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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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Treppe hinauf, ohne den Stock zu Hilfe zu nehmen.
    « Hat der Cavaliere dir auch gebührend Gesellschaft geleistet?», fragte er das Mädchen scherzend.
    « Mein Verdienst ist dabei gering», antwortete ihm Celio.«Kaum hatten wir uns zu Tisch gesetzt, trafen ‹die beiden Erwarteten› ein, und ihnen gebührt die ganze Ehre.»
    Morosina warf Celio einen Blick zu, um zu ergründen, ob er vorsätzlich die Unwahrheit gesagt habe; und tatsächlich, ein unmerkliches kleines Lächeln bewies es ihr.
    « Ah, so früh seid ihr also schon gekommen?», sagte Seine Exzellenz, ließ sich auf der Terrasse nieder und fächelte sich mit dem Fächer Luft zu.« Hätte ich gewusst, dass ich in Noale so vortreffliche Pferde habe, hätte ich den Cavaliere bestimmt nicht bemüht.»
    « Bemüht...?», rief der Cavaliere mit einem Ausdruck des Stutzens.
    « Gewiss!», ergriff Formiani wieder das Wort.« Doch wie hätte ich mir behelfen sollen? Heute ist nämlich Montag, müsst ihr wissen, und da isst sogar Don Gasparo außer Haus, oben in San Geremia! Und wenn ich eher daran gedacht hätte, so hätte es tausend Möglichkeiten gegeben, aber heute Morgen war mir dieser Umstand mit dem Hochamt völlig entfallen. Und so habe ich in aller Eile die paar Freunde gebeten... Apropos, wo sind denn die Carmini? Sind sie etwa schon wieder gegangen?»
    « Ich glaube, sie sind gestern Abend oder heute nach Asolo abgereist», antwortete der Cavaliere.
    « Oh, das tut mir aufrichtig leid für Euch, Cavaliere», erwiderte Formiani.«Aber umso mehr danke ich Euch, dass Ihr die Mühe ganz allein auf Euch genommen habt.»
    « Oh, Sie beschämen mich wirklich, Exzellenz, und Sie wissen besser als ich, welches Vergnügen und welche Ehre Sie mir dadurch erwiesen haben. »
    « Nun ja, Ihr habt recht, der Irrtum ist auf meiner Seite!», bemerkte Formiani schlau.
    Bald darauf empfahl sich der Cavaliere bis zum Abend, wenn er sich, wie er sagte, zur Nachtwache wieder einfinden werde. Und Morosina bemerkte ein flüchtiges Winken der Hand, als seine Gondel die Biegung des Kanals erreicht hatte. Auch Chirichillo beobachtete die Gondel, und als sie verschwunden war, musterte er insgeheim Morosina und stieß einen Seufzer aus. Der Inquisitor sah verstohlen bald den Schreiber, bald das Mädchen an, als könne er in ihrer Seele lesen wie in einem Buch. Nur der vollkommen ahnungslose Podestà gab sich aus ganzer Seele dem Geschäft der Verdauung hin, ohne sich im Geringsten um die anderen zu bekümmern.
    « Holla, mein lieber Alvise», rief Formiani ihn plötzlich an und störte ihn aus seiner philosophischen Mittagsruhe auf,«es sieht so aus, als würde Cecilia dich in puncto Kleidung recht knapphalten! »
    « Ach, was wollen Sie», antwortete der Podestà und sah sich um.«Sie möchte eben nicht, dass ich zu glanzvoll auftrete.»
    « Ich verstehe», erwiderte der andere,«den Glanz beansprucht sie für sich selbst. An dieser Stelle hier glänzt es aber doch etwas zu sehr», sagte er und wies auf den Kragen des Podestà.
    « Das scheint mir speckig zu sein», sagte dieser, ungerührt eine Prise Schnupftabak nehmend.
    « Das scheint mir auch so», bestätigte Formiani. « Könntet ihr nicht hinaufgehen zu Moretta und euch alle beide ein wenig gesellschaftsfähiger ausstaffieren lassen?»
    « Ach, ist Moretta immer noch da?», rief Valiner.
    « Da lachst du, hm, du Schelm, weil du eine Schwäche hattest für das Mädchen. Aber sei getrost, ja, sie ist noch bei mir. Das weißt du doch, dass in meinem Haus nur der Tod die Dienstboten entlässt, und da hat sie noch lange hin, denn sie ist, glaube ich, nicht einmal fünfundzwanzig Jahre alt.»
    « So alt schon?»
    « Findest du das etwa zu viel? Du möchtest wohl nicht gern alt sein? Da hast du hundertmal recht, mein lieber Alvise, denn schon die Römer sagten: senectus ipsa morbus est 84 !»
    Der Podestà machte große Augen.
    « Na, na», fuhr Formiani fort,«nun weck mir doch erst einmal Chirichillo und Morosina auf, die scheinen ja auf Wolken zu schweben, und lass dich zur Garderobe bringen... Morosina», setzte er hinzu,«führ unsere beiden Provinzler zu Moretta, sie soll ihnen ein wenig venezianischen Anstrich geben! Kleidung habe ich ja in allen Größen. Letztes Jahr war ich ziemlich wassersüchtig, und die Sachen werden deinem Vater passen; unterdessen bin ich abgemagert, dass Gott erbarm’, und da wird auch Chirichillo etwas Passendes für sich finden.»
    Während die beiden Magistratsbeamten aus Asolo sich zum

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