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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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könnten wir uns duzen, ich bin Taisto.«
    Lucia Lucander, alias Sanna Tarkiainen, sagte, dass er sie Lucia nennen könne. Die Zirkusprimadonna um-armte den Kaufmann herzlich und drückte ihm einen Kuss auf beide Wangen. Der Blick des Witwers trübte sich vor Glück. Dass ihm so etwas widerfuhr … Vor ihm lag ein langer Winter mit einer schönen Frau und einem Elefanten! Da galt es nur noch fix die Futterfrage zu klären!
    Zunächst gingen sie mit Emilia zu dem künstlichen Teich. Richtig gebadet hatte sie zuletzt im Hafen von Mäntyluoto, als ihr die Stauer hinter den Speichern über eine Schräge ins Meer geholfen hatten. Das war schon eine Weile her. Lucia und Taisto saßen am Ufer und sahen Emilia zu. Das Wasser stieg um zehn Zentimeter, als sie in den kühlen Teich watete. Sie wälzte sich ge-nießerisch in dem klaren Wasser und brummte zufrie-den. Dann spritzte sie mit dem Rüssel eine Wasserfon-täne fünfzehn Meter weit.
    »Wie geschickt sie ist!«, lobte der Kaufmann, und in seiner Stimme war kein einziger falscher Ton. Er zog Notizbuch und Bleistift aus der Jackentasche. »Nun zum Futter, was frisst sie denn genau?«
    Lucia diktierte ihm die Speisekarte. Täglich zwanzig Kilo Kraftnahrung, zum Beispiel Haferschrot oder Kleie, fünf alte Brote, egal, ob aus Roggen oder Weizen. Zwei oder drei Eimer Wasser, in das zehn Kilo Obstbrei ge-mischt sind, Apfelsinen mit Schale eigneten sich zum Beispiel, ferner fünf Kilo halb reifer Möhren und zehn Kilo Futter- oder Zuckerrüben.
    »Zuckerrüben kriegt man in dieser Gegend umsonst«, wusste der Kaufmann zu berichten.
    Futter und Dung durften auf keinen Fall miteinander in Berührung kommen, Kolibakterien hatten schon viele Zirkuselefanten getötet, besonders in Schweden in den 1920er Jahren.
    »Äpfel, fünf Kilo pro Tag, dazu zehn Kohlköpfe, oder wenn man die nicht hat, tun es auch Kuhpilze und Boviste, wegen Giftpilzen braucht man sich keine Ge-danken zu machen, ein Elefantenmagen verträgt sogar Sägeblätter«, fuhr Lucia in ihrer Aufzählung fort.
    »Das waren die Vitamine, und nun das eigentliche Futter: 150 Kilo Heu, dazu Gras (am besten Luzerne, aber Timotei ist fast ebenso gut geeignet) und irgendwel-che Büschel und Blätter. Alte Saunaquaste eignen sich gut, aber man muss aufpassen, dass sie nicht mit Draht, sondern mit Weidenruten zusammengebunden sind. Mindestens einmal pro Woche sollte man ihr zehn Zentimeter dicke Espenschösslinge zum Knabbern geben, Erlen tun es auch. Möglichst nicht Kiefern oder Fichten! Für die allmonatliche Pflege der Fußsohlen und der Stoßzähne benötigt sie zwei Kilo Vaseline.
    Dann noch hundert Liter Wasser für die Nacht, Emilia saugt es selbst aus dem Schlauch. Eimer sind nicht erforderlich. Sie ist an besondere Bedingungen gewöhnt und nicht mäkelig.«
    Lucia erzählte, dass sie in Wladiwostok an Emilia in einer Woche tausend Kilo Walbarte verfüttert hatte, und im Ergebnis war sie so erstarkt, dass sie gelernt hatte, auf beiden Vorderbeinen zu stehen, und sie hatte kein einziges Mal während der Fresskur Blähungen gehabt.
    »Ein anspruchsvoller Kostgänger«, sagte Taisto stau-nend. Er zog einen dicken Strich unter die Liste. Das gehe alles seinen Gang, und die Menge des Futters jage ihm keine Angst ein.
    »Es entspricht ungefähr dem, was zwanzig Reitpferde brauchen, aber das kriegen wir schon hin.«
    Trotzdem vereinbarten sie, dass Lucia im Laden als Aushilfe beschäftigt würde.
    »Aus steuerlichen Gründen, arbeiten musst du nicht unbedingt«, erklärte der Kaufmann zuvorkommend. »Ich bestelle gleich als Erstes zehn Tonnen Futterroggen und eine größere Menge Stroh.«
    Lucia erzählte ihm, dass Elefanten dreimal täglich ge-füttert wurden. Am Morgen Brot, wobei Schimmel nichts ausmachte, und ungefähr zwei Eimer Wasser und Krafthäcksel. Am Vormittag zusätzlich zum Krafthäcksel noch reichlich Heu und anderes Halmfutter, insgesamt etwa ein Ballen. Ferner entastete Espenstämme zum Knabbern und zur Vertreibung der Langeweile. Ein wenig Vaseline für die Füße und die Stoßzähne, das Tier nahm das Fett selbst mit dem Rüssel auf und verteilte es, auch auf die Hinterfüße. Und am Abend vor zehn Uhr noch eine tüchtige Mahlzeit: hundert Kilo Futter und reichlich Wasser für die Nacht.
    Emilia stieg aus dem Teich. Sie schüttelte das Wasser nicht von sich ab wie ein Hund, sondern wälzte sich nach Art der Pferde auf dem Rasen. Sie genoss ihr Da-sein, steckte den Rüssel mal unter den Bauch, mal in den Mund.

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