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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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ausgestrecktem Rüssel schrille Hilferufe aus. Aus eige-ner Kraft war sie nicht herausgekommen. Die Wallgrä-ben der Salpalinja, gegraben während des Krieges, sind tief und haben steile Wände, sie hatten dazu dienen sollen, Panzerangriffe zu unterbrechen, und aus diesen tiefen Gruben fand auch ein, Elefant nicht allein heraus.
    Paavo rief den Tierarzt Seppo Sorjonen an und erzähl-te ihm, was passiert war: Emilia sei wild geworden, sie habe einen Bus demoliert und liege jetzt in einem Pan-zergraben auf der Seite. Die Situation sei schlimm, was tun? Sorjonen sagte, er sei bereits mit Kaufmann Taisto Ojanperä zum Saimaa-Kanal unterwegs, sie hatten bereits Kouvola passiert und würden in einer knappen Stunde in Luumäki eintreffen.
    Als die beiden kamen, hoben sie alle zusammen das leidende Tier mithilfe von Schaufeln heraus, wobei sie aufpassten, dass seine Rippen nicht unter dem gewalti-gen Körpergewicht brachen. Sie gaben ihm Wasser zu trinken und redeten ihm gut zu, und so beruhigte es sich wieder.
    Sorjonen referierte, dass man Tiere seiner Meinung nach nicht vermenschlichen durfte. Tiere sind Tiere, Tierärzte sind Menschen. Emilia nahm eine Schaufel zwischen die Zähne, und dann wollte sie sich bei Sorjonen für die Hilfe bedanken. Sie umarmte ihn mit dem Rüssel und spielte schließlich mit ihm wie mit einem Kameraden. Sorjonen und die Schaufel schweb-ten in luftiger Höhe neben den Baumwipfeln. Sorjonen rief um Hilfe, und da bekam Emilia Gewissensbisse, und sie setzte ihn wieder ab, den Spaten gab sie Lucia. Letzt-lich mögen Tiere die Tierärzte.

    Am nächsten Tag konnten sie endlich den Weg zum Saimaa-Kanal fortsetzen. Auch der Busfahrer kam zum Zeitvertreib mit, denn die Klärung seiner Versicherungs-angelegenheiten würde einige Zeit beanspruchen. Bis nach Lappeenranta waren es vierzig Kilometer. Emilia war munter, nachdem sie eine ruhige Nacht in der gro-ßen Mannschaftshöhle verbracht hatte. Sie hatte zum Frühstück zehn Kilo Heu und eine Metze Kartoffeln gefressen und einen Eimer Wasser getrunken. Die Ge-sellschaft brach gegen zehn Uhr auf und erreichte ihr Ziel am Nachmittag. Sie gingen nicht erst in die Stadt, sondern steuerten sofort den Hafen von Mustola an, bis dahin waren es nur wenige Kilometer.
    An dem langen Kai lagen das alte Binnenschiff Puumala und zwei Frachtschiffe, eines davon war die Marleena, auf der Kaarinas Vetter Armas Toivonen fuhr, ein Vierhundert-Tonnen-Stückgutfrachter, vierzig Meter lang.
    Emilia stapfte ruhig über den Kai. Die Männer nah-men ihr den Sattel ab und trugen die Heuballen und das übrige Futter aufs Schiff, schließlich wurde Emilia selbst mit einem Kran hinaufgehievt. Sie hing hoch über dem Kanal in den Seilen und schien völlig verwirrt, noch nie hatte sie eine solche Luftreise gemacht. Mit zittern-dem Rüssel blickte sie um sich, aber als sie sah, dass Lucia und Paavo ganz in der Nähe auf dem Kai standen, bewahrte sie ihre Würde. Bald wurde sie langsam und vorsichtig in den Frachtraum hinabgelassen. Lucia ging ebenfalls an Bord. Paavo kam mit, aber Lucia sagte, dass sie nicht von ihm verlangen könne, die Reise mit-zumachen, nicht nach Rostock und auch nicht nach Afrika.
    »Bitte, lieber Paavo, du musst zur Ernte zu Hause sein, deine Frau wartet schon.«
    Tierarzt Seppo Sorjonen wollte Lucia ebenfalls gern auf der Schiffsreise Gesellschaft leisten. Er sagte, dass er ihr eine große Hilfe sein könnte, falls Emilia etwa seekrank oder bei Sturm gegen die Schiffswände ge-schleudert würde. Lucia bedankte sich für das edle Angebot, erinnerte ihn aber daran, dass er Bezirkstier-arzt in Pori war.
    Wahrend der ganzen Verabschiedung hatte der Bus-fahrer, der auf dem Kai stand, seinen Auslandsreisepass hervorgeholt und studiert. Ein Berufskraftfahrer pflegt den Pass stets bei sich zu haben, falls mal ein Einsatz überraschend über die Landesgrenzen hinausgeht. Er sprang aufs Schiff und rief den an Land Gebliebenen zu:
    »Ich fahre nach Afrika, was soll unsereiner ohne Fahr-zeug in Finnland anfangen.«
    Bauer Paavo Satoveräjä, Tierarzt Seppo Sorjonen und Kaufmann Taisto Ojanperä schauten wehmütig zu, wie das Kanalschiff Marleena durch die Schleuse von Mustola in Richtung Meer steuerte. Lucia und der Bus-fahrer standen auf dem Achterdeck und winkten. Durch ein Bullauge des Frachtraumes war Emilias riesiger Kopf zu sehen. Die Schiffssirene tutete zum Abschied, und Emilia trompetete so kräftig, dass ihr ganzer Rüssel zitterte. Die Marleena schaukelte im

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