Ein Elefant im Mückenland
sie sind über die Felder zum Wald ge-
rannt.«
Der Fahrer erzählte, dass es auf der Landstraße bes-ser sei, mehreren Elchen als einem einzelnen zu begeg-nen. In der Gruppe gebe es immer irgendein Tier, das das Auto bemerke und die anderen alarmiere, aber der einzelne Elch trabe vor sich hin und kümmere sich um nichts anderes.
Nach der Sauna zog sich der Mann an und sagte, er wolle noch am selben Abend seinen Kranwagen wieder wegfahren. Er wünschte ein schönes Mittsommerfest und brach auf.
Der nächste Tag war bereits der Vortag von Mittsom-mer. Das Dach des neuen Kuhstalls war am Abend zuvor mit den Blechelementen abgedeckt worden, und nun gab es nicht mehr viel zu tun. Paavo und zwei andere Männer passten die First- und Traufenbleche ein. Die Belüftungsschornsteine für das Dach machte der Blechschmied. Am Nachmittag war alles fertig. Die Helfer brachen auf, um zu Mittsommer zu Hause zu sein.
Die beiden Frauen streiften mit Emilia durch den na-hen Wald. Sie fällten Birken und stellten sie zu Ehren von Mittsommer neben der Haustür auf, außerdem banden sie Saunaquaste. Emilia fraß mit Vergnügen frische Birkenblätter und verschlang sogar ein paar der fertig gebundenen Quaste.
Die Frauen waren guter Stimmung. Der Keller war re-pariert, und auf dem neuen Kuhstall schimmerte das prächtige Dach. Tauno und Paavo waren prima Kerle, tüchtig und rechtschaffen. Ständig werkelten sie ir-
gendwo herum, zum Beispiel gingen sie gerade jetzt in die Maschinenhalle. Wer weiß, was sie dort vorhatten.
Tauno und Paavo hängten die Arbeitsoveralls an den Haken, denn sie wollten sich die guten Stücke nicht mit dem Öl des alten Traktors beschmieren. Dann machten sich die nackten Helden daran, den alten Fordson in Gang zu setzen. Er lief mit Petroleum. Sie gaben zusätz-lich ein Fünftel Benzin in den Tank, denn nach Paavos Erfahrungen war dieser Zusatz nicht nachteilig, eher im Gegenteil, die alte Maschine würde besser anspringen, wenn das Petroleum noch einen schärferen Bestandteil enthielte. Paavo, als der Kräftigere, stellte sich an die Kurbel, Tauno kletterte auf den Sitz und träufelte Kraft-stoff in den Vergaser. Sie starteten einen Versuch.
Dumpf brummend machte der uralte Motor ein paar Umdrehungen, sprang aber nicht an.
»Wir brauchten Äther, der würde ihn zum Leben er-wecken«, meinte Tauno.
»Gib ihm zu saufen, er braucht einfach nur Kraft«, keuchte Paavo und kurbelte vorn an der Maschine, dass sein nackter Rücken vom Schweiß glänzte. Ein bisschen vielversprechender hörten sich die Geräusche schon an, es knallte ein paarmal, und dann verstummte der Motor wieder. Blauer Rauch schwebte durch die Maschinen-halle. Die Männer machten eine Ruhepause.
Eeva und Lucia kamen mit dem Elefanten an die Tür, um zu schauen, was die Männer dort trieben. Emilia erschnupperte mit ihrem sensiblen Rüssel den strengen Petroleumgeruch. Die beiden Frauen wollten nicht be-greifen, warum sich die Männer an einer alten, verroste-ten Kiste abmühten, wo es doch auf dem Hof moderne Maschinen gab.
Paavo kurbelte mit gerötetem Nacken an der wider-spenstigen Maschine, Tauno ließ weiteren Brennstoff einlaufen. Plötzlich sprang der Motor donnernd an. Emilia erschrak und zog sich auf den Hof zurück, die Frauen folgten. Der alte Fordson ratterte dröhnend, dass die ganze Maschinenhalle bebte. Vor Freude juchzend, fuhren die Männer den Traktor nach draußen. Nein, so was, er lief prima! Tauno kletterte vom Sitz, und sie stellten den Vergaser ein, beide Männer beugten sich über den dröhnenden Motor. Da riss der Ölboden des auf vollen Touren laufenden Motors, und schwarzes Schmieröl spritzte nach allen Seiten. Die beiden Männer waren im Nu mit einer glitschigen, schwarzen Schicht bedeckt, nur die Augen glänzten weiß in den verdutzten Gesichtern.
Der Motor stotterte noch ein bisschen und verstumm-te dann. Die Frauen musterten ihre ölverschmierten Männer. Du liebe Güte, solche Tölpel! Haben wir nicht gesagt, dass es sinnlos ist, diese Schrottkiste anzuwer-fen? Männer sind einfach unmöglich! Wie kriegen wir die Kerle jetzt wieder sauber? Und Mittsommer steht vor der Tür!
Bis um Mitternacht wuschen Lucia und Eeva die Männer mit Kernseife, nachdem sie ihnen befohlen hatten, sich ins Gras zu legen. Das schwarze Öl haftete fest an ihren Körpern, der ganze Hof glänzte mittlerweile von der Schmiere. Tauno und Paavo baten, dass ihnen die Frauen Bier brachten.
»Ach, nun wollt ihr auch noch saufen?
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