Ein endloser Albtraum (German Edition)
berstender Damm. Ich grinste Fi kurz an und ging wieder in eine weite Kurve, um auf die Straße zu gelangen, ohne gegen irgendetwas zu stoßen. Der Sattelschlepper folgte prachtvoll. Um das Geräusch niedrig zu halten, schaltete ich die Kupplung auf Leerlauf, rollte zu einer Baumgruppe und parkte dort. Fi versuchte bereits die Jungs mit dem Walkie-Talkie zu erreichen, aber die Interferenz durch den Motor war zu groß.
»Ich gehe zur Ecke hinunter, schaue nach, ob alles in Ordnung ist, und rufe sie von dort aus an.«
»Okay.«
Sie glitt aus der Fahrerkabine und ging zur Ecke. Ich sah ihr durch die Windschutzscheibe nach. Ich hatte an Fi schon immer sehr viel bewundert, aber nun bewunderte ich ihren Mut anstatt ihre Grazie und Schönheit. Sie sah aus, als würde schon eine Brise sie umwerfen, aber jetzt ging sie allein durch die verlassenen Straßen einer Stadt in einer Kriegszone. Das würden nicht viele Leute tun; noch weniger Leute, die so ein beschütztes Leben gehabt hatten wie sie. Sie ging zur Ecke, sah lange vorsichtig in beide Richtungen, streckte den Daumen in die Höhe und begann dann in das Walkie-Talkie zu sprechen. Nach einigen Minuten bedeutete sie mir weiterzufahren. Ich erwischte zuerst den Rückwärtsgang, fand dann aber den ersten Gang und rollte mit dem Sattelschlepper zu ihr, um sie mitzunehmen.
»Bist du durchgekommen?«
»Ja. Es geht ihnen gut. Zwei Patrouillen sind vorbeigekommen, aber keine Konvois.« Plötzlich wandte sie sich zu mir. »Ellie, glaubst du wirklich, dass wir es schaffen?«
Ich versuchte sie selbstsicher anzugrinsen. »Ich weiß es nicht, Fi. Ich glaube, dass wir es vielleicht können. Ich hoffe, dass wir es können.«
Sie nickte und sah wieder nach vorn. Wir fuhren zur nächsten Ecke. »Von hier an gehe ich«, sagte sie, »und gebe dir bei jeder Ecke ein Zeichen. Das ist genauso schnell. Aber schalt den Motor jedes Mal ab, wenn du wartest, er ist ziemlich laut.«
»Okay.«
Auf diese Art schafften wir zwei Blocks, aber bei der nächsten Ecke sah ich, dass sie einen Blick in die Straße rechts von ihr warf, sich zurückzog und zu mir gerannt kam. Ich sprang aus dem Sattelschlepper und lief ihr entgegen. Sie keuchte nur ein Wort: »Patrouille«, und gemeinsam sprangen wir über einen niedrigen Zaun in einen Garten. Direkt vor uns stand ein riesiger, alter Eukalyptusbaum. Ich war so nervös, dass ich nichts anderes sehen konnte. Meine Augen und mein Verstand konzentrierten sich gänzlich auf ihn; in diesem Augenblick existierte nichts anderes für mich. Ich kletterte wie ein Opossum hinauf, zerkratzte mir die Hände, spürte aber keine Schmerzen. Fi folgte mir. Ich schaffte etwa drei Meter, als ich von der Ecke her Stimmen hörte, die mich bremsten, mich ruhiger und vorsichtiger machten. Ich kletterte einen Ast entlang, um mich umzusehen. Ich wusste nicht, ob es ein Fehler gewesen war, hier hinaufzuklettern. Ich erinnerte mich an Dad, der einen großen, hässlichen Flicken über ein Loch in der Dachrinne klebte, das Opossums gemacht hatten, und dazu sagte: »Das menschliche Auge blickt nicht über seine eigene Höhe hinaus.« In diesem Augenblick meines Lebens hoffte ich wirklich, dass er Recht hatte. Das Problem war, dass wir, falls sie uns entdeckten, nicht wie Opossums in einem Baum, sondern wie Ratten in einem Abflussrohr sein würden. Von hier gab es kein Entkommen.
Wir warteten und beobachteten. Die Stimmen gingen eine Weile weiter, dann wurden sie lauter, als die Soldaten sich uns zuwandten. Ich war zutiefst enttäuscht. Das war das Ende unseres Großen Plans. Es konnte auch unser Ende sein, denn sobald sie den Sattelschlepper sahen, würde ihre erste Reaktion sein, das Gebiet abzuriegeln und zu durchsuchen. Es überraschte mich, dass sie ihn noch nicht gesehen hatten. Sie waren verstummt, aber ich hörte das Scharren ihrer Schuhe. Mein Verstand raste; zu viele Gedanken durchquerten ihn zu rasch. Ich versuchte einen von ihnen zu fassen, um festzustellen, ob er uns einen Ausweg zeigen konnte, aber ich war derart in Panik, dass ich mich nur auf den Baum konzentrieren konnte. Durch den ständigen Schmerz in meinem linken Bein wurde mir allmählich bewusst, dass Fi sich an mich klammerte wie ein Opossum auf einem unsicheren Ast. Sie hatte ihre Klauen so tief in meine Wade gegraben, dass ich sicher blaue Flecken bekommen würde. Ich sah jetzt durch die Blätter eine Bewegung und kurz darauf kamen die Soldaten langsam in Sicht. Es waren fünf, drei Männer und zwei
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