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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Hund hatten die Kinder mit schwarzem Filzstift große Kreuze gemalt, nun wurde er in die Grube gesenkt und anschließend das Grab zugeschaufelt. Die Kinder schmückten den kleinen Hügel mit Blumen, die sie auf der Wiese gepflückt hatten. Es wurde gesungen und geweint. So fand Rekkus irdischer Kampf einen würde-vollen Abschluss.
    Die Nacht war wolkenlos. Lucia und Paavo schliefen unter warmen Decken auf der Schlafcouch auf Emilias Rücken. Ein sternklarer Himmel wölbte sich über den Feldern. Am südlichen Horizont schimmerte wunderbar
    klar das Sternbild des Orion. Emilia schnarchte fried-lich. Lucia flüsterte, dass der kleine Rekku jetzt be-stimmt im Hundehimmel war, und Paavo war derselben Meinung. Man konnte fast hören, wie droben in der Höhe Mischlingshunde hell und fröhlich bellten.
    BEIM WARTEN AUF MITTSOMMER WIRD DER KELLER REPARIERT
    Tauno Riekkinen und Paavo bauten am nächsten Mor-gen eine robuste Schräge, dann redete Lucia Emilia zu, aus dem Keller zu steigen. Es klappte gut. Emilias Füße waren in Ordnung, wie Lucia bei einer Kontrolle fest-
    stellte. Der Elefant hat unter dem Mittelfuß und den Zehenknochen dicke Sohlen. Dieses elastische Gewebe wirkt zugleich als Stoßdämpfer für die Sprunggelenke. Diese Gelenke werden oft fälschlich für die Knie des
    Tieres gehalten, weil der Fuß nach hinten abgeknickt werden kann und die Tiere auf diesem Gelenk knien können.
    In dem Erdkeller lagerten noch ein paar hundert Kilo Kartoffeln. Paavo fragte den Bauern, ob er ihm die ver-kaufen würde, und bei der Gelegenheit wollte er ihm auch gleich die Reparatur des Kellers bezahlen.
    »Die Kartoffeln kriegt ihr umsonst. Hilf mir beim Re-parieren, dann ist die Sache damit abgegolten.«
    Es war bereits die Woche vor Mittsommer. Die beiden Männer machten sich daran, ein neues Kellerdach zu bauen. Auf einem gut geführten Bauernhof gibt es für solche Zwecke stets einen Vorrat an Sägeholz. Tauno fuhr mit dem Traktor einen Stapel Bohlen vor den Kel-ler. Nun bekam Emilia den Befehl, das eingebrochene Dach abzubauen. Zunächst begriff sie nicht, was man von ihr erwartete, aber als Lucia und die Männer sie am Rüssel fassten und ihr genau zeigten, dass sie die übrig gebliebenen morschen Dachbalken herausbrechen und auf dem Hof stapeln sollte, verstand sie die Idee. Der Rüssel des Elefanten ist ein unglaublich elastisches und sensibles Organ. Er lässt sich in jede erdenkliche Rich-tung biegen. Mit den Sauglippen des Rüssels kann der Elefant auch Stellen abtasten und identifizieren, die er nicht sieht. Der Rüssel ist nicht nur sensibel, sondern auch unerhört stark. Wenn das Tier damit etwa einen Dachbalken fest packt, dann löst sich dieser knir-schend, hebt sich hoch in die Luft und landet an der gewünschten Stelle. In zwei Stunden hatte Emilia die alte Dachkonstruktion abgebaut. Zur Belohnung bekam sie zwanzig Kilo Kartoffeln, davon gab es auf dem Bau-ernhof ja genug.
    Paavo machte sich daran, Dachstühle zusammenzu-nageln. Insgesamt waren zwölf Stützdreiecke erforder-lich. Im Allgemeinen werden sie mit sechzig Zentimeter Abstand eingesetzt, aber da es hier um ein schweres Erddach ging, entschieden sich die Männer für einen Abstand von nur dreißig Zentimetern.
    Lucia und Eeva gingen währenddessen mit Emilia an den Rand eines nahen Feldes und ließen sie Grummet fressen. Gelächter schallte herüber, die beiden Frauen schienen guter Dinge zu sein. Der Bauer erzählte, dass
    sowohl Eevas als auch seine eigenen Eltern einst aus Karelien evakuiert worden waren, inzwischen aber nicht mehr lebten. Sie waren bereits in mittleren Jahren gewesen, als sie vor dem Krieg hatten flüchten müssen, dann hatten sie hier zwischen Satakunta und Pirkanmaa neues Land bekommen und es bis ins hohe Alter bestellt. Jetzt führte bereits die zweite Generation den Hof, und auch sie durfte nicht nach Karelien zu-rück.
    »Es wäre so schön, könnte man auf dem Land seiner Vorväter arbeiten«, sagte Tauno. »Aber jetzt haben es schon zu lange die Russen gehabt, alles ist zersiedelt und verwohnt.« »Mein Vater hat seine Felder in den Fünfzigerjahren mit einem Fordson gepflügt«, fuhr er fort. »Der Fordson Major war damals schwer gefragt. Ich hab das alte Ding nach und nach repariert, will es wie-der fahrtüchtig machen.«
    Paavo bekundete großes Interesse für den alten Trak-tor. Er erinnerte sich, ihn als Kind auf den Feldern gesehen zu haben. Die Männer unterbrachen ihre Arbeit und gingen in die Maschinenhalle,

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