühstück. Dann hustet einer. Erst dieses Poltern, und jetzt… Er schlägt die Augen auf.
    Keine Jill, richtig. Aber außerdem liegt er in einem Bett mit einem richtigen

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