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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Werke. Emilia beäugte das riesige Gebilde interessiert, sie schien sich ein wenig vor dem seltsamen Ding zu fürch-ten, das wie ein Wal aussah und metallische Geräusche von sich gab.
    Lucia und Paavo überlegten, ob sie vor dem Haus warten sollten, damit sie herausfanden, warum an einem See in Häme in einer privaten Werkstatt ein U-Boot gebaut wurde. Emilia stieß einen verwunderten Trompetenlaut aus. Darauf verstummte das Hämmern, und aus dem halbfertigen Rumpf kroch ein großer Mann in blauem Overall und mit einem Schmiedehammer in der Hand. Jetzt war es an ihm zu staunen, als er auf seinem Hof einen großen Elefanten mit zwei wildfremden Menschen auf dem Rücken entdeckte. Er blickte zwei-felnd zu den in luftiger Höhe schwebenden Reitern auf und stellte die Frage:
    »Nanu … Ihr seid wohl auch verrückt?« Lucia und Paavo stiegen aus dem Sattel. Man stellte
    sich gegenseitig vor. Der Besitzer des Hauses hieß Leo Valkama. Er sagte, dass er noch nie einen lebenden Elefanten gesehen habe, nicht einmal im Zoo, geschwei-ge denn auf seinem eigenen Hof. Lucia erzählte ihm Emilias Geschichte und auch, dass sie mit ihr zum Saimaa-Kanal unterwegs waren, von wo sie die Reise zunächst in den Finnischen Meerbusen und die Ostsee und dann nach Afrika antreten sollte.
    Paavo erkundigte sich nach dem U-Boot, und der Mann sagte.
    »Das hier sieht möglicherweise wie das Werk eines Ir-ren aus, und im Grunde genommen bin ich auch durch die Depressionen nach dem Konkurs und der Scheidung irre geworden.«
    Die Geschichte Leo Valkamas und des U-Bootes war noch trauriger als die von Emilia und nicht minder facettenreich. Wahrend der schweren Rezession in den 1990er Jahren war Leos Metallbetrieb in Konkurs ge-gangen, so wie Tausende andere Kleinfirmen, die aus-ländische Kredite aufgenommen hatten. Leos Werkstatt in Tampere hatte als Zulieferer großer Firmen verschie-dene Metallkomponenten hergestellt. Sie hatte Blechar-beiten gemacht und verschiedene Arten von Büchsen sowie Schutzhüllen für Elektromotoren hergestellt. Zu den besten Zeiten hatte er fast zwanzig Mitarbeiter gehabt. Der Konkurs hatte ihn schwer niedergedrückt, und verschlimmert hatte sich die Situation noch da-durch, dass auch seine Ehe in die Brüche gegangen war. Zum Glück waren die Kinder bereits erwachsen. Leo war zur Zeit seiner Scheidung etwa vierzig gewesen, jetzt war er fast fünfzig.
    Er hatte also im Zuge der großen Rezession seinen Besitz verloren und war anschließend drei Monate in psychiatrischer Behandlung gewesen. Eines Morgens hatte er sich gesagt, da er nun verrückt war, warum sollte er dann nicht etwas wirklich Verrücktes tun, zum Beispiel ein U-Boot bauen. Vor seiner Erkrankung hatte er in Deutschland ein solches gesehen.
    Lucia und Paavo fragten ihn, ob sie den Rest des Ta-ges und vielleicht auch die Nacht am See verbringen dürften. Leo Valkama hatte nichts dagegen. Er hauste allein in seiner Hütte. Oder eigentlich leistete ihm eine Katze Gesellschaft, aber auch die war am Morgen ausge-rissen. Das Häuschen gehörte seiner Exfrau Tiina, die ihm erlaubte, dort zu wohnen, da sie in dem ehemaligen gemeinsamen Sommerhaus nicht mehr Urlaub machen mochte, angeblich hingen zu traurige Erinnerungen daran. In diesem Sinne hatten sie sich einigermaßen gütlich getrennt. Die Frau war weg, aber Leo hatte seine Katze nach ihr genannt.
    Leo Valkama war sehr damit einverstanden, dass Ele-fant und Reiter für ein, zwei Tage auf seinem Hof und im Uferwald lagerten. Er sagte, er wolle noch ein wenig an der Außenhaut des U-Bootes schweißen, aber gegen Abend könnten sie gemeinsam die Sauna heizen und sich eingehender über Elefanten und U-Boote unterhal-ten.
    Paavo entzündete den Grill neben dem Bootssteg, und Lucia machte ein Mittagessen. Der Räucherfisch war verzehrt, aber sie hatten unterwegs an einer Tankstelle ihre Vorräte ergänzt. Würste und Bier waren reichlich vorhanden. Lucia buddelte aus Leo Valkamas Acker neue Kartoffeln. Emilia suchte sich im Schilf am Seeufer selbst ihr Futter.
    Die Würste mit neuen Kartoffeln und Bier schmeckten am Nachmittag allen ausgezeichnet. Leo Valkama er-zählte, dass er schon seit einigen Jahren an dem U-Boot baue. Er vermutete, dass er es irgendwann im Jahre 2005 oder vielleicht auch schon früher zu Wasser lassen könnte. Er hatte keine Eile. Allerdings mangelte es ihm an Geld, denn die Tilgung der Schulden brauchte ihre Zeit. Das Boot selbst würde recht billig, denn er hatte die leeren Fässer vom

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