Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
ganz hinten in der Ecke stand ein großer schmaler Traktor, der blaue Fordson Major. Gemeinsam bewunderten sie ihn und vereinbarten, ihn später, wenn es klappte, in Gang zu setzen und eine kleine Runde auf dem Feld zu drehen.
    Wieder auf der Baustelle, berichtete Paavo seinerseits von seinen Vorfahren und sagte, dass sie alle aus Satakunta seien, solange sich das in den Kirchenbü-chern zurückverfolgen lasse. Auch die Familie seiner Frau stamme aus der Gegend.
    »Manchmal habe ich schon gedacht, dass ich glatt ein Nachfahre Lallis sein könnte. Alles passt, die Namen der Dörfer und viele andere Faktoren.«
    Paavo bekannte, dass er sich mit Lalli seelenverwandt fühle. Jener Bauer aus dem Mittelalter sei ein sehr jähzorniger Charakter gewesen, leicht erregbar, und einer, der nicht viel Umstände machte, weder bei Dingen noch bei Menschen. Der unverschämte Bischof Henrik sei in Lallis Haus aufgetaucht und habe verlangt, dass man ihn bewirte. So was könne ein Mann nicht dulden, vor allem, da nur hilflose Frauen und ängstliche Knech-te daheim gewesen seien. Da habe nur sofortige Rache geholfen. Der Bischof habe auf dem Eis des Köyliönjärvi seinen Kopf eingebüßt.
    Tauno lachte und sagte, dass es vielleicht auch in seiner Familie Mörder gegeben habe, aber vermutlich keinen, der einen Bischof getötet habe.
    Die Frauen holten die restlichen Kartoffeln aus dem Keller und reinigten die Kisten von Erdkrumen und Holzsplittern. Eeva machten den Gästen Betten im Speicher zurecht, einer konnte in der alten Knechtstube schlafen, der andere in jener der Mägde. Emilia bekam eine Kette ans linke Vorderbein, in die Wand des Spei-chers wurde ein Haken geschlagen und die Kette daran befestigt. Falls Emilia aus irgendeinem Grunde in der Nacht auf Wanderschaft gehen wollte, würden die bei-den Schläfer erwachen und könnten sich um sie küm-mern. Versorgt wurde sie mit einem Bottich mit fünfzig Litern Trinkwasser, zwanzig Kilo Äpfeln und einem großen Heuballen, der geöffnet und als Häcksel ver-streut wurde.
    Nachts kam Lucia aus ihrer Mägdekammer, kroch zu Paavo ins Bett und schmiegte sich an ihn. Sie hatte über Emilia nachgedacht und nicht schlafen können. Paavo machte ihr Platz. Er fand, dass es Emilia wieder gut ging, sie war nur wild geworden, weil der Hund sie am Schwanz gezogen hatte.
    Lucia sagte darauf, dass Emilia noch nie zuvor der-maßen getobt habe, nicht mal im Großen Moskauer Zirkus oder in Sibirien.
    »Ich habe so Angst, dass sie verrückt wird.« Paavo versuchte sie zu beruhigen. Es komme doch
    immer mal vor, dass sich ein Mensch aufrege, und erst recht ein Elefant. Er selbst, Paavo, sei ähnlich veranlagt.
    »Aber du bist so schnell wieder versöhnt. Der Elefant hat ein besseres Gedächtnis als du.«
    Darauf sagte Paavo, dass es auch an seinem Ge-dächtnis nichts auszusetzen gebe, er erinnere sich noch an jede Menge unangenehmer Dinge aus der Vergan-genheit.
    Lucia beruhigte sich, schlief bald ein und lag die gan-ze Nacht an Paavos Seite.
    Am Morgen gab es ein kräftiges karelisches Frühs-tück: Piroggen, gesalzenen Fisch, Käse, Gelee und Tee mit Honig. Dann machten die Frauen mit Emilia einen Spaziergang, und die Männer bauten weiter am Keller-
    dach.
    Tauno holte vom nahen Sägewerk weiteres Holz, sie brauchten noch mehrere Bohlen und verschiedene Sorten Spundbretter für Innen- und Außendach. Als sie die Fracht entladen hatten, setzten sie als Basis für das Dach in jede Ecke einen großen Feldstein und verlegten auf ihnen dicke Bohlen. Um die Steine kam trockener Kies, den sie feststampften. Nun setzten sie Paavos Dachstühle ein und nagelten das Innendach fest. Darauf verlegten sie zwei Schichten Dachpappe, und zwar so, dass die Ränder überlappten, so konnte keine Feuchtig-keit in die Konstruktion eindringen. Über die Isolierung legten sie noch zwanzig Zentimeter dick Glaswolle. Das Regendach bildeten Spundbretter, darüber kamen nochmals zwei Schichten Dachpappe. An den Traufen brachten sie zwanzig Zentimeter hohe Kanten an, und dann bedeckten sie das ganze Dach noch mit einer fünfzehn Zentimeter dicken Schicht Kies, auf den sie zum Abschluss zehn Zentimeter Erde schaufelten. Tauno säte Klee darin aus, und nun war der Keller fertig.
    EIN NEUER STALL
    FÜR DIE KÜHE DER RIEKKINENS
    Die Riekkinens besaßen einen recht großen Milchbau-ernhof, und sie waren dabei, ihn noch zu erweitern. Da die Reparatur des Kellerdaches so flott und fachmän-nisch vonstatten gegangen war, wollte Tauno

Weitere Kostenlose Bücher